Wenn Berliner den Bewohnern anderer Großstädte mit Wohnungsnot kamen, ernteten sie stets ein mildes Lächeln. Berlin galt als die Stadt, in der man sich locker 150 Quadratmeter Altbau leisten konnte, und der Rest bekam eine günstige Sozialwohnung. Auch in dieser Beziehung galt Berlin als Insel der Seligen: 55,3 Prozent der Berliner haben wegen der niedrigen Einkommen Anspruch auf eine Sozialwohnung. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Immobilienmarkt der Hauptstadt ist dabei, das Niveau internationaler Metropolen zu erreichen. Und Sozialwohnungen gibt es immer weniger. Das liegt, wie so vieles in Berlin, an der Geschichte. Zu Mauerzeiten wurde der soziale Wohnungsbau subventioniert, man wollte so viele Leute wie möglich in die Rumpfstadt holen. Als nach der Wiedervereinigung das Geld knapp wurde und die Stadt an der Pleite vorbei schrammte, fuhr man nicht nur die Förderung zurück und stoppte Neubauprojekte, seitdem wurden auch viele vorhandene Sozialwohnungen verkauft. Gab es im Jahr 2005 noch mehr als 200 000, sind es heute nur noch 120 000. Schätzungen zufolge sollen in den nächsten Jahren weitere 20 000 Wohnungen mit Sozialbindung vom Markt verschwinden. Und weil die Eigentümer von Sozialwohnungen die Förderungen, die abgebaut wurden, auf die Miete draufschlagen dürfen, kommt es zur paradoxen Situation, dass Sozialwohnungen nicht selten teurer als reguläre Mietwohnungen sind. Ständig hört man derzeit in Berlin von Leuten, die Sozialwohnungen verlassen müssen, in denen sie seit Jahrzehnten leben. Inzwischen reagiert die Politik, der Senat hat den Neubau von 10 000 Sozialwohnungen bis 2018 angekündigt.
Foto: Sabine Dobre