Wahl in Frankreich:Frankreichs Sozialisten wählen Hamon zum Kandidaten

Wahl in Frankreich: Neuer Kandidat der Sozialisten: Benoît Hamon bei einer Rede in Lille

Neuer Kandidat der Sozialisten: Benoît Hamon bei einer Rede in Lille

(Foto: AFP)
  • Benoît Hamon tritt als Kandidat der Sozialisten bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich an.
  • Der 49-Jährige Abgeordnete hat sich in der Vorwahl gegen den früheren Premierminister Manuel Valls durchgesetzt.
  • Hamon ist innerhalb der Partei umstritten, ihm steht ein schwieriger Wahlkampf bevor.

Der Parteilinke Benoît Hamon ist der Kandidat der französischen Sozialisten bei der Präsidentschaftswahl in drei Monaten. Der 49-jährige Abgeordnete gewann die Vorwahl der Partei klar gegen den früheren Premierminister Manuel Valls.

Vorläufigen Ergebnissen zufolge kam Hamon auf etwa 58 Prozent der Stimmen. Der frühere Bildungsminister, der ein ausgesprochen linkes Wahlprogramm hat, war bereits in der ersten Runde der Vorwahl vor einer Woche vorne gelandet. In der Stichwahl galt er als klarer Favorit.

Hamon steht nun ein schwieriger Wahlkampf gegen Rivalen von Links, Rechts und aus der politischen Mitte bevor.Unter anderem muss Hamon damit rechnen, dass sozialistische Wähler zu Emmanuel Macron abwandern, der einst Wirtschaftsminister unter dem sozialistischen Präsidenten François Hollande war, aber bei der Wahl als Unabhängiger antritt. Außerdem könnte ihm Jean-Luc Mélenchon von der Linkspartei Stimmen abnehmen.

Die Wahl Hamons bedeutet für die Sozialisten eine Zerreißprobe. Unklar ist, ob der rechte Parteiflügel sich klar hinter den Gewinner stellt. Auch auf europäischer Ebene dürfte Hamon anecken, er fordert etwa ein Moratorium für den Euro-Stabilitätspakt, der das Haushaltsdefizit der Euro-Staaten auf drei Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt.

Hamon wirbt mit einem bedingungslosen Grundeinkommen von 750 Euro

Für die Konservativen tritt François Fillon an, dessen Kandidatur aber vergangene Woche einen Dämpfer bekommen hat. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Vorermittlung zu Vorwürfen darüber ein, ob Fillons Frau für ihre gut bezahlte Anstellung im Parlament auch tatsächlich gearbeitet hat. Bisher hatte eine Stichwahl zwischen ihm und Marine Le Pen von der rechtspopulistischen Front National als wahrscheinlichstes Szenario gegolten.

Der 49-jährige Hamon gehört dem linken Flügel der Sozialistischen Partei an. Er hatte bereits die erste Runde der Vorwahl gegen sechs andere Kandidaten, darunter Valls, gewonnen. Hamon wirbt schlagzeilenträchtig mit einem bedingungslosen Grundeinkommen von 750 Euro für alle erwachsenen Franzosen. Valls hat den Plan als unrealistisch und zerstörerisch kritisiert, sowohl für Frankreich als auch die Glaubwürdigkeit der Sozialistischen Partei. Unter Hollande war Hamon zeitweise Bildungsminister, kehrte der Regierung aber 2014 aufgrund interner Streitigkeiten um deren wirtschaftspolitische Linie den Rücken.

Der 54-jährige Valls war von 2014 bis 2016 Premierminister. Er kündigte seine Kandidatur an, nachdem der unpopuläre Hollande erklärt hatte, dass er nicht für eine zweite Amtszeit antreten wolle. Valls hat bereits am Abend seine Niederlage eingeräumt.

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