Bundesliga:Leipzig und Hoffenheim helfen Joachim Löw

Bundesliga: Bald im DFB-Team? Leipzigs Timo Werner und Hoffenheims Sandro Wagner (r.).

Bald im DFB-Team? Leipzigs Timo Werner und Hoffenheims Sandro Wagner (r.).

(Foto: Robert Michael/AFP)

Beide Klubs könnten das Sturmproblem des Bundestrainers lösen. Sogar der lange verschmähte Sandro Wagner ist nun ein Kandidat.

Kommentar von Christof Kneer

Natürlich sah der Bundestrainer wieder umwerfend aus. Eine Nachricht ist das ja eigentlich nicht mehr, wenn Joachim Löw in einem Bundesliga-Stadion seine Lässigkeit vorführt, aber an diesem Samstag hatten Löw und sein Style einen gewissen Neuigkeitswert: Als Beobachter gab er seine Premiere im Leipziger Stadion, und es machte ihm gar nichts aus, dass die Leute um ihn herum sich vermutlich fragten, ob man durch eine so dunkle Pilotenbrille überhaupt ein Spiel betrachten kann. Zu vermuten ist: Man kann.

Joachim Löw hat einiges zu sehen bekommen bei seinem Debüt, vielleicht sah er sogar die aktuell stilprägenden Mannschaften der Liga, deren Spiel zumindest deutlich zackiger ausschaut als das des sehr beliebigen FC Bayern. Vor allem aber dürfte Löw nach vielen, vielen Jahren erstmals eine leise Hoffnung beschleichen: Vielleicht muss er bald nicht mehr nur zwischen Mario Gomez und Mario Götze auswählen, wenn er den Sturm seiner Nationalmannschaft besetzen will.

Löw sah in Leipzig die beiden treffsichersten deutschen Stürmer, den immer noch sehr jungen Timo Werner, 20, und den nicht mehr sehr jungen Sandro Wagner, 29, die vor seiner Pilotenbrille durchaus bemerkenswerte Szenen hatten. Werner schoss eines der inzwischen für ihn schon typischen Tore, sein elftes in der Liga; und Wagner mischte auffällige spielerische Momente oft mit angemessener, manchmal aber auch mit unangemessener Aggressivität. Seine rote Karte dürfte dem sehr ästhetischen Bundestrainer nicht gefallen haben, aber selbstverständlich hat Löw dennoch nicht übersehen, auf welch beachtlichem Niveau dieser Wagner inzwischen zu stürmen versteht.

Werner gilt als seriöser Kandidat für das Confed-Cup-Aufgebot

Auch das ist ja bisher eine Geschichte dieser Saison: Leipzig und Hoffenheim haben der Liga mit ihrer Art des Fußballs nicht nur eine neue Farbe hinzugefügt, sie haben auch dem anspruchsvollen Bundestrainer neue Optionen vermittelt: Werner gilt inzwischen als seriöser Kandidat für das Confed-Cup-Aufgebot, das Löw nach Saisonende nominieren wird; alternativ könnte er als Mittelstürmer der U21 versuchen, die DFB-Junioren bei deren Europameisterschaft in Polen zum Titel zu schießen. Sollte Werner in Polen stürmen, könnte an seiner Stelle tatsächlich der lange verkannte Sandro Wagner mit der A-Elf nach Russland reisen.

Joachim Löw weiß, was er Leipzig und Hoffenheim bzw. deren Trainern Ralph Hasenhüttl und Julian Nagelsmann zu verdanken hat. Sie sind nicht nur dabei, ihm zwei Stürmer zu erziehen, unter ihrer Hand sind auch andere Kandidaten zuletzt deutlich besser geworden: die Hoffenheimer Niklas Süle und Sebastian Rudy, die der FC Bayern sicherheitshalber gleich weggekauft hat; auch die Leipziger Verteidiger Willi Orban und (der zurzeit verletzte) Lukas Klostermann sind längst im Blickfeld der Pilotenbrille aufgetaucht; und der junge Hoffenheimer Nadiem Amiri, 20, gilt als Geheimtipp, der, wenn er so weitermacht, bald nicht mehr sehr geheim ist.

Im Moment sind es Leipzig und Hoffenheim, die dem Bundestrainer Freude machen. Mit den Gedanken an sie kann er sich trösten, wenn er mal wieder dem Dortmunder Götze oder den Münchner Müller bei der verzweifelten Formsuche zuschauen muss.

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