Philippinen:Muslimische Extremisten entführen Deutschen auf den Philippinen

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Philippinische Soldaten bergen die verlassene Yacht Rockall. Sie soll dem entführten Deutschen gehören. (Foto: Westmincom /dpa)
  • Ein 70-jähriger Deutscher ist auf den Philippinen von muslimischen Extremisten entführt worden. Seine Begleiterin wurde wohl ermordet.
  • Das Paar war mit einer Yacht im muslimischen Süden des Inselstaates unterwegs.
  • Die Gewässer gelten als gefährlich. Abu Sayyaf hat dort schon oft Urlauber und Fischer entführt und mit den Geiseln Lösegeld erpresst.

Ein 70-jähriger Deutscher ist auf den Philippinen von muslimischen Extremisten entführt worden. Das teilte das philippinische Militär mit. Zudem sei auf einem Segelboot vor der Südküste der Inselgruppe die Leiche einer blonden Frau mit Schusswunden gefunden worden, sagte der Militärsprecher. Dabei soll es sich um die Begleiterin des Entführten handeln.

Die Terrororganisation Abu Sayyaf bekannte sich zu der Entführung. Sie gab an, den Mann in ihrer Gewalt zu haben. Aus Berlin hieß es, das Auswärtige Amt sei mit dem Fall befasst und bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung. Das Paar war mit einer Yacht im muslimischen Süden des Inselstaates unterwegs, wie ein Militärsprecher berichtete. Vor der Küste der südlichen Provinz Tawi-Tawi seien sie auf ihrer Yacht überfallen worden. Soldaten hätten das verlassene Boot mit der Leiche der Frau am Sonntag vor der nahegelegenen Provinz Sulu entdeckt. Wie sie in die Gewässer vor Tawi-Tawi kamen, war zunächst unklar.

Die Gewässer gelten als gefährlich. Abu Sayyaf hat dort schon oft Urlauber und Fischer entführt und mit den Geiseln Lösegeld erpresst. Die Islamisten sind für die verheerendsten Terrorangriffe auf den Philippinen verantwortlich. Die Gruppe kämpft im muslimischen Süden des sonst überwiegend katholischen Landes für einen eigenen Staat. Sie hat der Terrormiliz Islamischer Staat die Treue geschworen und gilt als extrem gewaltbereit.

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Die Extremisten haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mindestens 353 Millionen Peso (etwa 6,7 Millionen Euro) mit Entführungen erpresst. Das geht aus einem vertraulichen Regierungsbericht hervor, den die Nachrichtenagentur AP einsehen konnte. Darin heißt es, dass sich die Abu-Sayyaf-Kämpfer inzwischen darauf konzentrierten, Besatzungsmitglieder von Schiffen zu entführen, da ihr Handlungsspielraum durch militärische Offensiven eingeschränkt wurde.

Sie seien aber weiterhin zu Terroranschlägen in der Lage, heißt es in dem Bericht. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat angeordnet, die islamistische Extremistengruppe zu zerstören. Abu Sayyaf werden Bombenanschläge, Angriffe auf Zivilisten, Massenentführungen und Enthauptungen zugeschrieben.

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