Arnstein:Todesursache: Kohlenmonoxid

Lesezeit: 2 min

Ausströmendes Gas: Nach der Obduktion der Leichen steht fest, wie die sechs Jugendlichen in einem Gartenhaus in Unterfranken während einer Geburtstagsfeier ums Leben kamen.

Von Claudia Henzler, Arnstein

Die sechs Jugendlichen in der unterfränkischen Stadt Arnstein sind an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Das hat die Obduktion der Toten ergeben. Wie das giftige Gas austreten konnte, stehe noch nicht fest, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Dazu werde die Kriminalpolizei noch weiter ermitteln, unterstützt von Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes. Die hatten bereits am Montag den Unglücksort untersucht. Erst wenn alle Fakten vorliegen, will die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie ein Ermittlungsverfahren, etwa wegen fahrlässiger Tötung, einleitet - und gegen wen.

Wie berichtet, wurden die Toten - fünf junge Männer und eine junge Frau - am Sonntagvormittag in einer Hütte gefunden, die mit einem Holzofen beheizt wurde. Der Vater eines Geschwisterpaares entdeckte die leblosen Körper bei einem Kontrollbesuch, nachdem er seit dem Abend nichts mehr von seiner Tochter und seinem Sohn gehört hatte. Die sechs Freunde hatten auf dem abgelegenen Gartengrundstück der Familie den 18. Geburtstag der jungen Frau gefeiert. Alle Opfer waren zwischen 18 und 19 Jahre alt und standen am Anfang ihres Berufslebens.

Der Holzofen war am Sonntag schnell als mögliche Todesursache genannt worden. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Arnstein hatte einer Lokalzeitung erzählt, dass er mit der Erstmeldung "Verdacht auf Gasaustritt" alarmiert worden sei. Das Polizeipräsidium Unterfranken betonte jedoch immer wieder, dass es in mehrere Richtungen ermittle. Den Ofen mit dem Tod der Heranwachsenden in Verbindung zu bringen, sei "reine Spekulation", sagte ein Polizeisprecher noch am Montag. Die wilden Spekulationen, die in den vergangenen Tagen vor allem im Internet kursierten - Drogenmissbrauch, Gruppensuizid - hat das wohl eher befeuert.

Bürgermeisterin Anna Stolz sagte am Dienstag, sie sei entsetzt über diese Gerüchte. Für die Angehörigen sei das ungeheuer schmerzhaft gewesen. Nun, da Gewissheit herrscht, wird wohl wieder ein bisschen Ruhe einkehren in die kleine Stadt mit ihren 8200 Einwohnern.

"Um den Schock und die Fassungslosigkeit in einem kleinen, vertrauen Kreis zu verarbeiten", so Stolz, hatten sich Angehörige und Freunde der Toten am Montagabend zu einer Gebetsstunde in der Stadtkirche versammelt. Katholische und evangelische Geistliche gestalteten die Andacht gemeinsam. Man wollte "das Unfassbare halbwegs in Worte fassen", beschrieb Dekan Albin Krämer das gemeinsame Anliegen anschließend. Neben Angehörigen, Feuerwehrleuten und Rettungskräften kamen auch viele Jugendliche in die Kirche, die mit den Toten befreundet waren. Im Zentrum der Gebetsstunde sei die Möglichkeit zum stillen Gedenken gestanden, sagte Krämer. Die Geistlichen verlasen die Namen der Toten und zündeten für jeden eine Kerze an. Jeder Besucher konnte zu einer der Kerzen gehen und dort etwas ablegen.

Wer wollte, konnte anschließend in der Grundschule unter vier Augen mit einem Seelsorger sprechen. Diese Angebote, welche die Stadt gemeinsam mit den beiden Kirchen organisiert hatte, seien "erste kleine Schritte, die wir versuchen zu gehen, um den Leuten Unterstützung zu geben", sagte Stolz. Auch der städtische Jugendpfleger werde in den nächsten Tagen aktiv das Gespräch mit jungen Einwohnern suchen.

Nicht wenige Kirchenbesucher nutzten nach der Gebetsstunde auch das Gotteshaus selbst und den Platz davor als Raum der Begegnung. Jugendliche standen dort in kleinen Gruppen zusammen, um über das Geschehene zu reden.

In der Wallfahrtskirche Maria Sondheim wurde ein Ort der Trauer eingerichtet, an dem ebenfalls Kerzen für die Jugendlichen brennen.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: