Autokauf:(Ver)schweigen ist Gold

Autokauf ist Vertrauenssache. Und neben einem Haus gibt es nur wenig, was ähnlich teuer wäre. In seinem Leben kauft der Deutsche rund zehn Autos - die meisten gebraucht. Und er wird immer wieder übers Ohr gehauen.

Stefan Grundhoff

Egal ob Fähnchenhändler um die Ecke oder imageträchtiger Glaspalast: Der Autohändler als solcher genießt in weiten Teilen der Bevölkerung einen schlechten Ruf. Viele meinen, dass sie - besonders beim Gebrauchtwagenkauf - sowieso nur übers Ohr gehauen werden und der Händler viele wichtige aber unangenehme Details gerne verschweigt.

Autokauf: Feilschen kann man gerade in der heutigen Zeit, bis der Arzt kommt. Die Gebrauchtwagenplätze stehen voll. Auch das sollte man bei aller Begeisterung für ein Auto stets im Hinterkopf behalten.

Feilschen kann man gerade in der heutigen Zeit, bis der Arzt kommt. Die Gebrauchtwagenplätze stehen voll. Auch das sollte man bei aller Begeisterung für ein Auto stets im Hinterkopf behalten.

(Foto: Foto: dpa)

Der Grund liegt auf der Hand: Gebrauchtwagenhändler verdienen ihr Geld damit, Autos zu verkaufen - und nicht damit, den Weihnachtsmann zu geben. Auf Annehmlichkeiten wie Ledersitze, ein tolles Soundsystem oder beheizbare Sitze für den kalten Winter weist er sicher gerne und mit Nachdruck hin. Geht es um die Schwächen des vierrädrigen Lieblings, wird gerne geschwiegen. Und kaschiert.

Das fängt bei der Fahrzeughistorie an. Meist bekommt man die Informationen über die Herkunft des Fahrzeugs nur auf direkte Nachfrage. Viele Händler verkaufen Fahrzeuge aus dem europäischen Ausland, so genannte Re-Importe. Die Fahrzeuge haben in den seltensten Fällen eine grundlegend andere Ausstattung, sind vom Neupreis jedoch deutlich günstiger. Das heißt: Man muss mit dem Verkäufer härter um den Preis feilschen.

Ungern geben viele Verkäufer auch zu, dass es sich beim dem Modell um ein Mietfahrzeug handelt. Der Grund liegt auch hier auf der Hand: Die meist jungen Gebrauchten aus dem Mietgeschäft haben ein hartes Alltagsleben hinter sich - und müssten ebenfalls günstiger angeboten werden. Eine Preisminderung angesichts der nahezu täglich wechselnden Fahrer sollte nämlich selbstverständlich sein.

Das gilt auch, wenn das Auto eine schlechte Steuerklasse, keinen geregelten Katalysator oder keinen Diesel-Partikelfilter hat. Ein schriftlicher Hinweis darauf ist im Kaufvertrag unerlässlich.

Größer sind die Probleme, wenn es um den Begriff "Unfallfahrzeug" geht. Hier schummelt der ein oder andere Händler gern und vermerkt im Kaufvertrag nur ganz unschuldig den Hinweis auf einen Vorschaden.

(Ver)schweigen ist Gold

"Selbstverständlich weisen wir bei jedem verkauften Fahrzeug im Kaufvertrag darauf hin, ob es einen Unfall hatte oder nicht", sagt ein altgedienter Autohändler aus dem Ruhrgebiet. Geht es aber um die Höhe des Schadens, wird das ganze schon undurchsichtiger. "Oftmals wissen wir die genaue Schadenshöhe gar nicht und können sie im Vertrag deswegen auch nicht vermerken", erklärt er weiter.

Genau darauf sollte man jedoch Wert legen. Kein ordnungsgemäß abgewickelter Unfall ohne Gutachten - und wenn immer möglich sollte es auch vorliegen. Falls das nicht mehr möglich ist, soll der Händler zumindest die genaue Schadenshöhe und die ausgewechselten Teile im Kaufvertrag benennen.

Autokauf ohne Gewährleistung gibt es nur noch von Privat an Privat. Wer seinen neuen fahrbaren Untersatz bei einem Händler ersteht, hat Anspruch auf die gesetzliche Gewährleistung von ein bis zwei Jahren. Ein Ausschluss seitens des Verkäufers ist schlicht unrechtmäßig.

Ebenso sollte man sich ein älteres Auto nicht mit dem Hinweis andrehen lassen, es sei ein "Bastlerauto". Und auf eine Probefahrt sollte man gerade bei älteren Autos nie verzichten. Ein kundiger Bekannter ist gut, ein Abstecher zu einer Prüforganisation wie Dekra, ADAC oder TÜV noch besser. Eine Untersuchung dort deckt die meisten versteckten Mängel auf und beruhigt vor der nächsten Urlaubsfahrt das Gewissen.

Immer wichtig: Es gibt keine dummen Fragen. Was man nicht weiß, sollte man erfragen - und zwar ohne jede Hemmung.

Wilde Versprechungen des Händlers sollte man sich im Kaufvertrag schriftlich bestätigen lassen. Muckt der Händler dagegen, liegt aller Voraussicht was im Argen - und man sollte einen Händler weiter sein Glück versuchen.

Feilschen kann man gerade in der heutigen Zeit, bis der Arzt kommt. Die Gebrauchtwagenplätze stehen voll. Auch das sollte man bei aller Begeisterung für ein Auto stets im Hinterkopf behalten.

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