IT-Sicherheit:Hacking-Vorwurf: US-Vizepräsident Joe Biden droht Russland mit Rache

IT-Sicherheit: US-Vize Biden bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im Bundesstaat Nevada.

US-Vize Biden bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im Bundesstaat Nevada.

(Foto: AP)
  • Seit Monaten werden im US-Wahlkampf Dokumente geleakt. Hacker konnten sich diese Dokumente anscheinend von den Netzwerken der demokratischen Partei holen.
  • Die USA gehen davon aus, dass die russische Regierung auf diese Weise den US-Wahlkampf manipuliert.
  • In einem Interview deutet US-Vize Biden an, dass die USA mit einem Cyberangriff auf Russland zurückschlagen könnten.

Von Hakan Tanriverdi

Nach der öffentlichen Anschuldigung folgt nun die erste öffentliche Drohung. Im Interview mit NBC News hat der amerikanische Vizepräsident, Joe Biden, dem russischen Staat mit Konsequenzen gedroht. "Wir werden eine Botschaft senden", sagte er.

Seit Monaten werden im US-Wahlkampf Dokumente geleakt. Hacker konnten sich diese Dokumente anscheinend von den Netzwerken der demokratischen Partei schnappen. Von unwichtigen Botschaften, wie sie in E-Mails eben zu finden sind, bis hin zu brisanten Informationen wurden tausende Dokumente veröffentlicht.

Die US-Regierung beschuldigte in der vergangenen Woche den russischen Staat, hinter den Angriffen zu stecken (Details hier). "Die kürzlichen Enthüllungen von angeblichen E-Mails auf Seiten wie DCLeaks.com und Wikileaks und durch die Online-Persönlichkeit Guccifer 2.0 stimmen mit den Methoden und Motivationen von Bemühungen überein, die von Russland angewiesen wurden", hieß es in einem Statement.

Sanktionen oder Cyberangriff

Seit dem Erscheinen der Ankündigung wird gerätselt, was der nächste Schritt der US-Regierung sein würde. Ökonomische Sanktionen schienen eine Option zu sein. Schließlich verhängte das Land ebensolche, nachdem sie die Regierung in Nordkorea beschuldigt hatte, hinter dem Hacker-Angriff auf Sony Pictures Entertainment zu stecken. Eine andere Option ist nun jene, die von Biden im Interview angedeutet wird.

"Wir haben die Fähigkeit es zu tun", sagt Biden. Putin werde schon Bescheid wissen, wenn es so weit sei. "Es wird zu einer Zeit geschehen, die wir selbst wählen und die den größten Effekt haben wird", sagt Biden im vorab veröffentlichten Schnipsel des Interviews. (Das Interview wird am Sonntag in voller Länge veröffentlicht.)

Zwar spricht Biden nicht ausdrücklich von einem Cyberangriff, doch dieser Schluss liegt nahe. Denn auf die Nachfrage des Moderators, ob die Öffentlichkeit diese Botschaft mitbekommen werde, antwortete Biden: "Ich hoffe nicht." Cyberangriffe können geheimgehalten werden.

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Reaktion werde "angemessen" sein

Sie laufen aber auch digital ab, daher ist es üblicherweise schwer, mit absoluter Sicherheit einen Urheber auszumachen. Die US-Regierung veröffentlichte abgesehen von der Anschuldigung keine weiteren Dokumente, die eine Urheberschaft von Russland beweisen würden.

Digitale Informationen lassen sich fälschen. IT-Sicherheitsfirmen, die Einbrüche in Firmennetzwerke analysieren, sprechen auch deshalb in aller Regel von hohen Wahrscheinlichkeiten. Im Fall der Hacking-Angriffe auf die US-Demokraten haben Dutzende IT-Sicherheitsfirmen von dieser hohen Wahrscheinlichkeit gesprochen - mit Hinblick auf Russland.

Es passiert eher selten, dass die US-Regierung Anschuldigungen von Cyberangriffen öffentlich ausspricht. Daraus entsteht der Druck, zu reagieren. Biden spricht im Interview davon, dass eine solche Reaktion "angemessen" ausfallen werde. Unklar bleibt, was er damit meint.

Mögliche Szenarien

Denkbar sind mehrere Szenarien, die James Stavridis, Ex-Admiral der US-Navy, in einem Artikel für Foreign Policy ausführt: Im Auftrag der USA könnte der Geheimdienst die Netzwerke in Russland knacken und der Öffentlichkeit demonstrieren, wie in diesem Land der Zugang ins Netz blockiert wird - die Bevölkerung hätte daraufhin eine Möglichkeit, die Zensur zu umgehen. Stavridis nennt auch aggressivere Möglichkeiten.

Russlands Präsident Putin selbst hat die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen.

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