Metro in Dubai:Quer durchs Emirat

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In Dubai wird mit der neuen S-Bahn das längste Schienennetz der Welt in Betrieb genommen - die Züge rollen sogar ohne einen Menschen am Steuer.

Silke Lode

In Dubai geht nichts ohne neue Superlative, und als die neue Metro in der Wirtschaftsmetropole am Golf jetzt erstmals den regulären Betrieb aufnahm, wurden wieder einige Rekorde gebrochen. Unter anderem bekommt die erste S-Bahn auf der arabischen Halbinsel das längste Schienennetz der Welt, auf dem die Züge ohne einen Menschen am Steuer rollen. Zugleich wird mit dem Union Square, einem der wichtigen Umsteigebahnhöfe, nach Angaben der Verkehrsbehörde RTA die weltweit größte U-Bahn-Station in Betrieb genommen.

Bereits am Mittwochabend glitten die ersten blau-silbernen Züge gefüllt mit VIP-Gästen von Dubais Herrscher Scheich Mohammed al-Maktum über die schneeweiße Hochtrasse. Klimatisierte Überführungen überqueren die 12-spurige Stadtautobahn, die eine breite Schneise durch die Wolkenkratzersiedlungen auf beiden Seiten schlägt.

"Es gibt zum ersten Mal eine Verbindung für Fußgänger zwischen den Vierteln", freut sich ein Café-Besitzer, der auf mehr Kundschaft hofft. Mit einer ersten Klasse und Ledersitzen will die RTA auch Fahrgäste anlocken, die trotz lähmender Staus nur ungern auf das eigene Auto verzichten. Drahtloses Internet und Handynetz auch in den Tunnelpassagen gehören zum Service an Bord. Und für Frauen gibt es ein eigenes Abteil, wenn sie sich nicht unter Männer mischen wollen.

Doch noch sind viele der futuristischen Glas-Stahl-Bahnhöfe in Gerüste gehüllt, Kräne und Bauzäune säumen die Trasse, Bauarbeiter aus aller Welt schuften Tag und Nacht. Nur zehn Stationen der roten Linie werden jetzt in Betrieb genommen, 19 weitere sollen bis Februar folgen. Auch die grüne Linie wird später fertig als geplant, im Juni 2010 sollen hier die ersten Züge rollen. Dann wird das Rekordnetz mit 76 Kilometern Länge vorerst fertig sein.

Ein Rückschlag war auch die Kostenexplosion, die die RTA erst vor wenigen Tagen bekanntgab. Statt der anvisierten 15,5 Milliarden Dirham (umgerechnet drei Milliarden Euro) sollen die ersten beiden Metro-Linien nun fast das Doppelte kosten: 28 Milliarden Dirham - etwa 5,4 Milliarden Euro. RTA-Direktor Mattar al-Tayer erklärt das mit "überraschend aufgetretenen Problemen": Das Schienennetz sei verlängert und das Innendesign der Züge verbessert worden. Allerdings geht es selbst für Dubai um stattliche Summen, mit seinen geringen Ölressourcen leidet auch das Golf-Emirat unter der Wirtschaftskrise.

Quer durch die Emirate

Die Fahrpreise werden dennoch subventioniert, um möglichst viele Bürger vom Umstieg auf die Metro zu überzeugen. Knapp 50 Cent kostet die kürzeste Strecke, eine Tageskarte gibt es für drei Euro. Die Scheichs träumen bereits davon, die Metro über Dubai hinaus zu verlängern und irgendwann alle sieben Landesteile der Vereinigten Arabischen Emirate miteinander zu verbinden. Eine neue Einnahmequelle haben sie bereits gefunden: In einer Auktion standen schon im vergangenen Jahr die Namen einzelner Stationen zum Verkauf, um die Fahrgäste von der ersten Stunde an Stopps wie die "First Gulf Bank Station" oder "Nakheel", eines der größten Immobilienunternehmen des Landes, zu gewöhnen.

Wie viel Geld bei dieser laut RTA "weltweit einmaligen" Branding-Aktion geflossen ist, hat die Firma bislang nicht offiziell bestätigt. Die lokale Zeitung The National berichtet jedoch, dass die Taufpaten der Bahnhöfe insgesamt fast 350 Millionen Euro bezahlt haben.

© SZ vom 11.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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