Bündnis feiert:Großer Erfolg - und nun?

Bündnis feiert: 2006 formierte sich das Bündnis, um dem Protest vieler Bürger gegen Neonazi-Aufmärsche in der Stadt eine gemeinsame Plattform zu geben.

2006 formierte sich das Bündnis, um dem Protest vieler Bürger gegen Neonazi-Aufmärsche in der Stadt eine gemeinsame Plattform zu geben.

(Foto: Winfried Eß)

Das Aktionsbündnis "Dorfen ist bunt" wird heuer zehn Jahre alt

Von Florian Tempel, Dorfen

Das Aktionsbündnis "Dorfen ist bunt" gibt es nun bereits seit mehr als zehn Jahren. Im Sommer 2006 initiierte die evangelische Pfarrerin Martina Oefele angesichts der damaligen wiederholten Aufmärschen von Neonazis ein Bündnis der beiden christlichen Kirchen und der Stadt, das dem Protest vieler Dorfener Bürger gegen die Rechtsradikalen eine gemeinsame Plattform gab. Das Bündnis war erfolgreich, die Neonazis kommen schon lange nicht mehr.

"Für und ist es schon auch die Frage, braucht es uns noch und wie geht es weiter?", sagte nun die SPD-Stadträtin Michaela Meister, eine der Sprecherinnen von "Dorfen ist bunt", bei einem Pressegespräch. Meisters Antwort auf die selbst gestellte Frage, die bei der Mitgliederversammlung am 19. Januar diskutiert werden soll, fällt entschieden au: Das Bündnis sollte auf alle Fälle weitermachen, "und sich mit der Gegenwart befassen". Auch Gert Hänsel, ebenfalls Sprecher des Bündnisses, sieht das Thema des Jahres als eindeutig gegeben: "Wir müssen uns mit der erstarkenden Rechtspopulismus auseinander setzen."

Damit wird man bereits in zwei Wochen, bei der für alle Interessierten offenen Mitgliederversammlung am Donnerstag, 19. Januar, um 19.30 Uhr i m evangelischen Gemeindezentrum beginnen. Der Politikwissenschaftler Robert Philippsberg, Mitarbeiter der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München und Lehrbeauftragte an der Universität München, wird in einem Vortrag den Rechtspopulismus analysieren. Sein Referat soll zugleich der Start für eine breite Diskussion im Bündnis "Dorfen ist bunt" sein.

Meister und Hänsel sehen die Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus, den sie in Deutschland durch die Pegida-Bewegung und die AfD repräsentiert sehen, als durchaus schwieriges Thema. "Bei 'Dorfen ist bunt' wollen wir keine Parteipolitik machen", betonte Meister. Doch das Bündnis stehe, unabhängig jeder parteipolitischen Prägung, für die Verteidigung von Werten wie Weltoffenheit und Toleranz.

Die vielfältigen Aktionen und Leistungen des Bündnisses in der vergangenen zehn Jahren bestätigen das. Nachdem zunächst der Protest gegen Neonazis gemeinsam mit dem Dorfener "Bündnis gegen Rechts" im Vordergrund gestanden war, entfalteten sich in den folgenden Jahren neue Themenfelder. Neben der Auseinandersetzung mit Neonazis in Vorträgen, Lesungen, Filmvorführungen und Diskussionen leisteten Mitglieder des Bündnisses viel historische Arbeit, indem sie intensiv über das Leben jüdischer Schoah-Überlebender im Dorfen der Nachkriegszeit forschten. Zweimal wurden die erstaunlichen und beachtlichen Ergebnisse in großen Abendveranstaltungen im Jakobmayer präsentiert. Seit dem vergangenen Jahr liegt das Buch "Wie kam der Davidstern nach Dorfen" als gedrucktes Ergebnis der Forschungsarbeit vor.

Auch die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust war stets wichtig. Zeitzeugen wie Max Mannheimer und Leslie Schwartz kamen in die Stadt, das Bündnis "Dorfen ist bunt" organisierte Fahrten zu Gedenkstätten oder ins NS-Dokumentationszentrum nach München.

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