Steven Mnuchin:Amerikas neuer Finanzminister liebt das Risiko

Steven Mnuchin, U.S. President-elect Donald Trump's reported choice for U.S. Treasury Secretary, speaks to members of the news media upon his arrival at Trump Tower in New York

Steven Mnuchin soll als Finanzminister einige von Trumps wichtigsten Reformen verantworten. Politisch ist er aber vergleichsweise unerfahren.

(Foto: REUTERS)

Steven Mnuchin war Investmentbanker bei Goldman Sachs. Nun soll er Trumps wichtige Reformen verantworten. Politische Erfahrung hat er allerdings kaum.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Menschen, die seinen Aufstieg zum millionenschweren Finanzmanager miterlebt haben, beschreiben Steven Mnuchin als eine Art Perlentaucher. Man könnte, etwas unfeiner ausgedrückt, auch von einem Trüffelschwein sprechen, von jemandem also, der Schätze entdeckt, wo andere nur Dreck sehen. Tatsächlich ist Mnuchin (sprich: Menutschin), der künftige Finanzminister der USA, exakt auf diesem Weg reich geworden: Er erwarb Firmen und Wertpapiere, die er für unterbewertet hielt, und stieß sie später mit gewaltigem Gewinn wieder ab.

Mit seinem jüngsten Investment hat der 53-Jährige dieser Erfolgsstrategie nun gewissermaßen die Krone aufgesetzt. Als ihn Donald Trump, den er als Geschäftspartner flüchtig kannte, im April fragte, ob er Finanzchef seiner Wahlkampagne werden wolle, warf Mnuchin zunächst einen kurzen Blick auf die Umfragezahlen. Trumps Chancen, Präsident zu werden, wurden damals mit 28 Prozent beziffert - ein kläglicher Wert aus Sicht eines Politikers, ein verlockend hoher hingegen für den Chef eines Hedgefonds, dessen tägliche Arbeit es ist, sehr viel riskantere Geschäfte einzugehen.

Füreinander geschaffen waren Trump und Mnuchin dabei nicht. Mnuchin, der 17 Jahre lang für die Bank Goldman Sachs (GS) gearbeitet hatte, bevor er 2004 seinen eigenen Investmentfonds gründete, ist im liberalen Los Angeles zu Hause, wo er Kinofilme wie " Avatar" und "Mad Max " finanzierte und mit Schauspielern und Regisseuren verkehrte. Spendete er für Politiker, waren es meist Demokraten. Trump wiederum hatte im Wahlkampf gewütet, Goldman habe Amerikas "Arbeiterklasse ausgeraubt". Nun belohnt er die Treue eines Ex-GS-Mannes, der sich loyal verhielt, während die Mehrheit der Wall-Street-Elite dem Kandidaten angewidert die kalte Schulter zeigte.

Mnuchin, den Bekannte als ernsthaft und klug beschreiben, hat indes auch Flecken auf der weißen Weste. Film- und Studio-Projekte gingen schief, einigen gilt der geschiedene Vater dreier Kinder zudem als Leichenfledderer. 2009 erwarb er mit Partnern die verstaatlichte Hypothekenbank IndyMac. Er benannte sie in OneWest um, sanierte sie, indem er Verluste bei der staatlichen Einlagensicherung ablud und Häuser säumiger Schuldner radikal zwangsversteigern ließ, und verkaufte sie schließlich wieder. Gewinn: 1,8 Milliarden Dollar.

Nun wird der Mann mit den Maßanzügen und der modisch-schwarzen Brille maßgeblich Verantwortung dafür tragen, ob Trump Erfolg hat. Denn er wird es sein, der Großprojekte von der Steuerreform bis zum Schwenk in der Handelspolitik umsetzen muss. Mnuchin jedoch, der über keinerlei politische Erfahrung verfügt, sieht - ganz Banker - statt der Risiken des Jobs lieber die Herausforderungen. "Es war eine einzigartige Gelegenheit, die sich mir da bot", sagte er im August, als noch völlig unklar war, ob er bei einem Wahlsieg Trumps tatsächlich Minister werden würde. "Und wenn ich am Ende in der Regierung lande, wird keiner mehr fragen: ,Warum hat er das getan?'"

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