Rot-Rot-Grün:Gabriel und Wagenknecht im vertraulichen Gespräch

Sahra Wagenknecht

Noch immer gilt es als entscheidende Frage, ob es der SPD vor der Wahl gelingt, das Verhältnis zur Linken Wagenknecht zu verbessern.

(Foto: AFP)
  • SPD-Chef Gabriel und Linken-Fraktionsvorsitzende Wagenknecht kommen in der SPD-Zentrale zu einem vertraulichen Gespräch zusammen.
  • Wagenknecht gilt als äußerst skeptisch, was ein rot-rot-grünes Bündnis nach der Bundestagswahl 2017 angeht.
  • Doch das Bündnis scheint die einzige realistische Option, wie die SPD nach der Bundestagswahl den Kanzler stellen könnte.

Von Christoph Hickmann und Constanze von Bullion, Berlin

SPD-Chef Sigmar Gabriel und die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht haben sich zu einem vertraulichen Gespräch getroffen. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, kamen die beiden am Donnerstag in der SPD-Zentrale zusammen. Weder die SPD noch die Linken-Bundestagsfraktion wollten das Treffen im Willy-Brandt-Haus bestätigen oder kommentieren. Über die Inhalte wurde zunächst nichts bekannt. Dennoch ist allein die Tatsache eines solchen Treffens politisch bedeutsam.

Wagenknecht, die vom linken Flügel der Linken kommt, gilt bislang als äußerst skeptisch, was die Chancen eines rot-rot-grünen Bündnisses nach der Bundestagswahl im nächsten Jahr angeht. Innerhalb der SPD heißt es daher stets, wenn man ein solches Bündnis wolle, müsse man mit Wagenknecht ins Gespräch kommen. An den bislang etablierten rot-rot-grünen Gesprächsrunden nahm sie nicht teil. Auch einem Treffen in großer Runde, an dem vor einigen Wochen zahlreiche Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken teilgenommen hatten, war sie ferngeblieben. Gabriel hingegen war dort aufgetaucht, was allgemein als politisches Signal verstanden worden war. Wagenknecht allerdings hatte Gabriels Auftritt dort als Versuch bezeichnet, eine "Krönungsmesse" zu inszenieren.

Rot-Rot-Grün gilt als beinahe einzige realistische Option für einen SPD-Kanzler

Ein rot-rot-grünes Bündnis gilt derzeit als beinahe einzige realistische Option, wie die SPD nach der Bundestagswahl den Kanzler stellen könnte - und selbst dies würde nach derzeitiger Umfragelage schwer. Gabriel unterhält seit Längerem gute Kontakte zu Wagenknechts Ko-Fraktionschef Dietmar Bartsch. Auch mit Wagenknecht soll er bereits zuvor gesprochen haben, so wie er sich auch mit ihrem Ehemann schon getroffen hat, dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine. Doch noch immer gilt es als entscheidende Frage, ob es der SPD vor der Wahl gelingt, das Verhältnis zu Wagenknecht zu verbessern. Nur sie, so wird bei den Sozialdemokraten intern kalkuliert, könnte es im Fall der Fälle schaffen, den linken Flügel der Linken von einem Bündnis mit der SPD zu überzeugen.

Kürzlich hatte Wagenknecht Verhandlungsbereitschaft angedeutet. "Wir haben heute eine viel ungleichere Verteilung von Einkommen und Vermögen als noch in der Ära Helmut Kohl", sagte sie der Bild am Sonntag. "Diese Grundrichtung der Politik muss sich ändern. Im Rahmen dessen können wir gern über Kompromisse sprechen." In diesem Zusammenhang verwies sie auch darauf, dass die SPD noch in ihrem bis 2007 gültigen Berliner Programm "die Nato auflösen und - wie wir - durch ein kollektives Sicherheitssystem unter Einschluss Russlands" habe ersetzen wollen. Bei den Sozialdemokraten wurden diese Äußerungen, auch wenn sie mit Kritik an Gabriel und der SPD-Regierungspolitik einhergingen, als vorsichtige Signale einer Öffnung interpretiert.

In der vergangenen Woche allerdings hatte Wagenknecht wieder Irritationen ausgelöst, indem sie lobende Worte für den gewählten US-Präsidenten Donald Trump und dessen Vorhaben eines Investitionsprogramms fand. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hatte Wagenknecht daraufhin scharf attackiert: "Populisten aller Länder, vereinigt euch."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: