Raumfahrt:Die deformierten Augen der Astronauten

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Das Erlebnis Weltall kann seinen Preis haben: Astronauten büßen an Sehkraft ein. (Foto: AFP)

Viele Raumfahrer berichten, dass sie nach ihrem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit viel schlechter sehen als zuvor. Forscher glauben jetzt, den Grund dafür gefunden zu haben.

Von Hanno Charisius

Der Blick aus dem Weltall zurück auf die Erde mag für Astronauten ein beeindruckendes Erlebnis sein. Doch der Aufenthalt in der Schwerelosigkeit hat auch Nachteile, unter anderem für die Gesundheit. So berichten etwa zwei Drittel der Astronauten auf Langzeitmission, dass sich ihre Sehkraft rapide verschlechtert. Der Blick auf den Heimatplaneten, aber auch auf die wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Raumschiffe verschwimmt umso mehr, je länger der Aufenthalt im All dauert.

Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die Augäpfel der Langzeitraumfahrer auf der Rückseite flacher werden und dadurch die Retina mit den lichtempfindlichen Zellen verschieben. Das Bild auf der Netzhaut wird dadurch unscharf. Wie es dazu kommt, erklären jetzt Forscher bei der Tagung der Radiological Society of North America (RSNA). Wahrscheinlich sind Druckänderungen in der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit die Ursache.

Der Radiologe Noam Alperin von der University of Miami fertigte mit seinem Forscherteam hochauflösende Hirnscans jeweils kurz vor und nach den Langzeitaufenthalten von sieben Astronauten auf der internationalen Raumstation ISS an. Im Vergleich mit neuen Astronauten, die nur kurze Shuttle-Missionen geflogen waren, war die Menge der Gehirnflüssigkeit im Fall der ISS-Bewohner nach ihrer Reise deutlich erhöht. Auf der Erdoberfläche hat die Flüssigkeit im Hirn die Aufgabe, Druckveränderungen bei Bewegungen auszugleichen, doch in der Schwerelosigkeit gerät das System durcheinander. Die verformten Augäpfel sind eine Folge davon. Die Deformation bildet sich auch nach der Rückkehr auf die Erde nicht bei allen Astronauten zurück. Manchmal entzündet sich zudem der Sehnerv.

Bislang nahmen Ärzte an, dass sich in der Schwerelosigkeit in der oberen Körperhälfte mehr Wasser ansammelt als auf der Erdoberfläche und sich dadurch die Druckverhältnisse im Schädel ändern. Den wirklichen Grund der Augendeformation zu finden, könne helfen, Gegenmaßnahmen zu entwickeln, sagt Alperin. Die amerikanische Weltraumagentur Nasa arbeite bereits an verschiedenen Verfahren, um die Auswirkung der Schwerelosigkeit auch auf der Erde studieren zu können, ohne Menschen in den Weltraum bringen zu müssen.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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