Kfz-Versicherung:Vergleichen, nachverhandeln, kündigen

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Wichtig beim Wechsel: Was übernimmt die neue Versicherung?

(Foto: Johannes Simon)

Autobesitzer können viel Geld sparen, wenn sie beim Wechsel der Kfz-Versicherung ein paar Tipps beachten.

Von Friederike Krieger, Köln

Wenn Autobesitzer im November die Rechnung ihres Kfz-Versicherers für 2017 bekommen, wird darauf wahrscheinlich ein größerer Betrag stehen als im vergangenen Jahr. Der Rückversicherer Hannover Rück rechnet damit, dass die Durchschnittsprämien in der Kfz-Haftpflicht- und der Vollkaskoversicherung aufgrund höherer Schäden um etwa drei Prozent steigen werden. Bis zum 30. November können Kunden noch zu einem anderen, oft günstigeren Anbieter wechseln. Sie sollten dabei aber nichts überstürzen. "Bevor man wegen einer kleinen Beitragsersparnis den Anbieter wechselt, sollte man erst prüfen, ob in der neuen Police alles Wichtige mitversichert ist", sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV). Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Wechsel:

Auf welche Versicherungsbedingungen kommt es an?

Der Versicherer sollte bei Kasko-Policen auf den sogenannten Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichten. Dann nämlich zahlt der Anbieter Schäden am Auto auch dann, wenn der Kunde sie mitverschuldet hat, weil er zum Beispiel über eine rote Ampel gefahren ist. "Zudem sollten Navigationsgeräte beitragsfrei mitversichert sein", sagt Boss vom BdV. Darüber sollte die Police auch Marderbisse und daraus entstehende Folgeschäden sowie Kollisionen mit allen Tierarten abdecken. Einige Anbieter zahlen nur bei Unfällen mit Haarwild, aber nicht, wenn der Autofahrer einen Hund überfährt.

Wer einen Neuwagen hat, muss darauf achten, dass der Versicherer bei einem Schaden bis zu zwölf Monate nach dem Kauf noch den Neuwert erstattet. "Außerdem sollte der Fahrer prüfen, ob die Police einen EU-weiten Versicherungsschutz bietet, falls er darauf Wert legt", sagt Boss.

Wie finde ich den günstigsten Anbieter?

Autofahrer sollten sich nicht damit begnügen, nur ein Vergleichsportal für den Versicherungswechsel zu nutzen. "Ein Portal allein findet meist nicht den besten Tarif", sagt Annika Krempel vom Verbraucherportal Finanztip. Einen besonders umfangreichen Marktüberblick bietet das Portal Nafi-Auto. Allerdings können Kunden dort keine Policen abschließen, sondern müssen nach dem Vergleich zur Website des Versicherers wechseln und ihre Daten nochmals eingeben. Im Gegensatz zu Nafi vermitteln andere Portale wie Check24 oder Verivox Kfz-Versicherungen gegen Provision. Aus diesem Grund sind einige Gesellschaften nicht auf den Portalen vertreten. Diese wollen die Provision von teilweise 100 Euro pro Vertrag nicht zahlen und verhindern, dass die Portale zu mächtig werden. Deshalb empfiehlt Krempel, neben Vergleichsportalen auch bei günstigen Anbietern wie HUK24 oder der Hannoverschen Direkt vorbeizuschauen. "Wer Portal und Direktversicherer bei der Suche kombiniert, fährt am besten", sagt Krempel.

Was kann beim Anbieter-Wechsel schief- gehen?

Bei der Angabe der Schadenfreiheitsklasse sollten Autofahrer vorsichtig sein. So rät Boss vom BdV davon ab, einen Schaden zu verschweigen, um beim neuen Anbieter günstiger eingestuft zu werden. "Der neue Versicherer fragt immer beim Vorversicherer nach", sagt sie. Im Zweifelsfall wird es dann teurer als beim alten Anbieter. Einen mit dem aktuellen Versicherer vereinbarten Rabattschutz, der vor einer Verschlechterung der Schadenfreiheitsklasse schützt, können Kunden nicht mitnehmen. Auch wer sein Auto als Zweitwagen angemeldet hat, sollte beim Wechsel aufpassen. "Der Fahrer sollte sich beim neuen Versicherer explizit erkundigen, wie sich die Schadenfreiheitsklasse verändert, wenn das Auto als Erst- statt als Zweitwagen eingestuft wird", sagt Boss.

Was ist mit Telematik-Tarifen?

Einige Kfz-Versicherer sind in den vergangenen Monaten mit Telematik-Tarifen auf den Markt gekommen. Dabei müssen Kunden ihr Fahrverhalten mithilfe einer App, eines Steckers im Zigarettenanzünder oder einer fest verbauten Telematik-Box überwachen lassen. Wer umsichtig fährt, erhält einen Rabatt auf die Prämie. Bei der Allianz, die sich als Marktführer in diesem Bereich sieht, sind das zu bis zu 30 Prozent. Die Rabatte sind aber keine Größe, mit der die Autofahrer fest kalkulieren können. "Wie viel Rabatt die Kunden erhalten, steht meist erst nach einem Jahr fest", sagt Boss.

Gibt es eine Alternative zum Wechsel?

Ja, Nachverhandlungen mit dem bisherigen Anbieter. Um genügend Argumente zu haben, sollten Kunden nachschauen, ob ihr Versicherer Neukunden bessere Tarife anbietet und günstigere Angebote von der Konkurrenz heraussuchen - und dann mit dem Wechsel drohen. Das funktioniert meist. "Außendienst-Mitarbeiter von Versicherern verlieren Bestandsprovision, wenn der Kunde geht", sagt Finanztip-Chef Hermann-Josef Tenhagen. "Sie werden alles tun, um ihn zu halten."

Welche Möglichkeiten gibt es noch, um Geld zu sparen?

Manchmal kann es ausreichen, einige Parameter an der Police zu ändern, die besonders ins Geld gehen. Wer statt eines einzelnen Fahrers einen unbeschränkten Fahrerkreis vereinbart, zahlt etwa 140 Prozent mehr, hat Finanztip berechnet. "Je mehr Fahrer dazukommen, desto teurer wird die Police", sagt Krempel. Auch zu hohe Kilometer-Angaben und ein Verzicht auf Selbstbeteiligung bei der Kasko-Police können teuer werden - ebenso wie eine monatliche Zahlung der Beiträge. "Wer monatlich überweist, zahlt im Schnitt 8,7 Prozent mehr als bei jährlicher Zahlweise", sagt Krempel. Finanztip hat den Musterfall eines 37-jährigen VW Golf-Fahrers mit Vollkasko-Police durchgerechnet. Wenn er alle oben genannten Spar-Ratschläge berücksichtigt und darüber hinaus noch Werkstattbindung vereinbart, lässt sich seine Prämie von 1716 Euro auf 448 Euro im Jahr reduzieren.

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