Englischer Garten:Erhalt des Tiermedizin-Instituts: Spaenle gibt ein bisschen nach

Kultusminister Ludwig Spaenle und LMU-Präsident Bernd Huber teilen mit, wie es mit den Gebäuden der Tierärztlichen Fakultät am Englischen Garten weitergeht.

Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU), links, und der Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität, Bernd Huber.

(Foto: Florian Peljak)
  • Um den geplanten Abriss der Tierklinik-Komplexe an der Königinstraße gibt es Streit.
  • Dort soll ein neuer modernen Campus entstehen.
  • Nun kommt Hochschulministern Spaenle seinen Kritikern einen Schritt entgegen: Er will zumindest die Bibliothek erhalten.

Von Alfred Dürr

Geht am Englischen Garten ein wichtiges Stück Münchner Bautradition verloren, oder ergeben sich durch einen modernen Uni-Campus an dieser Stelle enorme Chancen für die Wissenschaft? Im Streit um den geplanten Abriss der Tierklinik-Komplexe an der Königinstraße bezieht Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) eine klare Position.

Dieses große Entwicklungsprojekt werde die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), speziell die Physik-Fakultät, eindeutig stärken. Er halte auf jeden Fall an der Absicht fest, die alten Komplexe zu beseitigen und Zug um Zug durch neue Gebäude zu ersetzen. Aber er geht jetzt auch einen Schritt auf die Gegner dieses Plans zu. Der sogenannte Bibliothekstrakt mit der typischen Glaslaterne auf dem Dach soll erhalten bleiben und möglicherweise als Café genutzt werden.

Die Bauten im Umfeld der Veterinär- und der Königinstraße reichen teilweise auf das 19. Jahrhundert zurück. Nach dem Krieg wurden die schwer zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Inzwischen sind sie marode. Die Tiermedizin zieht auf ihren neuen Campus in Oberschleißheim. Bereits vor vier Jahren stellten die Stadt und der Freistaat die Weichen für ein Physik-Zentrum am Englischen Garten. An die Tradition des Areals sollte nur noch das denkmalgeschützte Portal am Eingang des Englischen Gartens beim Milchhäusl und der Vorplatz mit dem Schlangenbrunnen an der Königinstraße erinnern.

Dagegen leistete vor allem die Initiative Altstadtfreunde e.V. heftigen Widerstand. Sie beruft sich auch auf Stellungnahmen von namhaften Architektur- und Denkmalschutzexperten. Im Landtag haben die Altstadtfreunde eine Petition zum Erhalt der Bauten eingereicht. Dieses Thema soll der Wissenschaftsausschuss des Landtags am 9. November behandeln. Auch Abgeordnete wie Robert Brannekämper (CSU), Isabell Zacharias (SPD) oder der Ausschussvorsitzende Michael Piazolo (Freie Wähler) hatten darauf gedrungen, wenigsten Teile der alten Substanz zu erhalten.

Spaenle stellte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung die Vorteile der Neubau-Pläne heraus: "Ich stehe nachhaltig dahinter." Es gehe nicht nur um die Weiterentwicklung der LMU. Der Campus werde so geplant, dass ein bislang geschlossenes Areal geöffnet und ein Stück Englischer Garten der Öffentlichkeit zurückgegeben werde. Für LMU-Präsident Bernd Huber steht es außer Zweifel, dass High-Tech-Forschung in den alten Gebäuden nicht möglich ist. Die Universität wolle mit ihrem neuen Campus bewusst ein Zeichen setzen: "Die Naturwissenschaft hat in der Innenstadt eine Zukunft." Die Physik-Fakultät sei die beste in Deutschland und stehe weltweit auf Rang 13.

Neben dem historischen Torbogen und dem Platz mit dem Schlangenbrunnen soll nun also auch das Bibliotheksgebäude erhalten bleiben. Damit kommt Spaenle den Gegnern eines Totalabrisses ein Stück entgegen. Der Minister übt aber auch Kritik an den Argumenten der Altstadtfreunde. Hier geht es vor allem um deren Attacken auf das Landesamt für Denkmalpflege.

Generalkonservator Mathias Pfeil sieht nämlich keine Denkmalwürdigkeit bei den Altbauten. Diese seien nach dem Krieg "pragmatisch wieder instand gesetzt worden". Man könne jedoch nicht "inflationär alles auf die Denkmalschutz-Liste setzen", was aus dieser Zeit stamme. "Ich unterstütze voll und ganz die Behörde", sagt Spaenle. Er stehe gewiss nicht in Verdacht "alles Alte platt zu machen". Aber hier sei er für den neuen Campus. "Dafür habe ich sogar meine Lieblingsidee fallen gelassen, an diesem Ort den Konzertsaal zu bauen", betont der Minister.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: