Bergwinter 2016/17:Saisonstart in den Skigebieten: Geht schon!

Skifahrer auf der Zugspitze

Im vergangenen Jahr haben Skifahrer lange warten müssen, bis - wie hier auf der Zugspitze - genug Schnee lag. Jetzt läuft das Geschäft vielerorts bereits.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Schnee im November ist nicht ungewöhnlich. Doch weil er in Mengen gefallen und auch liegen geblieben ist, beginnt die Saison in diesem Jahr so früh wie selten.

Von Thomas Becker

Ranalt. Der steile Anstieg kurz nach dem Tunnel. Bis hierher staut sich die Schlange vom Parkplatz an der Talstation der Stubaier Gletscherbahn zurück. Wer schon mal da war, weiß, was das heißt: sieben Kilometer Schneckentempo, und statt zehn Minuten dauert es eine satte Stunde - willkommen in der Skisaison 2016/17!

Der schneearme Vorgänger hat Skifahrern und Snowboardern den Spaß am beschleunigten Wintersport offensichtlich nicht verderben können. Zigtausende zieht es am zweiten November-Wochenende Richtung Gletscher, und das trotz einer nur mäßig motivierenden Wettervorhersage: Schneefall, minus 13 Grad, kräftiger Nordwind, bis zu sieben Beaufort. Wer da einen womöglich sonnigeren Ausweichtermin vorschlägt, bekommt vom Nachwuchs Gegenwind: "Nix da, wir fahren!" Okay, dann so um sieben los. "Halb sieben!"

Auch in Stockholm hat es so viel geschneit wie seit hundert Jahren nicht mehr

Schnee im November ist nichts Ungewöhnliches. Doch dank Minusgraden und ergiebigen Niederschlägen sind in diesem Herbst einige Wintersportgebiete so früh wie selten in die Skisaison gestartet. Drei Wochen früher als sonst wurde am knapp 1500 Meter hohen Feldberg im Schwarzwald das fröhliche Rutschen eröffnet. Ein paar Hundert Skifahrer nutzten die vier geöffneten Lifte. Auch die ersten Loipen sind dort bereits gespurt.

Sogar im Sauerland, in der Après-Ski-Hochburg Winterberg, wo die Linsensuppe mit Wiener im Bierglas serviert wird, laufen schon die Lifte. Einen Rekord-Wintereinbruch gab es in Stockholm: Dort hat es am Wochenende so viel geschneit wie seit hundert Jahren nicht mehr.

Auch in den Alpen wird schon eifrig gecarvt, zum Beispiel in Vorarlberg im Gebiet Silvretta Montafon, in Kitzbühel, Schladming, Turracher Höhe, Arosa-Lenzerheide, Laax, Saas-Fee, Zermatt, Verbier, Engelberg, und auch im französischen Ort Courchevel öffneten die Anlagen einen Monat früher als geplant. Im Allgäu begrüßte man an den Bolsterlanger Hörnerbahnen die ersten Skifahrer. Auf der Zugspitze, im Gebiet Hochzillertal-Hochfügen und in Obergurgl-Hochgurgl beginnt die Saison am kommenden Wochenende. In der Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental überlegt man, den für 8. Dezember geplanten Saisonstart vorzuverlegen.

Info

Hexen, Sekt und Weiße Wiesn

Lange vorbei die Zeiten, als einfach der Dieselmotor des Schlepplifts angeworfen wurde, sobald genügend Schnee auf der Piste lag. Ohne Tamtam startet heute kaum noch ein Skiort in die Wintersaison. Aus dem Wettstreit um die coolste Eröffnungsfeier, sprich "Opening", ist längst ein Wirtschaftszweig geworden. Und es sieht so aus, als würde der Party-Reigen in jedem Jahr früher beginnen. Anfang Oktober fiel der Startschuss am Kaunertal-Gletscher, in der Woche darauf folgte ein Tal weiter das Gletscherfest samt Barbecue und Ski-Test im Pitztal und noch zwei Täler weiter im Stubaital die "Weiße Wiesn": ein Oktoberfest auf 3000 Metern, mit Weißwurst und Bier.

Die nächsten Openings:

Ischgl, 28. November: "Top of the Mountain"-Konzert mit Pur (Skibetrieb ab 24. November).

Obertauern, 3. Dezember: Konzert von Glasperlenspiel (Skibetrieb seit 16. November).

Saalbach-Hinterglemm, 2. bis 4. Dezember: "Bergfestival" mit Alligatoah, Wolfmother, In Extremo, La Brass Banda, Skindred und Zebrahead (Skibetrieb ab 2. Dezember).

Schladming/ Dachstein, 2. bis 4. Dezember: "Snow Break Europe" im WM-Park Planai mit Deichkind und Alligatoah (Skibetrieb seit 15. Oktober).

St. Anton/ Lech, 2. bis 4. Dezember: "Stanton Ski Open" mit Rea Garvey und Gregor Meyle (Skibetrieb ab 2. Dezember)

Serfaus, 8./9. Dezember: Snowfestival mit den bösen Hexen der Krampusgruppe Argatuifl und Sektempfang in den Hütten des Skigebiets (Skibetrieb ab 8. Dezember).

Skiwelt Wilder Kaiser- Brixental, 10. Dezember: Hüttengaudi mit Live-Musik, DJs und Volksmusik in den Hütten, in der Woche darauf: Skiwelt-Party-Wochenende (Skibetrieb ab 8. Dezember).

Alta Badia, 11. Dezember: Gourmet-Skisafari mit 14 Spitzenköchen (Skibetrieb ab 3. Dezember).

Montafon, 15. bis 18. Dezember: Ski-Opening mit Snowboardcross- und Skicross-Weltcup sowie Open-Air-Konzerten mit Sido und SDP (Skibetrieb ab 2. Dezember).

Zermatt, 15. bis 18. Dezember: Fashion Weekend (Skibetrieb seit 1. Juni).

Mayrhofen, 17. Dezember: Musik- und Sportevent "Rise & Fall" .

Auf Österreichs Gletschern (Dachstein, Stubai, Hintertux, Pitztal, Ötztal, Kaunertal, Kitzsteinhorn, Mölltaler) läuft das Geschäft dagegen schon seit ein paar Wochen - schließlich gilt es ja, all die Millioneninvestitionen im trotzigen Kampf gegen den Klimawandel wieder reinzuholen. Im Stubaital, wo eine neue, zweite Talstation entstanden ist, kostet der Skipass mittlerweile 46 Euro.

Dafür kann man derzeit 18 der 26 Liftanlagen nutzen. Und obwohl die zehn Kilometer lange Talabfahrt Wilde Grubn noch gesperrt ist, bleibt einem die Talfahrt mit den neuen Eisgrat-Gondeln (jeweils 32 statt bislang sechs Plätze) erspart: dank der 3,8 Kilometer langen Skiroute Fernau, die neuerdings von der Dresdner Hütte bis zur Talstation an der Mutterbergalm führt. Dort hat sich wenig geändert. Nach getaner Tat wird an der Schirm-Bar zu heftigem Après-Gewummer ordentlich getankt.

Dass in Österreichs größtem Gletscherskigebiet (62 Pistenkilometer) am Wochenende so viel los war, liegt nicht nur an den durchweg sehr ordentlichen Bedingungen (nur ein paar wenige Steine und Eisplatten störten), sondern auch am Sport Scheck Gletscher-Testival. Seit vielen Jahren stellen hier rund 60 Hersteller vier Tage lang mehr als 3800 Artikel zum Testen zur Verfügung, gegen 30 Euro Gebühr: Ski, Schuhe, Handschuhe und sogar Unterwäsche.

Nicht nur wer Kinder hat, die alle paar Jahre aus Skiern und Schuhen rauswachsen, nimmt die Möglichkeit zum Ausprobieren gerne wahr. Und siehe da: Der Skischuh, der dem Sohn eben noch prima gepasst hat, bereitet nach der dritten Abfahrt plötzlich Schmerzen. Dafür ist der Slalom-Ski doch spannender als die bislang verehrten Riesenslalom-Latten. Nur gut, dass er nicht auch noch die Weltklasse-Slopestyler nachahmen möchte, die sich im Snowpark oben an der Jochdohle über absurd hohe Schanzen katapultieren. Aber der Winter fängt ja gerade erst an.

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