Stichwahl:Frankreichs Konservative setzen auf Fillon

  • François Fillon wird Spitzenkandidat der Konservativen für die französische Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr.
  • Nach Auszählung fast aller 10 000 Wahllokale setzte er sich mit mehr als 67 Prozent der Stimmen klar gegen seinen Widersacher Alain Juppé durch.
  • Knapp ein halbes Jahr vor den Wahlen droht den regierenden Sozialisten derweil ein Machtkampf.

Von Christian Wernicke, Paris

Der Konservative François Fillon hat beste Aussichten, im Mai nächster Präsident Frankreichs zu werden. Am Sonntag gewann der 62-jährige frühere Premier die Stichwahl der französischen Rechten um die Spitzenkandidatur der oppositionellen Republikaner. Nach Auszählung fast aller 10 000 Wahllokale setzte er sich mit mehr als 67 Prozent der Stimmen klar gegen seinen Widersacher Alain Juppé durch. Fillon sprach von "einem Sieg der Inhalte und Überzeugungen". Unter dem Jubel seiner Anhänger fügte er hinzu: "Frankreich will die Wahrheit und Taten."

Der eher moderate Juppé, der auch Wähler der Mitte sowie enttäuschte Sozialisten umworben hatte, gratulierte Fillon "zu seinem sehr klaren Sieg". Juppé und Fillon trafen sich noch am Abend und reichten sich die Hand, um die neue Einheit der französischen Rechten zu demonstrieren.

Sämtliche Umfragen sagen bisher für die Präsidentschaftswahlen 2017 voraus, dass Marine Le Pen, die Chefin des rechtsextremen Front National, im ersten Wahlgang Ende April die meisten Stimmen erobern und in die Stichwahl am 7. Mai einziehen wird. Platz zwei würde dem Bewerber der Republikaner winken, also Fillon. Hingegen dürfte Frankreichs Linke ein Fiasko erleben und ausscheiden. Ihren Anhängern bliebe dann beim Stichentscheid nur die Wahl zwischen Le Pen und Fillon.

Fillon profitierte offenbar von zwei Effekten

Der konservative Katholik Fillon hatte lange als aussichtsloser Bewerber gegolten. Erst kurz vor dem ersten Wahlgang vor einer Woche hatte er zu den beiden ursprünglichen Favoriten Juppé und Nicolas Sarkozy aufgeschlossen. Dabei profitierte Fillon offenbar von zwei Effekten: Viele Anhänger der Rechten lehnten eine Rückkehr des Ex-Präsidenten Sarkozy zwar ab, zugleich aber teilten sie dessen Kritik, Juppés moderater Kurs sei "zu lau" und verheiße "keinen klaren Machtwechsel". Fillons Widersacher Juppé räumte ein, zu lange nur auf Sarkozy geschaut zu haben.

Fillon propagiert harte Wirtschafts- und Sozialreformen, etwa den Wegfall von 500 000 Stellen im öffentlichen Dienst, die Rente mit 65 Jahren statt bisher mit 62 sowie innenpolitisch Recht und Ordnung: Mindeststrafen für Straftäter sowie eine "strikte administrative Kontrolle" aller Muslime. Umstritten ist Fillons außenpolitisches Vorhaben, ein Bündnis mit Russlands Machthaber Wladimir Putin zu suchen und in Syrien vereint mit Diktator Baschar al-Assad islamistische Gotteskrieger zu bekämpfen.

Knapp ein halbes Jahr vor den Wahlen droht den regierenden Sozialisten derweil ein Machtkampf. Premierminister Manuel Valls ließ am Wochenende erstmals durchblicken, er könne gegen Amtsinhaber François Hollande antreten und sich um die Spitzenkandidatur seiner Partei bewerben. Zuvor hatten mehrere Vertraute von Valls öffentlich gefordert, Hollande solle auf eine Kandidatur verzichten. Der Unwillen gegen Hollande ist gewachsen, nachdem im Oktober ein Buch erschienen war, in dem sich der Präsident in Gesprächen mit Journalisten über Gegner wie Genossen abfällig äußerte. Die Linke könne 2017 bereits im ersten Wahlgang ausscheiden und "vernichtet werden", warnte Valls: "Die Linke kann sterben!"

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