Biopic:Blaue Wunder

Biopic: Die Haie sind echt, der Taucher ist es auch. Der Film über Jacques Cousteau hat aber nicht nur spektakulär schöne Unterwasseraufnahmen zu bieten.

Die Haie sind echt, der Taucher ist es auch. Der Film über Jacques Cousteau hat aber nicht nur spektakulär schöne Unterwasseraufnahmen zu bieten.

(Foto: DCM)

Er war Filmer, Forscher und Abenteurer: In "Jacques - Entdecker der Ozeane" verkörpert Lambert Wilson Frankreichs Nationalhelden Jacques Cousteau.

Von Anke Sterneborg

Als Pionier der Meeresforschung hat Jacques Cousteau die Menschen bezaubert und verführt, als rücksichtsloser Ausbeuter im Dienst des Spektakels aber auch entsetzt. Jérôme Salle hat dreißig Jahre dieses meeresbewegten Lebens als Hommage verfilmt, die den Wundern des Meeres huldigt, Cousteau als Helden voller Widersprüche zeichnet und zugleich ein Film über das schwierige Verhältnis von Vätern und Söhnen ist. Die Titelrolle übernahm der französische Schauspieler und Sänger Lambert Wilson.

SZ: Nach der Einsamkeit der Mönche in "Von Göttern und Menschen" geht es hier erneut um eine extreme Lebensform. Wie sind Sie da herangegangen?

Lambert Wilson: Bei mir fängt das immer mit dem Physischen an, zuerst muss ich herausfinden, was eine Figur körperlich definiert. In diesem Fall hat es für mich geklickt, als ich zum ersten Mal tauchen ging. Cousteau hatte eine sehr ästhetische Herangehensweise und ein starkes Gefühl für Bilder. Die meisten Leute sorgen sich beim Tauchen ums Atmen und Schauen, für mich ging es von Anfang an um die Bewegung im Wasser und um das Bemühen, dabei möglichst wenig Bläschen zu machen. Ich fühlte mich so frei, schwerelos und beweglich wie eine der Robben, mit denen Pierre Niney im Film schwimmt, das war eine Offenbarung und eine Befreiung.

Sie haben gesagt, dass dieser Film auf besondere Weise zu Ihrer eigenen Geschichte wurde. Woran lag das?

Es gibt da eine enge Verbindung zu meiner Familiengeschichte. Wie Cousteau war auch mein Vater George Wilson als Schauspieler, Regisseur und Leiter des französischen Nationaltheaters eine übermächtige Persönlichkeit. In dieser harten Generation von Selfmade-Männern, die den Krieg durchlebt haben, herrscht eine besondere Form der Egozentrik.

Mein Vater gab mir und meinem Bruder ein Gefühl für die Schönheit der Welt und für die Freiheit, einen künstlerischen Beruf zu wählen. Er war aber häufig nicht zuhause und extrem tough, vor allem als ich, so wie Philippe Cousteau, in sein Terrain eindrang. Gleichzeitig kamen wir uns über die Arbeit aber auch sehr viel näher. Inzwischen habe ich meinen Frieden mit ihm geschlossen, daher konnte ich mich der Figur mit sehr viel Sympathie und Leidenschaft annähern.

Im Film geht es auch um die Kompromisse, die man macht, um seinen Traum zu verwirklichen. Ist Ihnen das vertraut?

Oh ja! Ich habe lange Zeit viele Kompromisse geschlossen, weil ich falschen Träumen nachgejagt bin. Aus offensichtlich psychoanalytischen Gründen wollte ich meinen Vater, der ja ein sehr berühmter Mann war, beeindrucken. Mein Weg bestand also darin, ein internationaler Star zu werden. Als er starb, wurde mir klar, dass das völlig falsche Motive waren.

Seitdem konzentriere ich mich lieber auf die künstlerische Qualität meiner Arbeit. Aber davor - oh mein Gott, ja - davor bin ich Hollywood auf den Leim gegangen. Glücklich war ich dort nie, ich verabscheute es regelrecht. Das ist nicht einfach nur die andere Seite der Welt, es ist ein anderer, sehr fremder Planet.

Jacques - Entdecker der Ozeane, 123 Min., Regie: Jérôme Salle, Kinos und Spielzeiten: City-Filmtheater tgl. 14.45, 17.30, 20.15, Do auch 10.30, Monopol am Nordbad Do-Mo, Mi 17, 20.50, Monopol am Nordbad (OmU) Di 17, 20.50, Neues Maxim (OmU) Mi 19, Neues Maxim Do-Di 19, Sa, So auch 15, Theatiner-Film (OmU) tgl. 15.45, 20.30, Kino Breitwand im Schloss Seefeld Do-Sa, Mo, Di 19.30, Sa auch 15.30, So 17, 19, Kino Breitwand im Schloss Seefeld (OmU) Mi 19.30

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