Schade eigentlich: Da hat sich mal jemand ein schönes Gastro-Konzept ausgedacht, und dann rentiert sich das Lokal nicht. Die Rede ist von der Cantine Cantona in der Maxvorstadt, die vor zwei Jahren mit einer konsequent regionalen Küche an den Start gegangen ist. Es gab gute Menüs dort, gute Weine und eine lässige Atmosphäre. Doch im September haben die Macher aufgegeben und einer Pizzeria Platz gemacht, in einer Gegend, in der man nur zweimal umzufallen braucht, um gleich beim nächsten Italiener zu sein.
So mag er es halt, der Maxvorstädter: Pizza Funghi statt Bavette-Steak und einen günstigen italienischen Hauswein statt eines ausgesuchten Tropfens. Und weil so eine Pizza halt schneller runtergeht, lassen sich die Plätze pro Abend gleich mehrmals besetzen, anders als in einem Lokal, wo man sich gerne fürs Genießen Zeit nahm.
Vom Bauernhof auf den Tisch - das Konzept war gut, aber schwer durchzuhalten. Nun haben die drei Betreiber der Cantine Cantona nachjustiert: Es darf auch mal kosmopolitisch sein.
Dass das Ausgehvolk zunehmend zum Hudeln tendiert, kommt Wirten gut zupass. Pizza oder Burger sind zwar billiger, aber die Masse macht's. Und für die Gäste gilt: Ein Stünderl da, ein Stünderl dort. Je mehr Lokale man an einem Abend "macht", desto mehr Stoff gibt es für Instagram und Snapchat. In Ruhe essen? Total überschätzt! Da wundert es einen überhaupt nicht, dass sich selbst unter der Woche etwa beim Burgerladen Hans im Glück an der Sonnenstraße vor der Tür Schlangen bilden.
Die zehn Minuten Wartezeit bis der nächste Tisch frei wird, nehmen die Leute in Kauf, weil diese schnell kompensiert wird: So ein Burger mit Pommes ist mit ein paar Bissen verschlungen, den dazu servierten Mojito kippt man auch zügiger runter als so einen sperrigen, trockenen Rotwein. Es ist also abzusehen, dass die Hans-im-Glückisierung der Stadt und der Pizzeriawildwuchs fortschreiten.
Nichts gegen einen guten Burger oder eine gute Pizza: Aber das Scheitern der Cantine Cantona zeigt, dass der Geschmack der Masse die Gastrolandschaft zunehmend dominiert. In München muss man inzwischen sogar in einem Fast-Food-Lokal reservieren. So richtig lässig ist das nicht. Eher lästig.
