Wackersberg:Trio Dilettante

Die Drei Haxn mit Michael Well

Landler, Gstanzl und Geschichten: Als die "Drei Haxn" bezaubern die Doktorandin Claudia Pichler, die Lehrerin Anni Preuß und Michael Well (v. li.) das Publikum.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Ausnahme-Musiker und Ex-Biermösler Michael Well hat sich mit Anni Preuß und Claudia Pichler zwei Neulinge auf die Bühne geholt. Patzer machen die "Drei Haxn" mit Charme und Ironie wett

Von Petra Schneider, Wackersberg

Eines machen die "Drei Haxn" am Sonntag im Kramerwirt gleich mal klar: Einen Haxn würden sie sich nicht ausreißen, und "unser bester Freund heißt Dilettant". Seit ein paar Wochen lernt Anni Preuß Saxofon, Claudia Pichler Tuba. Michael Well ist bekanntermaßen länger im Geschäft. Der Ausnahme-Musiker und Ex-Biermösler und die beiden jungen Damen kennen sich schon lange, seit Anfang des Jahres stehen sie auch gemeinsam auf der Bühne. Ihr erstes Programm "Mehr Fleisch" sei noch nicht ganz ausgefeilt und das Zusammenspiel noch nicht gar so perfekt, erklärt Well. "Der Michael ist immer ein bisschen nervös, wenn er nicht mit der Verwandtschaft auftritt, sondern mit uns", sagt die Claudia. "Weil mir san unberechenbar".

Da kann es schon mal vorkommen, dass die Einsätze nicht ganz passen, Töne verrutschen oder sich ein Texthänger einschleicht. Krumm nimmt das niemand, denn "Die drei Haxn", die ihren Namen bei Gerhard Polt entliehen haben, machen das mit Charme und Ironie wett. Perfektion kann ganz schön langweilig sein, die Haxn punkten mit Atmosphäre. "Mehr Fleisch" ist ein klassisches Brettl-Programm: Abwechslungsreich, überraschend und unterhaltsam. Freche Couplets, Landler und Gstanzl, ein Stück vom Kraudn Sepp geht genauso wie eines von Bach. Dazwischen gibt es Gedichte und kleine Geschichten. Well legt einen Schuhplattler aufs Parkett und überrascht mit einem Stepptanz zu einem schottischen Lied - dem Land seiner Vorfahren. Für noch mehr exotisches Flair sorgen ein arabischer Bauchtanz von Pichler und ein russischer Tanz als Zugabe. Auch die Instrumente sind nicht alltäglich: Drehleier und Tuba, Alphorn und eine Art Maultrommel, die allerdings nicht mit dem Maul gespielt wird. Daneben Akkordeon und Gitarre, Saxofon, Baritonhorn und Triangel.

Die Bühne wird zum bunten Jahrmarkt, die etwa 60 Zuschauer staunen und genießen den Abend sichtlich. Bei den Akteuren sind die Rollen klar verteilt: Claudia Pichler, die zurzeit an ihrer Doktorarbeit über Gerhard Polt schreibt, gibt die Zurückhaltend-Naive mit dem mädchenhaftem Charme. Der Name des Programms "Mehr Fleisch" sei entstanden, "weil mia mit Gewalt provozieren wollten", erklärt sie trocken. Sie schlägt sich wacker am Akkordeon und hat erst vor kurzem ihre Liebe zur Tuba entdeckt. Auch wenn die zierliche Person fast hinter dem Instrument verschwindet und die Backen ordentlich blähen muss - Pichler hat es im Griff, ertrotzt dem Blas-Ungetüm einmal sogar ein Solo. Anni Preuß, im wirklichen Leben Gymnasiallehrerin aus Passau und ausgebildete Sängerin, ist die blonde Powerfrau: Temperamentvoll singt sie ihre Lieder und Couplets, gern ein bisschen frivol, und hat mit ihrer kräftigen Stimme und der resoluten Ausstrahlung das Zeug zur Volkssängerin á la Bally Prell. Ihre Glanznummer ist eine Tirade urbairischer Schimpfwörter, wovon "blede Großstadtgretl" noch das harmloseste ist.

Bühnenprofi und musikalischer Mentor ist freilich Michael Well. Der Ascholdinger spielt und erzählt gern von seinem Lieblingsinstrument, der Drehleier. Zum Beispiel im Beitrag "zur aktuellen Heimatsound-Welle": ein schräges Stück mit der schnarrenden Drehleier, inhaltliche Schwerpunkte sind "Fußball und Brotzeit". Hausmusik, das sei eine schöne Sache, sagt Well. Immer hätten sie zuhause gemeinsam musiziert, die Eltern und die 15 Geschwister. "Die Mutter hat die Zither geschlagen und der Vater die Kinder." Für sein Alphorn-Medley braucht er als Stütze einen Zuschauer aus der ersten Reihe, am besten einen aus der Jachenau, "weil deren Köpf' ham den besten Resonanzkörper." Auch politische Seitenhiebe gibt es, natürlich in Gstanzlform: Der "Totalausfall" des Geretsrieder Kulturherbsts, Speichersee am Brauneck ("Jetzt ham mir bald mehr Schneekanonen als Einwohner"), AfD und Fifa-Skandal. Schön auch die Geschichte vom Pfarrer, der das Geld aus dem Klingelbeutel in den Himmel wirft: "Was oben bleibt, derfst behalten", schlägt er Gott vor. "Was runter fällt, ghört mir." Auch wenn das Publikum keine Ruhe gibt - mehr als zwei Zugaben sind nicht drin. "Mir ham nix mehr", entschuldigen sich die Haxn.

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