Prominente:Model spricht offen über Intersexualität

Hanne Gaby Odiele

Model Hanne Gaby Odiele will mit ihrem Geständnis anderen Mut machen.

(Foto: dpa)
  • Bei ihrer Geburt war Hanne Gaby Odiele weder eindeutig männlich noch weiblich.
  • Sie ist die erste Prominente, die sich zu ihrer Intersexualität bekennt und bricht damit ein Tabu.

Mit ihren langen blonden Haaren, den feinen Gesichtszügen und den vollen Lippen wirkt die Belgierin Hanne Gaby Odiele durchaus weiblich. Die 29-Jährige arbeitet als Model und ist damit sehr erfolgreich, sie lief unter anderem für Yves Saint Laurent, Chanel und Prada über den Laufsteg. In einem Interview mit der Zeitung USA Today hat sie jetzt über ihre Intersexualität gesprochen. Odiele hatte bei ihrer Geburt Merkmale beider Geschlechter.

Es sei ihr wichtig, ein Tabu zu brechen, sagt das Model im Interview. "In der heutigen Zeit sollte es vollkommen in Ordnung sein, darüber zu sprechen." Dennoch ist die 29-Jährige die erste Prominente, die ihre Intersexualität öffentlich macht. Intersexuelle Menschen sind bei ihrer Geburt nicht eindeutig männlich oder weiblich. Bei ihnen lassen sich Geschlechtsmerkmale wie Chromosomen, Hormone, Keimdrüsen und äußere Geschlechtsorgane nicht einem Geschlecht zuordnen. Experten gehen davon aus, dass weltweit etwa ein Prozent der Kinder intersexuell geboren werden.

"Ich bin stolz, intersexuell zu sein", sagt Hanne Gaby Odiele, die mit ihrem Interview auf die medizinischen Prozeduren aufmerksam machen will, denen die Kinder oftmals ohne deren Einwilligung ausgesetzt werden. Es mache sie wütend, dass diese Operationen noch immer geschehen würden. Als sie zehn Jahre alt war, ließen ihre Eltern ihr die innenliegenden Hoden entfernen. Die Ärzte hatten ihnen gesagt, ihre Tochter könne ansonsten vielleicht Krebs bekommen. Mit 18 Jahren unterzog sie sich einem weiteren schmerzlichen Eingriff zur Herstellung ihrer Vagina.

"Es ist keine große Sache, intersexuell zu sein", sagt Odiele, die beiden Operationen hätten sie dafür bis heute traumatisiert. Das Model hat einige Jahre gebraucht, um mit der Intersexualität umgehen zu können. Erst seit einiger Zeit spricht sie mit Freunden darüber, das Interview ist ihr erstes öffentliches Statement dazu. Ihre Intersexualität habe ihr einen anderen Blick auf die Mode gegeben. "Ich musste nicht in bestimmte Rollen passen", sagt sie. "Ich konnte vielmehr individuell sein."

Ihr Ehemann, Model John Swiatek, ist stolz auf seine Frau: "Ich bin beeindruckt von ihrer Entscheidung, mit der sie intersexuellen Kindern die Möglichkeit gibt, sich über ihren Körper bewusst zu werden."

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