Szene München:Reservieren für 40 Personen? Vergiss es!

Szene München: Gäste am Tresen der Bar "Alt Giesing" an der Tegernseer Landstraße

Gäste am Tresen der Bar "Alt Giesing" an der Tegernseer Landstraße

(Foto: Robert Haas)

Denn München hat alles - außer Platz. Das Schöne allerdings ist: Dadurch muss man auf herrlich absurde Partylocations ausweichen.

Von Christiane Lutz

Man sollte meinen, München habe alles. Gutes Wetter, saubere Gehwege und mit den Hotpant-Boys sogar ein paar halbwegs schräge Gestalten. Eines gibt es aber nicht in München. Bezahlbare Wohnungen, ja, stimmt. Aber nein, es gibt auch keine guten Locations für Geburtstagsfeiern. Also eine Bar, eine Kneipe, in der man ungezwungen mit 20 bis 50 Leuten ein bisschen Party machen kann.

Dabei wollen die Geburtstagskinder (wie ja auch die Wohnungssuchenden) doch alle das Gleiche: einen netten Raum, nicht zu groß, lockere Atmosphäre, freundliches Personal, gute Musik, erschwingliche Drinks und bitte keinen Mindestverzehr von 1000 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass der Gastgeber mit der Wahl einer Location eine Botschaft an seine Gäste sendet.

Eine Bierbutze mit klebrigen Böden sagt: "Heute wird gesoffen, bis sich die Balken biegen." Eine Feier in der Goldenen Bar hingegen sagt: "Ich kann Bombay Gin und Monkey 47 an der Farbe unterscheiden." Man kann das Ganze natürlich auch voll ironisch angehen und in der Shakira-Bar in der Maxvorstadt feiern. Dann allerdings muss man damit fertig werden, dass der Wirt völlig unironisch "Whenever, wherever" auflegt. Schwierig.

Das Schöne allerdings ist: Durch dieses grassierende Problem wird man in allerlei absurde Locations eingeladen: in die Beachvolleyballhalle am Ostbahnhof zum Beispiel. Oder in die finstere, labyrinthartige Cubar in einem Keller im Westend, wo man weder Handyempfang noch sonst etwas Erfreuliches haben kann. Die Gastgeber blicken dann meist entschuldigend drein und rechtfertigen sich, dass sie hier ja auch noch nie waren, aber man finde einfach nichts für 40 Gäste.

Kopf hoch, Geburtstagskinder! Vergesst die nicht vorhandenen Lieblingsbars und umarmt die seltsamen Not-Locations. Denn wann sonst habt ihr Gelegenheit, euch mal so richtig daneben zu benehmen? Schließlich wollt ihr ja nie, nie wieder an diese Orte zurückkehren. Und dass ihr zu Shakira getanzt habt, wird der Wirt für sich behalten.

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