Fast-Food-Gerichte:Wo es die beste Currywurst der Republik gibt

Fast-Food-Gerichte: Wo die Currywurst am besten schmeckt? Im Saarland natürlich!

Wo die Currywurst am besten schmeckt? Im Saarland natürlich!

(Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Sie ist eines der beliebtesten Essen in deutschen Kantinen, sie ist mittlerweile auch hip, trendy, bio, manchmal sogar vegan. Doch viele denken, ihre Heimat sei Berlin oder das Ruhrgebiet. Stimmt nicht.

Von Oliver Klasen

Vielleicht liegt es an Herbert Grönemeyer. Grönemeyer, gebürtig übrigens aus Göttingen, sang 1982 über Bochum: "Kommse vonne Schicht, wat schönret gibt et nich als wie Currywurst" und füllte damit die Hallen. Das Klischee des Bergarbeiters, der nach der Maloche schnell in der Imbissbude einkehrt, hält sich bis heute, obwohl die Zechen und die Stahlwerke längst dichtgemacht haben.

Oder Köln, da gab es lange die Wurstszene am Ende des Tatorts. Die beiden Kommissare Freddy Schenk und Max Ballauf an der Bude, der Dom im Hintergrund, Currypommesrotweiß und lecker Kölsch im Vordergrund. Inzwischen haben die Produzenten die Wurstszene öfter mal weggelassen, vielleicht war sie ihnen zu ausgelutscht.

Berühmt ist auch die Currywurst, die in Wolfsburg in der Volkswagen-Kantine serviert wird. Sie ist bis weit über die Grenzen des Autowerkes geschätzt und wird nach eigenen Angaben in elf Länder exportiert. Im vergangenen Jahr kam sogar die Meldung, dass VW mehr Würste als Autos verkauft hat.

Das Patent mit der Nummer 721319

Neben dem Ruhrgebiet, Wolfsburg und Köln sehen sich noch stärker Berlin und Hamburg als Hauptstädte der Currywurst. Wo und wann genau sie erfunden und das erste Mal verkauft wurde, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären. Sicher ist, dass die Berlinerin Hertha Heuwer die Soße für ihre Wurst unter der Nummer 721319 im Jahre 1959 zum Patent anmeldete. Man weiß, dass Paprika, Paprikapulver, Tomatenmark und Gewürze zu den Zutaten gehören, das Rezept jedoch nahm Heuwer 1999 mit ins Grab.

Schließlich gibt es auf der imaginären Currywurst-Deutschlandkarte noch Neuwied in der Nähe von Koblenz. Dort findet an diesem Wochenende das vermutlich weltweit einzige Currywurst-Festival statt, bei dem Besucher an mehr als 20 Ständen verschiedene Currywurst-Variationen probieren können.

Hier schmeckt die Currywurst am besten

Wichtig ist aber nicht, wo die Currywurst erfunden wurde oder wo sie am stärksten in der Kultur verankert ist. Wichtig ist allein, wo sie am besten schmeckt. Zum Glück gibt es darauf eine eindeutige Antwort: im Saarland, einem kleinen sympathischen Bundesland im äußersten Südwesten Deutschlands, das ansonsten vor allem für Größenvergleiche benutzt wird, wenn mal wieder irgendwo ein riesiger Waldbrand tobt.

Wer einmal dort war und gekostet hat, wird nie wieder von der Berliner, Hamburger oder Ruhrgebiets-Currywurst schwärmen. In vielen Dörfern und auf garantiert jedem Volksfest gibt es dort eine "Roschtwurschtbud", in der formidable Fleischwaren angeboten werden. Auf dem Marktplatz von Saarlouis, gerade mal 35 000 Einwohner, standen einst sogar sechs Wurstbuden, die um Kunden konkurrierten. Inzwischen sind es noch vier.

Kokosraspeln auf der Currywurst

Doch was ist das Geheimnis der saarländischen Currywurst? Anruf bei Joseph Klein, der im Zentrum von Saarbrücken gemeinsam mit zwei Mitinhabern den Imbiss "Kalinski" betreibt. "Das wichtigste ist eine gute Kombination von Wurst und Soße. Bei schlechten Currywürsten schmecke ich oft nur die Wurst oder nur die Soße und meistens ist eines von beiden völlig überwürzt", sagt Klein.

Die traditionelle saarländische Currywurst-Soße basiert auf einer Fleischbrühe, hinzu kommen Zwiebeln, Paprika, Curry und häufig ein Klecks Ketchup. "Wir haben den Ketchup weggelassen und mischen unser Curry aus drei verschiedenen Sorten zusammen. Wichtig ist auch, dass unsere Soße stundenlang gekocht wird", sagt Klein. Neben der traditionellen Variante gibt es bei Kalinski sogar Kokosraspeln als Extra.

"Wir hatten schon Berliner hier, die anschließend meinten, eure Wurst ist sehr, sehr gut", versichert Klein. Bevor er und seine zwei Mitinhaber das Lokal vor knapp drei Jahren eröffneten, testeten sie 120 verschiedene Würste. Die Bedingung: aus artgerechter Haltung und aus der Region sollte das Produkt kommen. Einen Trend, der sich in vielen anderen Städten durchgesetzt hat, wollten Klein und sein Team allerdings nicht mitmachen: "Wir halten nichts von einem Schärfe-Wettbewerb bei Currywürsten. Das Ganze soll schließlich nach etwas schmecken", sagt Klein.

In Zeiten zurückgehenden Fleischkonsums setzt das Kalinski auf ein Konzept, das sowohl das traditionelle Imbissbudenpublikum anspricht als auch jungen Fast-Food-Essern gefällt. Deshalb gibt es neben allerlei Wurst-Varianten, Pommes und Bier auch 50 Gin-Sorten. Und sogar jemanden im Team, der kein Fleisch isst: Einer der drei Teilhaber ist seit mehr als 20 Jahren Veganer.

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