Unterföhring:Die Flottmacher

Unterföhring: Stefan Schmidbauer hat gemeinsam mit Richard Hermanek einen neuen Laden in Unterföhring aufgemacht. Diesen Motor baut Schmidbauer in die Fahrräder ein.

Stefan Schmidbauer hat gemeinsam mit Richard Hermanek einen neuen Laden in Unterföhring aufgemacht. Diesen Motor baut Schmidbauer in die Fahrräder ein.

(Foto: Catherina Hess)

Stefan Schmidbauer und Richard Hermanek bauen in Unterföhring normale Fahrräder zu E-Bikes um. Zu ihren Kunden zählen Radfahrer aller Altersklassen, die zügig ohne Auto vorwärts kommen wollen.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Sie setzen Fahrräder unter Strom. Das ist, kurz gesagt, die Philosophie von Stefan Schmidbauer und Richard Hermanek aus Unterföhring, die an der Mitterfeldallee einen neuen Laden samt Werkstatt unterhalten. In drei Schritten, sagt der 35-jährige Schmidbauer, könne fast jedes Fahrrad in ein E-Bike umgewandelt werden: "Steuerung, Akku, Motor", mehr brauche es dafür nicht.

Vor sieben Jahren hat Schmidbauer mit dem Tüfteln begonnen, zunächst vertrieb er seine Umbausätze für Zweiräder in Aschheim, danach bekam er in der Nähe des Heizkraftwerks in Unterföhring eine Werkstatt. "Viele Leute haben ein gutes Fahrrad. Beim Kauf eines E-Bikes hätte dieses dann ausgedient und würde im Keller stehen", sagt Schmidbauer, der bereits an die hundert handelsübliche Räder in E-Bikes umgerüstet hat, darunter Transport-Radl für Eltern oder einige Rikschas, die im Englischen Garten unterwegs sind. Mit dem Umbau, der ab 1000 Euro aufwärts kostet, schaffe man etwas Nachhaltiges, sagen Schmidbauer und sein Partner Hermanek. Der 48-Jährige, selbst ein passionierter Fahrradfahrer, baut seit langem hochwertige Räder und ist überzeugt davon, "dass das Auto im Berufsverkehr in den Innenstädten ausgedient hat".

Schmidbauer kommt aus dem Fahrzeugbau, ist früher Gokart gefahren und durch seine chinesische Frau in deren Heimat darauf aufmerksam geworden, "dass dort fast alle mit Elektrorollern fahren". Er bestellte sich einen solchen Bausatz aus China - und wandelte sein eigenes Radl um. Im Biergarten hätten ihn dann ältere Leute angesprochen, "warum denn ein solch junger Typ mit einem E-Bike unterwegs ist", erzählt Schmidbauer. Bequemlichkeit war es nicht, wie er sagt, sondern die Chance, "zügig ohne Auto von A nach B zu kommen".

Der Kunde kann auswählen, wo er den Stromantrieb haben will

Heute gehören Radfahrer aller Altersgruppen zu Schmidbauers Kunden: Berufspendler und Familien oder Paare, bei denen zuerst das Rad der Frau zum E-Bike aufgerüstet wird, damit sie dem vielleicht sportlicheren Mann hinterherkommt, wie der 35-Jährige sagt. "Manchmal steht dann kurz danach der Mann bei mir in der Werkstatt, weil er ganz schnell einen Motor für sein Fahrrad will, weil er seiner Holden nicht mehr hinterher kommt." Umgerüstete Räder bringen es auf 25 Stundenkilometer; die Leistung des Akkus liegt laut Schmidbauer bei gut hundert Kilometern; aufgeladen werden kann dieser an jeder Steckdose. Die Batterie ist abnehmbar.

Unterföhring: Ohne große Anstrengung kann der Tacho des zum E-Bike umgebauten Fahrrads schnell mal 25 Stundenkilometer anzeigen.

Ohne große Anstrengung kann der Tacho des zum E-Bike umgebauten Fahrrads schnell mal 25 Stundenkilometer anzeigen.

(Foto: Catherina Hess)

Wie Schmidbauer den Motor ins bestehende Fahrrad hineinbringt? "Das Laufrad wird neu aufgebaut", sagt der Fachmann, passend zum Rahmen und Stil des Fahrrades. Der Kunde könne auswählen, wo er den Stromantrieb haben will: hinten als Heckmotor, vorne als Frontmotor oder auch in der Mitte im Tretlager. Ähnliches Vorgehen beim Akku: Dieser kann dort positioniert werden, wo normalerweise Platz für eine Trinkflasche ist, oder direkt am Rahmen oder als Gepäckträger-Batterie direkt hinter dem Fahrer.

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