Mehr Influenzainfektionen:Die Grippe grassiert - und Brechdurchfall

Heliosklinikum Dacchau

Der Hygiene-Experte und Arzt am Dachauer Klinikum Konrad Trülzsch weiß, wie die Ansteckungsgefahr reduziert werden kann. Feuchte Luft und Hände waschen.

(Foto: Helios Dachau)

Zwei Stockwerke im Dachauer Klinikum sind bereits für Virusinfizierte reserviert.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Influenza und Norovirus grassieren im Landkreis Dachau in einem Maße, dass das Klinikum Dachau zusätzlich zur Infektionsabteilung noch eigene isolierte Bereiche für Patienten schaffen musste. Außerdem beraten sich die Ärzte fächerübergreifend jeden Tag darüber, wie sie die täglichen neuen schweren Fälle bewältigen können. Im Nachbarlandkreis Aichach hat sich das dortige Kreiskrankenhaus dazu entschlossen, Operationen zu vertagen, wenn sie nicht lebensnotwendig sind. Soweit ist es in Dachau noch nicht gekommen. Wie der ärztliche Direktor Horst-Günter Rau mitteilt, haben die Abteilungen der Inneren Medizin aber wegen Überlastung bereits Untersuchungen absagen müssen.

Da jeder Fall eigens registriert wird, hat der ärztliche Direktor einen genauen Überblick über das Ausmaß der Erkrankungen. Der erste Influenzafall, bei dem die Grippe sich zu einer Lungenerkrankung auszuweiten drohte, erreichte das Klinikum Dachau am 27. Dezember. Tags darauf waren es schon vier. Seitdem pendelt sich die Quote der Neuzugänge auf drei bis vier Patienten täglich ein. Der erste schwere Norovirus-Fall wurde am 1. Januar eingeliefert. Seitdem waren es bis zu diesem Montag täglich zwei bis drei. Die Ärzte am Dachauer Klinikum sind zuversichtlich, dass "die Welle der Norovirus-Patienten" allmählich abebbt. Bei den Infektionen mit dem Influenza-Virus sind sie sich dagegen noch nicht sicher. Chefarzt Rau: "Das Niveau ist noch sehr hoch."

Das Norovirus gilt als extrem aggressiv

Im dritten Stock des Dachauer Klinikums befindet sich die Infektionsabteilung. Sie ist nach Raus Angaben seit mehreren Wochen ausschließlich für Patienten reserviert, die sich mit dem Norovirus angesteckt haben. Im ersten Stock wurden zusätzlich Stationen eingerichtet, die von der Außenwelt isoliert sind. Beide Virenarten gelten als sehr ansteckend. Wie der Hygiene-Experte und Mikrobiologe Konrad Trülzsch am Klinikum ausführt, schwächen die Viren Menschen mit Vorerkrankungen. Das Norovirus gilt als extrem aggressiv. Bei den meisten Viren braucht es schon eine erhebliche Dichte von zehn hoch vier, um den Organismus anzugreifen. Beim Norovirus reichen zehn aus. Wenn also in einer Runde einer angesteckt ist, werden es alle anderen beim ersten Kontakt auch. Allerdings stecken gesunde Menschen den Brechdurchfall innerhalb von zwei bis drei Tagen weg. Nicht aber ältere Menschen oder jüngere, die an einer Krankheit leiden. Sie müssten vor einem Flüssigkeitsverlust bewahrt werden. Die Influenza ist nach der Einschätzung von Trülzsch weniger aggressiv. Aber auch bei dieser Grippe können sich Vorerkrankungen fatal auswirken und vor allem die Lunge schädigen.

Was also tun? Als einzige wirkungsvolle Gegenmaßnahme im Alltag empfiehlt Experte Trülzsch: "Händewaschen." Nicht nur ab und an, sondern regelmäßig. Wer einen Niesanfall hat oder sich schnäuzen muss, sollte sofort seine Hände reinigen. "Am besten geht man zurzeit bei Mitmenschen auf eine Distanz von zwei Metern", sagt Trülzsch. Bei dieser Entfernung sei die für eine Influenza typische Tröpfchen-Infektion ausgeschlossen. Außerdem könnten Luftbefeuchter in Wohnungen und Büros die Überlebensdauer von Viren beschränken. "Eine der Ursachen für die Krankheitswelle ist die kalte trockene Luft, die für Viren ideal ist", sagt Trülzsch. Wegen deren Aggressivität empfiehlt er allen, die sich grippig fühlen, Zuhause zu bleiben. Sie stecken ihre Mitmenschen sonst nur an.

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