H3N2-Virus:Grippe kommt dieses Jahr besonders früh nach München

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Fieber, Schnupfen, alles ätzend: Die Grippewelle hat alle zwei Jahre hohe Ausschläge, sagen Ärzte. (Foto: dpa)
  • In den ersten beiden Jahreswochen meldeten Münchner Ärzte dem Gesundheitsreferat mehr als 500 Grippefälle.
  • Im vergangenen Jahr waren es im selben Zeitraum nur knapp 40.
  • Grund zur Panik gibt es aber nicht. Die städtischen Kliniken halten mehr Betten vor und isolieren womöglich grippekranke Patienten.
  • Das Gesundheitsreferat unterhält eine telefonische Impfsprechstunde. Sie ist unter 089/233-669-07 erreichbar (Mo.-Fr., jeweils 11-12 Uhr)

Von Bernhard Hiergeist

Ende Januar, Anfang Februar setzt die Grippewelle in München normalerweise ein. Doch in diesem Jahr passiert das viel früher. Beim Gesundheitsreferat gingen in den ersten beiden Januarwochen 521 Meldungen von Grippefällen ein. Im Jahr 2016 waren es im gleichen Zeitraum nur 39. Das teilte die Stadt am Freitag mit. Warum die Grippewelle in München früher beginnt, untersucht derzeit das Robert-Koch-Institut in Berlin.

Dass die Grippe immer wieder in Wellen auftritt, habe mit den Erregern zu tun, die sich regelmäßig verändern, erläutert Christoph Dodt, Leiter des Notfallzentrums im Klinikum Bogenhausen. Gerade sei es das "Influenza A-H3N2-Virus", das sich ausbreite. "Warum die Welle aber so früh einsetzt, ist nicht ganz klar", sagt Dodt. Auch dass die Grippewelle mit der Kältephase zusammenfalle, sei nicht unbedingt typisch. "Eigentlich haben wir die höchsten Zahlen, wenn der Winter abflacht und es wieder wärmer wird."

Sorgen bereitet den Ärzten die hohe Zahl der Fälle am Anfang des neuen Jahres aber nicht. Die Grippewelle habe alle zwei Jahre hohe Ausschläge, teilten die Kliniken mit. Eine Erklärung gebe es dafür nicht. So sei 2016 ein "ruhiges" Jahr gewesen. Die Höchststände von 2015 seien derweil noch nicht erreicht worden.

Bei den städtischen Krankenhäusern greift die Routine, wie Dodt sagt. "Zunächst versuchen wir, die Grippe zu diagnostizieren." Dazu müssten die Patienten wegen der Ansteckungsgefahr jedoch allein untergebracht werden. Dafür halten die Kliniken mehr Betten bereit als üblich. Wer zur Behandlung kommt, der muss sich höchstens auf längere Wartezeiten einstellen.

Experten raten generell zu einer Impfung. Die sei auch jetzt noch sinnvoll, sagt Dodt, auch wenn der Impfschutz erst nach etwa zwei Wochen eintritt. "Wir wissen ja nicht, wie lange die Grippewelle dauern wird." Erfahrungsgemäß werden in München teils noch Anfang April Fälle gemeldet. Dodt empfiehlt eine Grippeimpfung gerade für sogenannte Risikogruppen: Menschen mit Lungenerkrankungen oder schwachem Immunsystem, also etwa Senioren, Schwangere oder chronisch Kranke.

Jenseits einer Impfung gibt es diverse Ratschläge, wie man eine Ansteckung vermeiden kann. Durch regelmäßiges Händewaschen (vor allem auch der Daumen und Fingerzwischenräume) bekämen Grippeviren kaum noch eine Chance, lässt das Gesundheitsreferat wissen. Und oft hilft es, einige Regeln des Anstands und der Höflichkeit etwas zurückzustellen. So sollte zum Beispiel Krankenbesuche vermeiden, wer leicht erkältet ist. Und das Gesundheitsreferat rät: Lieber in den Ärmel, als in die Hand niesen! So könnten Keime nicht über das Anfassen von Türklinken verbreitet werden. Beratung gibt es auch bei der telefonischen Impfsprechstunde des Gesundheitsreferats (Tel. 089/233-669-07, Mo-Fr, jeweils 11-12 Uhr).

Generell gilt aber immer noch: Eine Grippe ist eine Grippe - und als solche nur in Ausnahmefällen lebensbedrohlich. Der erste Weg bei einer normalen Erkrankung sollte deshalb zum Hausarzt und nicht gleich in die Notaufnahmen der Kliniken führen, empfiehlt Dodt. Die städtischen Kliniken führten Grippetests ohnehin nur durch, wenn Patienten stationär behandelt werden. Und dies sei nur bei gefährdeten Patienten der Fall, sagt Dodt, also bei Senioren, Schwangeren oder Menschen mit chronischen Krankheiten. Ein an Grippe erkrankter 34-Jähriger, der noch aufstehen kann, müsse nicht ins Krankenhaus kommen, sagt Dodt. "Das Beste ist es oft, sich abzuschotten und zu Hause zu bleiben."

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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