Monacensia:Fünf Gänge für Literaturfans

Monacensia: Das Hildebrandhaus hat jetzt zwei Eingänge; der neue führt in einen Glasanbau und damit ins Café Mon.

Das Hildebrandhaus hat jetzt zwei Eingänge; der neue führt in einen Glasanbau und damit ins Café Mon.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Monacensia wird nächste Woche wieder eröffnet

Von Franz Kotteder

"Ein ganz großer Wurf" sei da gelungen, sagte Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD), "sowohl architektonisch als auch inhaltlich". Da widersprach ihm am Donnerstag bei der Vorbesichtigung des grundsanierten Hildebrandhauses, in dem das städtische Literaturarchiv Monacensia untergebracht ist, niemand. Und auch sonst dürften selbst hartnäckigste Grantler wenig auszusetzen haben an den alten, neuen Räumen (Planung: Architekturbüro Wallnöfer, München). Das riesige Atelier, das vom Erdgeschoss bis zum zweiten Stock reicht, ist zum hellen, lichten Forum geworden, mit einem Bücherregal bis zur Decke und einigen Bildhauerarbeiten von Adolf von Hildebrand, dem Großkünstler der Prinzregentenzeit und Erbauer der Künstlervilla. Auch das übergroße Holztor zum ehemaligen Garten und jetzigen "Café Mon" (nach dem Sammlungskürzel für Monacensia) weist auf die ehemalige Funktion des Raumes hin.

Direkt im Anschluss daran, im ehemaligen Zeichensaal, findet sich jetzt die Dauerausstellung über das literarische Leben in München zur Zeit von Thomas Mann. Thematisch daran anschließend findet man die erste Sonderausstellung, "Mon oncle", die sich mit Klaus Mann und seinem Onkel Heinrich Mann befasst, "den beiden ausgewiesenen Anti-Bürgern der Familie", wie Kurator Uwe Naumann sagt.

Hauptsächlich in den oberen Räumen wird dann ein "Fünf-Gang-Menü für Literaturfreunde" (Küppers) serviert. Mit dem Zugang zum Literaturarchiv (in der Regel digital, die wertvollen Handschriften sind im Depot gelagert und bleiben meist auch dort), den drei verschiedenen Bibliotheken mit Büchern über München, mit Büchern von Münchner Autorinnen und Autoren sowie mit Büchern über und von der Familie Mann. Der letzte Gang, die Literaturvermittlung in Form von Veranstaltungen, wird dann hauptsächlich im Foyer-Atelier sowie im kleinen, mit allen technischen Schikanen ausgestatteten Seminarraum im früheren Salon aufgetischt.

Die Monacensia, 1922 von dem damaligen ersten Stadtbibliotheksdirektor Hans Ludwig Held gegründet, umfasst heute rund 300 literarische Nachlässe und andere Sammlungen von Schriftstellern, die in enger Verbindung zu München stehen. Darunter finden sich so große Namen wie Klaus und Erika Mann, Ludwig Thoma, Lena Christ, Oskar Maria Graf und Gisela Elsner. Die heutige Heimat des Archivs, das Hildebrandhaus, wurde 1973 durch das damals neu erlassene bayerische Denkmalschutzgesetz als erstes Haus in München vor dem drohenden Abriss gerettet.

9,3 Millionen Euro hat die Sanierung des Hauses gekostet. Waren früher nur rund 380 Quadratmeter öffentlich zugänglich, so sind es jetzt gut doppelt so viele, nämlich 780 Quadratmeter. Vom kommenden Freitag, 9. Dezember, an ist das Haus auch für das breite Publikum geöffnet, ein Eröffnungswochenende schließt sich an: mit Führungen, Lesungen und einer Buchpräsentation - Monacensia-Leiterin Elisabeth Tworek stellt ihren Bildband über "Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann" vor.

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