FC Bayern:"Atlético ist das nächste Ziel"

PSV Eindhoven v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Erster oder nix? Thomas Müller und der FC Bayern nach dem Spiel in Eindhoven.

(Foto: Getty Images)

Der FC Bayern will in der Champions League noch Gruppenerster werden. Es geht den Münchnern um mehr als nur um Prestige.

Von Carsten Scheele, Eindhoven

Die Bankettrede von Karl-Heinz Rummenigge in Eindhoven geriet rekordverdächtig kurz. In 53 Sekunden hatte der Vorstandsboss des FC Bayern alles abgefrühstückt - von der Begrüßung der Partner und Sponsoren über den Dank an die Mannschaft bis zur Eröffnung des Buffets. Dann durften sich die Spieler über ihre Salatteller hermachen, die meisten verschwanden danach eilig auf ihren Zimmern.

Die Mannschaften der Gruppe D steuern am letzten Spieltag auf zwei Endspiele zu

Gegen Mitternacht prostete sich Rummenigge mit Vereinspräsident Karl Hopfner zu, eine Geste, die sagte: alles in Ordnung bei den Bayern. Außerdem ist Rummenigge natürlich lange genug im Geschäft, um sein mittelfristiges Hauptanliegen für die Champions-League-Saison auch in jenen 53 Sekunden unterzubringen. "Unser Ziel", so Rummenigge nach dem hart erkämpften 2:1 (1:1) bei PSV Eindhoven, "ist nach wie vor Platz eins." Und an den Konkurrenten Atlético Madrid gerichtet: "Ich hoffe, dass wir sie noch packen."

Nach Lage der Dinge steuern die Mannschaften der Gruppe D am letzten Spieltag auf zwei Endspiele zu. Gewinnt Bayern die kommende Partie in Rostow und besiegt Atlético erwartungsgemäß Eindhoven, spielen Eindhoven und Rostow (bislang beide ein Punkt) im finalen Duell um das Überwintern in der Europa League. Das bislang ungeschlagene Atlético (zwölf Punkte) und die Bayern (neun) ringen in München zeitgleich um den Gruppensieg.

Fürs Achtelfinale sind beide Halbfinalisten von 2015/16 längst wieder qualifiziert, doch es geht um mehr. Eine dritte Pleite nach dem Halbfinal-Aus vor sieben Monaten (0:1, 2:1) und dem 0:1 am zweiten Gruppenspiel würden die Münchner daheim ungern erklären müssen. Diese zu verhindern, sei eine "schöne Herausforderung", fand auch Mats Hummels. Er stellte klar: "Atlético ist das nächste Ziel." Hoffnung macht diesbezüglich, dass sich die Madrilenen im Parallelspiel am Dienstagabend gegen Rostow durchaus schwer getan hatten. Bis zur 93. Minute hatte es im eigenen Stadion gedauert, ehe Antoine Griezmann zum erlösenden 2:1 (1:1) einschoss. Rummenigge packte in seiner kurzen Rede sogar noch zwei Minuten drauf, als er frohlockte: "Die haben ein bisschen Glück gehabt heute, 95. Minute. Aber das hat man auch nicht immer."

"Wir wissen ja noch vom letzten Jahr, als wir im Achtelfinale gegen Juventus spielen mussten"

Was Platz eins angeht, dürfte es den Bayern eher ums Prestige gehen. Denn längst ist es ja nicht mehr so, dass der Gruppenerste automatisch einen leichteren Gegner zugeteilt bekommt. So könnte nach aktuellem Stand Manchester City in Gruppe C lediglich Zweiter werden, auch Arsenal (Gruppe A) ist längst noch nicht durch. Und gewinnt Dortmund in Gruppe F gegen Real Madrid, wäre sogar Real ein möglicher Achtelfinalgegner für die Gruppensieger. "Wir wissen ja noch vom letzten Jahr, als wir im Achtelfinale gegen Juventus spielen mussten", bestätigte diesbezüglich Philipp Lahm. Er wollte sagen: Die Duelle mit den Italienern waren alles andere als einfach. Damals nutzte es den Bayern wenig, dass sie als Gruppensieger ins Ziel gegangen waren.

Während Rummenigge in seinen 53 Sekunden gar keine Zeit fand, näher auf den nächsten Gegner Rostow einzugehen, hatte immerhin der zweifache Torschütze Robert Lewandowski den Anstand, die Punkte aus dem fünften Gruppenspiel nicht automatisch als bereits eingefahren zu betrachten. "Viele Mannschaften haben sich dort schwer getan", warnte Lewandowski. Klar ist: Patzen die Bayern in drei Wochen in Russland, verkommt das "Endspiel" gegen Atlético Anfang Dezember vermutlich zu einem stinknormalen Gruppenspiel.

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