Umwelt:Mehrheit der Amerikaner will am Klimaschutz festhalten

Umwelt: Umweltschutz nach Washingtoner Art: Der Rauch des Kohlekraftwerkes kommt vor der Kulisse des Capitols aus einem Schornstein. Das Foto stammt aus dem Jahr 2014.

Umweltschutz nach Washingtoner Art: Der Rauch des Kohlekraftwerkes kommt vor der Kulisse des Capitols aus einem Schornstein. Das Foto stammt aus dem Jahr 2014.

(Foto: Jim Lo Scalzo/dpa)
  • Im Gegensatz zum designierten US-Präsidenten Trump will die überwiegende Mehrheit der Amerikaner am Pariser Klimaabkommen festhalten.
  • Dass Trump wichtige Posten mit "Klima-Verschwörungstheoretikern" besetzen will, macht vielen Wissenschaftlern Sorgen.

Von Christopher Schrader

Widerstand gegen die internationalen Bemühungen zum Klimaschutz gehört offenbar nicht zu den Gründen, aus denen die Amerikaner vor fünf Wochen Donald Trump gewählt haben. 69 Prozent der US-Wähler haben sich soeben in einer repräsentativen Umfrage dafür ausgesprochen, am Pariser Klimaabkommen festzuhalten. Nur 13 Prozent sind für einen Rückzug ihres Landes aus dem neuen internationalen Klimavertrag, der seit Anfang November in Kraft ist.

"Nach einem der kontroversesten Wählkämpfe der amerikanischen Geschichte wollen die Wähler, dass der gewählte Präsident und der Kongress etwas gegen den Klimawandel tun", sagt Anthony Leiserowitz von der Yale University. Seine Hochschule hatte die Befragung zusammen mit der George Mason University in der zweiten Novemberhälfte, also nach der Abstimmung, abgehalten.

Trump hatte vor der Wahl angekündigt, sein Land aus dem Pariser Abkommen zu führen

Der Vorsprung des "Ja" zum Klimaschutz vor dem "Nein" ist in beiden Parteien erkennbar. Auch unter Republikanern, also in Trumps Partei, sprechen sich 51 Prozent für und 26 gegen die Beteiligung am Pariser Abkommen aus. Selbst im konservativen Flügel der Partei gibt es eine relative Mehrheit von 40 zu 34 Prozent dafür.

Donald Trump hatte vor der Wahl angekündigt, sein Land aus dem Pariser Abkommen zu führen; den Klimawandel hat er als Falschmeldung bezeichnet. Die Wähler aber machen in der Umfrage nun deutlich, dass sie keinen Kahlschlag in der Klimapolitik wollen, im Gegenteil: Kongress und Präsident sollten mehr tun als bisher, fordern jeweils gut 60-prozentige Mehrheiten. 76 Prozent sind dafür, Kohlendioxid als Luftschadstoff zu betrachten und den Ausstoß zu regulieren - das war ein zentraler Ansatz der Politik des scheidenden Präsidenten Barack Obama. 66 Prozent befürworten sogar eine Steuer auf den Ausstoß von Treibhausgasen; die Erlöse sollten genutzt werden, die Einkommensteuer entsprechend zu senken.

Trumps Personalpolitik spricht in Sachen Umweltpolitik allerdings eine deutlich andere Sprache. Der designierte Präsident habe eine "Gruppe von Klima-Verschwörungstheoretikern" ernannt, sagte Michael Halpern von der Union of Concerned Scientists der Washington Post. Dazu gehören neben verschiedenen Beratern der kommende Chef der Umweltverwaltung EPA, Scott Pruitt, und der voraussichtliche Minister für Energie, Rick Perry. Beide haben in der Vergangenheit erkennen lassen, dass sie von ihren neuen Behörden wenig halten, deren Entscheidungen zurücknehmen und den Einfluss beschneiden wollen. Außerdem bestreiten beide Grunderkenntnisse der Wissenschaft zum Klimawandel, die dem Pariser Abkommen zugrunde liegen.

"Guerilla archiving" - eine dünne Linie zwischen Paranoia und Vorbereitung

Darum haben erste Zeichen von Panik die Wissenschaftler erfasst. Die Washington Post berichtet, dass es konzertierte Aktionen gebe, öffentliche Daten zum Klimawandel von den Computern der staatlichen Stellen auf private Server zu kopieren. So wollen die Forscher verhindern, dass neue Behördenchefs Messergebnisse und Auswertungen löschen oder dem allgemeinen Zugriff entziehen. Die Daten dokumentieren in vielen Fällen Veränderungen wie die globale Erwärmung. "Guerilla archiving" wird das Vorhaben genannt; es gebe dabei eine "dünne Linie zwischen Paranoia und Vorbereitung", räumte Halpern ein.

Als Indiz für künftige Probleme gelten den Wissenschaftlern neben Trumps Personalien vor allem Äußerungen aus seinem Team. So hatten dessen Mitarbeiter im Energieministerium eine Liste aller Angestellten verlangt, die an Obamas Klimapolitik beteiligt waren.

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