München:Die Kampagne für mehr Sauberkeit ist für den Eimer

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Mitarbeiter des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs (AWM) bei der Arbeit in Schwabing. (Foto: lukasbarth.com)

München zählt zu den saubersten Städten der Welt. Und wo es nicht schmutzig ist, braucht man keine Aktion für 400 000 Euro.

Kommentar von Dominik Hutter

München soll (noch) sauberer werden, schreibt Baureferentin Rosemarie Hingerl in einer Beschlussvorlage für den Stadtrat. Das Wörtchen in der Klammer spricht Bände - und belegt, was jeder weiß, der gelegentlich mal in anderen Metropolen vorbeischaut: München zählt schon jetzt zu den saubersten Städten der Welt. Die Vorlage aus dem Baureferat soll aber dazu dienen, eine 400 000 Euro teure Kampagne für mehr Sauberkeit auf Münchner Straßen durchzusetzen. Wofür eigentlich?

Natürlich hat auch das schnieke München seine Schmuddelecken. Am Hauptbahnhof etwa, an der Isar nach langen Sommerabenden oder auf dem angeblich so gemütlichen Oktoberfest. Das passiert, wenn sehr viele sehr trunkene Menschen auf begrenztem Raum zusammenkommen - das Gesamtbild beeinträchtigt dies kaum. Die Verwaltung berichtet von Bürgerbeschwerden über Müll, Hundekot und Zigarettenkippen.

Müll
:München soll sauberer werden

Für knapp eine halbe Million Euro will das Baureferat eine Anti-Dreck-Kampagne starten. Dabei ist schon die große Mehrheit der Münchner mit der Sauberkeit ihrer Stadt zufrieden.

Von Thomas Schmidt

Um in ihrer Vorlage wenige Sätze später darauf hinzuweisen, dass je nach Studie 70 oder 86 Prozent der Münchner ihre Stadt als sauber beurteilen. "Im Hinblick auf den starken Zuzug nach München und die hohe Fluktuation stellt die Information und Sensibilisierung der Bürger jedoch eine Daueraufgabe dar", so das Baureferat. Ist das wirklich so gemeint? Dass Zuzügler explizit auf das ausgeprägte Reinlichkeitsbedürfnis der Münchner hingewiesen werden müssen?

Was nicht kaputt ist, soll man nicht reparieren, lautet ein alter Spruch. Übertragen auf die Initiative, über die an diesem Dienstag der Bauausschuss entscheiden soll, bedeutet das: Wo es nicht schmutzig ist, braucht man keine Sauberkeitskampagne. 400 000 Euro sind in einem Sechs-Milliarden-Haushalt kein Großposten, unnötig verschwenden aber muss man die Summe auch nicht.

Zumal sich das Baureferat offenkundig selbst schwertut, den Sinn der Maßnahme zu begründen. So freut sich die Behörde in ihrem Vorlagentext, dass es beim leidigen Thema Hundekot in den vergangenen zehn Jahren eine "wesentliche Verbesserung" gegeben habe. Konsequenz: Hundekot soll weiter einer der Schwerpunkte der Kampagne sein.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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