Scoop:Erster!

Martin Schulz To Run For Chancellor In 2017 Elections

Geordneter Rückzug: Sigmar Gabriel hat sich gegen die Kanzlerkandidatur entschieden.

(Foto: Sean Gallup/Getty Images)

SPD-Politiker Sigmar Gabriel kündigt an, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten und der Branchendienst "Meedia" hilft dem "Stern" im Wettlauf gegen die "Zeit". Über die Gefahr, den Vorsprung zu verlieren, und einen Scoop von vorgestern.

Von David Denk

Der Macht des Zufalls hat die Zeit kürzlich ein Dossier gewidmet. Genau diese Macht hat sich am Dienstag offenbar gegen die Wochenzeitung gewendet, denn der Verzicht Sigmar Gabriels auf die Kanzlerkandidatur hätte auch als Zeit-Scoop in Umlauf geraten können, wäre der Branchendienst Meedia "am Dienstagmittag in Grossistenkreisen" nicht per Zufall über das Gabriel-Cover des Stern gestolpert, wie er um 14.34 Uhr meldete. Bald kursierte es auch in sozialen Netzwerken und brachte die Illustrierte endlich mal wieder politisch ins Gespräch. Erschienen ist die Ausgabe mit dem Scoop einen Tag früher als regulär, am Mittwoch. Die Zeit wies als Reaktion am Dienstag um 15.04 Uhr auf ein gewohnt am Donnerstag erscheinendes Porträt Gabriels aus dem selben Anlass hin. MeediaChefredakteur Georg Altrogge möchte sich zu Details nicht äußern: Das Cover sei aber "definitiv nicht geleakt worden". Stern-Chefredakteur Christian Krug sagt am Mittwoch: "Dies hatten sie (Meedia) nicht von uns." Dafür spricht, dass mit einem Leak die Konkurrenz gefüttert worden wäre: Das für schnelle, gern auch steile Thesen bekannte Portal Meedia gehört wie die Zeit zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe.

Sein "alter Boulevardinstinkt" habe ihm geraten, so Altrogge, der seine Karriere bei der Hamburger Morgenpost begann, die Geschichte nach interner Prüfung zu veröffentlichen, ohne eine Bestätigung durch den Stern abzuwarten. Die Gefahr, "hingehalten" zu werden, den Vorsprung zu verlieren, sei zu groß gewesen.

Sowohl für das mit seinem Erscheinungstermin am Donnerstag nun ziemlich verspätet wirkende Zeit-Porträt als auch für das Stern-Interview war eine Sperrfrist vereinbart: Bei Twitter schreibt der Zeit-Vize-Chefredakteur Bernd Ulrich von "Deadline Di 20h". "Dann wären die Gremien informiert gewesen." Auch beim Stern hatte man dies zugesichert. Nachdem er vor seine Fraktion getreten sei, habe Gabriel "die Sperrfrist gegenüber dem Stern aufgehoben", so Chefredakteur Krug, der doppelt davon profitiert, dass nicht er sie gebrochen hat: Neben der Aufmerksamkeit ist ihm ein unbeschadetes Vertrauensverhältnis zum künftigen Außenminister sicher.

Als sich am Wochenende verdichtete, dass der seine Entscheidung am Dienstag verkünden würde, zog die Illustrierte ihren Erscheinungstermin vor (und brachte damit Abläufe im Pressevertrieb durcheinander, was Meedia womöglich auf die Spur gesetzt hat). Sehr wahrscheinlich hätte der Stern aber auch bei parallel mit der Zeit veröffentlichter Vorabmeldung das Rennen gemacht, da die Aussagen Gabriels gleich am Folgetag nachzulesen waren und nicht erst zwei Tage später. Nichts ist so alt wie der Scoop von vorgestern.

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