Bandprobe:Der Waschsalon als Proberaum

Impala Ray Internale 2014 Laim Interim

Spielt auch ganz gerne im Freien: Rainer Gärtner von "Impala Ray".

(Foto: oh)

Als die Band "Impala Ray" zu Hause probte, beschwerten sich die Nachbarn. Dann wichen sie aus - auf einen Waschsalon, den Englischen Garten - und heute üben sie gar nicht mehr.

Von Sarah Bioly

Mit Tuba und Ukulele saßen die beiden Musiker der Münchner Band Impala Ray auf Waschmaschinen. Kurzerhand hatten der Sänger und Gitarrist Rainer Gärtner und die Künstlerin Nicola Missel den Waschsalon zu einem Proberaum umfunktioniert. Hier konnten sie fast ungestört üben, hatten Licht und im Winter war es warm. Wieso sie sich keinen Proberaum gemietet haben? Zu teuer, zu rar, zu weit weg.

Ursprünglich übten die beiden in ihrer Wohnung, aber am nächsten Tag schon, erzählen sie, seien dort die Nachbarn auf der Matte gestanden. "Ob wir eine Meise hätten, haben die uns gefragt", sagt Rainer Gärtner. "Deshalb haben wir unsere Proben im Sommer an die Isar oder in den Englischen Garten verlagert. Im Winter sind wir dann in den Waschsalon umgezogen." Neben den Musikern ratterte eine Maschine. Jemand stopfte seine nasse Wäsche in einen Trockner. Auf dem Boden saß oft eine Gruppe Zuhörer an die Wand gelehnt und lauschte der Musik. Seifenblasen flogen durch die Luft. "Dort zu üben, war total skurril und gleichzeitig magisch", erzählt Gärtner. Allerdings war ernsthaftes Proben nur bedingt möglich, da die Musiker leicht in eine Konzertsituation gerieten, in der sie sich nicht mehr trauten, so viel Neues auszuprobieren - wegen der zahlreichen Zuhörer im Waschsalon. Auch im Englischen Garten sind die Leute oft stehen geblieben oder haben sich zu Gärtner und Missel gesetzt. Manchmal haben andere Künstler mit gejammt.

Doch das alles ist vier Jahre her. Heute experimentiert Impala Ray live auf der Bühne. Einmal, weil die Musiker keine Zeit haben zu üben. Und außerdem, weil die Proberäume immer noch teuer sind. Mietzuschüsse mit dreijähriger Laufzeit können sie nicht beantragen - keiner von ihnen hat sein Instrument studiert. "Ich kann nicht mal Notenlesen", sagt Gärtner. "Dumm gelaufen, da passen wir leider nicht ins System." Dennoch verdient er sein Geld ausschließlich mit Musik.

Ein neues Konzept zum Üben hat seine Kollegin Nicola Missel in ihrer Masterarbeit an der Architekturfakultät der Universität Stuttgart entwickelt. Es ist die Idee eines kostenlosen, temporären und öffentlichen Proberaums, genannt Wanderhäusle. Im kommenden Herbst soll es in Stuttgart kreuz und quer durch die Stadt ziehen. In München heißt es hingegen weiterhin: Entweder man muss Kunst studieren, um Kunst zu schaffen, oder man sucht sich einen Waschsalon.

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