SZ-Talentiade:Die Champions aus dem Bauernhaus

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Elian Preuhs und Theresa Sommerkamp sind im Boogie-Woogie ein unschlagbares Team. Zu ihren Titeln zählen die Deutsche Meisterschaft, die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft.

(Foto: privat)
  • Boogie Magic's Hohenbrunn erhalten bei der Talentiade 2017 den SZ-Förderpreis, der mit 1500 Euro dotiert ist.

Von Stefanie Deimel, Oberpframmern

Als der erste Ton des Liedes aus den schwarzen Lautsprecherboxen schallt, legen sie los. An den Händen haltend wirbeln sie über das Parkett, voller Lebensfreude, voller Energie. Schnell ist klar: Hier in Oberpframmern tanzt an diesem Abend nicht irgendwer - es sind die Weltmeister der Jugendklasse im Boogie-Woogie, einem Swing-Tanz der in den 1920er Jahren in den USA entstand.

Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs heißen die beiden 16-Jährigen, die Teil der Boogie Magic's Hohenbrunn sind. Ihr Training findet im eigens für sie eingerichteten Tanzraum im Bauernhaus von Theresas Eltern statt. "Hier üben wir die Figuren, denken uns neue aus oder arbeiten am Feinschliff", so die jungen Tänzer. Die sogenannten "Figuren" sind der Hauptbestandteil des Boogie-Woogie, eine einstudierte Choreografie gibt es nicht. Der Mann führt, er wählt die Figuren spontan und passend zur Musik.

Zum einen muss er dabei den Inhalt des Liedes aufgreifen, vor allem aber auf die Takte achten, um am Ende ein flüssiges Gesamtbild zu erreichen. Elian beschreibt, wie er die Takte zählt. "Es ist wie eine Rechnung", man habe das mit der Zeit im Gefühl. Nur bei unregelmäßigen Taktwechseln werde es komplizierter. Doch Elian liebt die Töne, fast kein Tag vergeht, an dem er keine Boogie-Musik hört. Außerdem habe es Vorteile, keiner fixen Choreografie folgen zu müssen. "Man fühlt sich nicht gezwungen", das Tanzen befreie, sagt Theresa, der man die Freude am strahlenden Lächelns ansieht.

Theresa muss auf ihren Partner reagieren. Das erfordert Feingefühl, vor allem aber, den Partner gut zu kennen. Die beiden sind zusammen aufgewachsen, waren schon im Kindergarten befreundet und besuchen inzwischen die zehnte Jahrgangsstufe des Kirchseeoner Gymnasiums. In der ersten Klasse hatte Elian die Idee, mit Theresa zum Boogie-Woogie-Training zu gehen. Elians Eltern tanzen selbst professionell, Vater Johann Preuhs trainiert die beiden zudem.

Vom bayerischen Meister zur Weltmeisterschaft

Theresa nahm den Vorschlag von Elian damals gerne an, seitdem tanzen die beiden gemeinsam. Mit Erfolg: Bayerischer Meister, Deutscher Meister, Europameister und schließlich Weltmeister - 2016 war ein äußerst gelungenes Jahr für Elian und Theresa. Was gut klingt, ist aber mit harter Arbeit verbunden. Ihre Erfolge haben die beiden vor allem dem intensiven Training zu verdanken. "Letztes Jahr haben wir besonders viel Zeit investiert", sagt Theresa.

Fünf bis sechs mal in der Woche trainieren die zwei zu Hoch-Zeiten. Das hat seinen Preis, "man muss auch auf einiges verzichten", sagt Elian. Auf Zeit für Freunde zum Beispiel, aber auch auf andere Hobbys - der 16-Jährige ist großer Fan des FC Bayern München, das Vereinslogo ziert seine Sporthose. Und dann ist da noch die Schule, "und die geht immer noch vor", sagt Elian. Bisher habe sich das mit dem Sport jedoch meist gut vereinbaren lassen. Eine Befreiung vom Unterricht für einen Wettkampf sei aus Sicht der Schule kein Problem, so Elian, "solange die Noten nicht darunter leiden."

An ein bis zwei Turniere nehmen die beiden durchschnittlich im Monat teil. Für internationale Wettkämpfe müssen sie dann auch einmal einen längeren Weg auf sich nehmen - im letzten Jahr bewiesen die Tänzer unter anderem in Schweden, Italien, Polen und der Schweiz ihr Talent. Es sei faszinierend, die Paare aus anderen Ländern zu sehen, sagt Elian, man könne die unterschiedlichen Stile sehr gut beobachten.

Bald ist es vorbei mit der Jugendklasse

Johann Preuhs erklärt, dass andere Länder - im Gegensatz zu Deutschland - ihre Boogie-Tänzer in mehreren Tanzrichtungen ausbilden. Der Stil bei uns sei "quadratisch, praktisch, gut", sagt Elian lachend. Theresa und er haben sich schnell ein Beispiel an der Konkurrenz genommen und sich unter anderem von Ballett- und Hiphop-Elementen inspirieren lassen.

Der Erfolg ist aber nicht nur der Disziplin zu verdanken - das Paar harmoniert ungemein. Als Elian gerade ein passendes Lied sucht und kurz der Anfang eines Songs ertönt, steht Theresa schon vor dem Spiegel. Wenn die Musik läuft, kann sie nicht still halten. "Duracell" habe sein Vater sie deshalb früher immer genannt, erzählt er, wie den springenden Werbe-Hasen, dem nie die Energie ausgeht. Boogie-Woogie fordert viel Kondition, das Tempo ist flott, die Tänzer hüpfen beinahe ununterbrochen.

Um die nötige Ausdauer zu behalten, macht Theresa jeden Abend 1000 Seilsprünge, außerdem geht sie joggen. Elian ist im Fitnessstudio angemeldet, dort trainiert er sich Kraft an. Der Grund: In Zukunft will er mit Theresa auch akrobatische Figuren präsentieren. Sobald einer von ihnen den 18. Geburtstag feiert, ist es vorbei mit der Jugendklasse, wo akrobatische Figuren noch nicht erlaubt sind. Dann müssen die beiden in der Hauptklasse tanzen.

Trotz der vielen Titel des vergangenen Jahres formulieren die beiden ihre Ziele für 2017 recht zurückhaltend: "Konstante und gute Leistungen." Die erste Möglichkeit, ihre Leistung und die neuen Elemente zu präsentieren, haben die beiden schon ganz bald: Im März beginnt für Theresa und Elian die neue Saison - beim Pink Panther-Cup in Landshut.

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