Fans und Vereinsliebe:Glasauge und Grabstein: Wie FC-Bayern-Fans ihre Liebe beweisen

Lesezeit: 3 min

Petra Leufstedt ist beim FC Bayern die Frau, die über die Verwendung des Logos für private Zwecke entscheidet. (Foto: Florian Peljak)

Bei Vereins-Mitarbeiterin Petra Leufstedt gehen zuweilen skurrile Anfragen von Fans ein, die das Logo des FC Bayern verwenden wollen.

Interview von Gerhard Fischer, München

Ein Glasauge mit Bayern-Logo, der Grabstein mit Bayern-Logo - für einige Fans des FC Bayern München ist die Liebe zu ihrem Verein grenzenlos. Petra Leufstedt, die Leiterin des FC-Bayern-Erlebniswelt in der Allianz Arena, genehmigt die Verwendung des Logos für private Zwecke. Die Anfragen kommen aus ganz Deutschland, manchmal auch aus dem Ausland.

SZ: In der aktuellen Ausgabe des Fußball-Magazins "11 Freunde" wird über Ryan Gibson aus South Carolina berichtet. Er nimmt vor jedem Spiel sein Glasauge heraus, wischt 26 Mal von rechts nach links über das Auge, für jede Meisterschaft des FC Bayern, danach 18 Mal in die andere Richtung für jeden Pokalsieg, und am Ende putzt er fünfmal die Rückseite für die Erfolge im Landesmeister-Pokal und in der Champions League. Auf dem Glasauge hat er das Bayern-Logo - das Sie ihm genehmigt haben.

Petra Leufstedt: Ja, das lief zunächst über unser Büro in New York. Er wurde an uns verwiesen. Wir haben Herrn Gibson dann eine Nutzungserklärung zugeschickt - das machen wir immer in so einem Fall. Er hat sie unterschrieben und sich damit verpflichtet, dass das Logo nur einmal verwendet wird und dass er seine Bestandteile nicht ändern wird.

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Haben Sie häufiger so kuriose Anfragen wie die von Gibson?

Andere sind weniger kurios, aber zumindest ungewöhnlich: Beispielsweise wollen viele das Bayern-Logo als Speichenschutz auf ihrem Rollstuhl haben. Oder auf dem Hörgerät.

Auf dem Hörgerät?

Ja, die Eltern eines siebenjährigen Jungen, der seit Geburt schlecht hört, haben deswegen angefragt. Und dann hat sich der Junge noch gewünscht, dass sein absoluter Lieblingsspieler Joshua Kimmich darauf unterschreibt. Beides haben wir möglich gemacht.

Was wird noch angefragt?

Die Nutzung für Garagentore, Glaselemente in Türen, die ganze Häuserfassade, Steine auf der Terrasse, Inseln in Gartenteichen - also alles rund ums Haus nach dem Motto: Schöner Wohnen mit dem FC Bayern.

Was noch?

Es gibt öfter Anfragen, nachdem ein Bayern-Fan gestorben ist, der sich das Bayern-Logo auf dem Grabstein oder auf der Urne gewünscht hatte.

Wie oft kommt das vor?

Etwa einmal im Vierteljahr.

Wie viele Anfragen bekommen Sie denn überhaupt, sagen wir: pro Woche?

Es werden wohl 20 pro Woche sein. Es geht hier wohlgemerkt um die private Nutzung, nicht um die kommerzielle. Das machen andere Kollegen.

Fußball-Fan Ryan Gibson aus South Carolina trägt ein Glasauge mit dem Logo des FC Bayern. (Foto: privat)

Da gibt es sicher fließende Grenzen.

Richtig. Wir lehnen natürlich Anfragen ab, wo wir eine kommerzielle Nutzung erkennen oder vermuten.

Zum Beispiel?

Wenn jemand auf seinem Snowboard das Logo haben will, sagen wir das ab. Hier könnte der Eindruck entstehen, der sei in unserem Namen unterwegs. Oder wenn ein Kreisligaverein auf seinen Werbebanden das Bayern-Logo haben will, dann geht das auch nicht, denn das würde suggerieren, der FC Bayern wäre dort geschäftlich involviert. In solchen Fällen müssen wir unser Logo schützen, es ist unser höchstes Gut. Auch Tortenverzierungen, die wir früher sehr oft genehmigt haben, lehnen wir mittlerweile ab - das wurde zu oft kommerziell genutzt.

Was noch?

Einmal hat eine Künstlerin angefragt, ob sie Gipsabdrücke und Bäuche von schwangeren Frauen mit dem Bayern-Logo bemalen dürfe - gegen Entgelt. Sie hat uns auch Bilder mit bemalten Bäuchen geschickt. Sie hatte es also schon gemacht. Wir haben das untersagt, da lag schon ein gewisses Gewinnerzielungsinteresse vor.

Es gibt sicherlich auch Leute, die sagen, sie würden das Logo ausschließlich privat nutzen, dann aber doch Geld damit machen.

Ja, das kommt vor. Zum Beispiel wurden Gegenstände, die zunächst als privates Geschenk gedacht waren, später auf Ebay versteigert.

Sie sagten, Sie würden 20 Anfragen pro Woche bekommen - wie viele genehmigen Sie und wie viele lehnen Sie ab?

Ich denke, dass wir bei etwa 15 Ja sagen und bei fünf Nein.

Falls Sie Ja sagen, ist das kostenfrei?

Die kommerziellen und damit kostenpflichtigen Genehmigungen werden von unserer Lizenzabteilung abgewickelt, in Absprache mit unserer Abteilung Markenführung. Bei uns geht es um die private Nutzung. Wenn wir also ja sagen, dann ist es kostenfrei.

Und das Bayern-Logo liefern Sie dann auch?

Ja. Wenn der Interessent die Nutzungserklärung unterzeichnet hat, schicken wir ihm eine druckfähige Vorlage des Logos.

Haben Sie sich selber schon mal was genehmigt?

( Lächelt) Nein.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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