Landespolitik:SPD will Bayernhymne verändern

Winterpatriotentreffen der Königstreuen

Das Bayernlied ist zwar eingängig, aber ein Notenblatt am Vordermann hilft beim Musik spielen.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)
  • Die SPD-Landtagsfraktion in Bayern fordert in einem Dringlichkeitsantrag, die Bayernhymne mit einer Europastrophe zu aktualisieren.
  • Verfasst wurde die neue Strophe von einem Schüler aus Bad Tölz - im Rahmen eines Wettbewerbs, den der Verein Bayerische Volksstiftung/Bayerische Einigung zusammen mit der Staatsregierung organisiert hatte
  • CSU und Freie Wähler lehnen die Ergänzung ab.

Von Hans Kratzer und Wolfgang Wittl

Vor 156 Jahren, im Dezember 1860, hat die Bayernhymne mit ihrem Wohlklang zum ersten Mal Zuhörer gefunden. Nicht zuletzt wegen ihrer eingängigen Melodie genießt sie bis heute große Popularität. Allerdings geriet sie auch häufig zu einem Politikum, vor allem über den Text wurde gerne gestritten.

Wenn Landtag, Staatsregierung und Verfassungsgerichtshof an diesem Donnerstag im Münchner Nationaltheater den 70. Jahrestag der Bayerischen Verfassung feiern, liegt bereits der nächste Streit um die Hymne in der Luft. Die SPD-Landtagsfraktion hat nämlich am Mittwoch in einem Dringlichkeitsantrag gefordert, die Bayernhymne mit einer Europastrophe zu aktualisieren.

Fraktionschef Markus Rinderspacher und der Frauenchor München stellten den Text (siehe rechts) am Mittwoch im Steinernen Saal des Landtags vor. Bei dieser Gelegenheit wurden gleich alle drei Strophen angestimmt, und die Zuhörer, die davon Zeugnis nahmen, waren sich einig, dass sich der gesangliche Vortrag sehr gut angehört habe. Bei der dritten Strophe handelte es sich um den Siegerbeitrag eines Schülerwettbewerbs, den der Verein Bayerische Volksstiftung/Bayerische Einigung vor vier Jahren zusammen mit der Staatsregierung organisiert hatte.

Schüler aus Bad Tölz verfassten die dritte Strophe

Rinderspacher nahm diesen Umstand gleichsam als eine Steilvorlage auf und sprach der Staatsregierung, um diese ein wenig unter Druck zu setzen, seinen Dank für diesen Wettbewerb und das fantastische Ergebnis aus. Überdies erklärte Rinderspacher, der unselige Nationalismus sei überall in Europa auf dem Vormarsch. Ein Bekenntnis Bayerns zur europäischen Zusammenarbeit sei deshalb wichtig und notwendig. Die neue, von Bad Tölzer Schülern formulierte Europastrophe der Bayernhymne huldige dem Artikel 3a der Bayerischen Verfassung, mit dem sich der Freistaat zu einem "geeinten Europa" bekenne.

In den Reihen der CSU wurde der Vorstoß der SPD, die Bayernhymne um eine dritte Strophe zu ergänzen, bereits vor der abendlichen Abstimmung im Landtag abgelehnt, nicht zuletzt, weil es mehrere Wettbewerber gebe. Der innenpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Florian Herrmann, warf der SPD vor, es gehe ihr allein um parteipolitische Profilierung. Auch inhaltlich sei der Vorschlag nicht akzeptabel, sagte er der Wochenzeitung Junge Freiheit. "Wir wollen kein Multikulti-Blabla in unserer Hymne", fuhr Herrmann fort - mit der Einschränkung, den Text der Schüler nicht diskreditieren zu wollen.

"Wenn Schüler sich mit so etwas beschäftigen, ist das unterstützenswert. Es ist aber etwas anderes, wenn die SPD daraus einen Antrag zu Änderung der Bayernhymne macht." Ministerpräsident Horst Seehofer sagte, die neue dritte Strophe lese sich nicht schlecht, trotzdem wollte auch er den Dringlichkeitsantrag der SPD nicht unterstützen: Wie auch die Verfassung ändere man Hymnen "nicht im Vorbeigehen."

Auf Ablehnung stößt die dritte Strophe der Schüler auch bei den Freien Wählern. Sie werfen der SPD eine Instrumentalisierung der Hymne für politische Zwecke vor. Fraktionschef Hubert Aiwanger sagte, grundsätzlich finde er eine dritte Strophe gut, er favorisiere aber die Reaktivierung jener dritten Strophe von 1948, die Ministerpräsident Alfons Goppel einst empfohlen und Franz Josef Strauß wieder gestrichen hatte. Auch die ÖDP drängt auf die Wiedereinführung dieser Strophe, und zwar "als klares Bekenntnis zu den weltweit geltenden Menschenrechten".

Die ÖDP sympathisiert wegen ihres klaren Europabekenntnisses durchaus auch mit der von der SPD favorisierten Strophe des Schülerwettbewerbs. Sollte diese irgendwann zur offiziellen dritten Strophe erhoben werden, wäre es nach Ansicht der ÖDP nur folgerichtig, die alte Version mit ihrem Bekenntnis zu den global geltenden Menschenrechten als vierte Strophe einzuführen, sagte der niederbayerische ÖDP-Vorsitzende Urban Mangold. Die ÖDP will ihre Petition im Januar im Landtag einreichen. "Der alte Text fordert, für Menschenrechte und gegen ausbeuterische Handelsbeziehungen einzutreten", begründet Urban Mangold die ÖDP-Initiative.

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