Internet-Schulung:Dann lieber Wurschtlsepp

Korbinianschule What's App und Co.

Im Klassenzimmer macht Ingo Pinkofsky einen amüsanten Test. Im echten Leben kann es aber passieren, dass bei Fehlern Konsequenzen drohen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ingo Pinkofsky vom Ebersberger Kreisjugendamt lässt Schüler der Steinhöringer Korbinianschule die Tücken des Internets selbst herausfinden. Dazu chattet er vor ihren Augen mit der unbekannten "Susi"

Von Jan Schwenkenbecher

Susi: Hallo du. Ich habe dich gestern gesehen und finde dich voll süüüß! Magst du mir schreiben?

Ingo Pinkofsky: Wer bist denn du?

Susi: Ich bin die Susi.

Susi schickt noch ein Foto von sich, der Beamer projizierte es auf die Leinwand. Ein Foto einer jungen Frau in einem viel zu engen Oberteil. "Das ist ja ein heißer Feger", sagt Ingo Pinkofsky, "soll ich eins zurückschicken?" Die Schüler schreien: "Neeein." Einer ruft: "Keins von dir."

Keins von ihm. Das haben sie gerade gelernt. Pinkofsky arbeitet für das Ebersberger Kreisjugendamt, am Freitagvormittag gab er für die Schüler der Korbinianschule in Steinhöring einen Workshop zum Umgang mit neuen Medien wie Whatsapp und Facebook. In der Turnhalle der Schule hatte er gerade ein paar Grundregeln zum Umgang erklärt. Keine Bilder von sich selbst verschicken. Nie die Adresse preisgeben. Nicht den richtigen Namen sagen, lieber einen Spitznamen. Für die Mädchen ginge Tortenprinzessin, für die Jungs vielleicht Wurschtlsepp. Dann begann er einen Whatsapp-Chat mit Susi, die ihm neulich geschrieben habe, die er aber gar nicht kenne. Thomas Kuhs, Lehrer an der Schule und Mitinitiator des Workshops, projizierte den Chat-Verlauf von seinem Laptop auf die Leinwand.

"Na gut", sagt Pinkofsky, "keins von mir." Er läuft an den Turnbänken vorbei, auf denen die Kinder sitzen. "Dann doch der Herr Schmidt", sagt er. Die Schüler jubeln. Der Kussmund, um den Pinkofsky Schulleiter Markus Schmidt bittet, wird auf dem Handyfoto eher ein riesiges Grinsen. Pinkofsky schickt es an Susi, die Kinder verfolgen das Geschehen gespannt auf der Leinwand.

Susi: Wollen wir uns mal treffen? Verrats aber keinem. Ist doch ein cooles Geheimnis.

Pinkofsky: Ich kenne dich ja gar nicht.

Susi: Macht doch nichts. Ich bin voll nett.

Pinkofsky: Okay! Wann und wo?

Susi: Am besten bei dir. Heute? Wo wohnst du denn?

Ingo Pinkofskys Schwerpunkt ist Cybermobbing. Er tourt damit durch den Landkreis, hält Präsentationen an verschiedenen Schulen. Vergangenen Dienstag hielt er einen Vortrag für das Lehrerkollegium der Korbinianschule, am Mittwoch dann für die Eltern. Für die Schüler, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, hatten Pinkofsky und Kuhs die übliche Präsentation in einen Workshop umgewandelt - Whatsapp-Show inklusive.

"Also passt auf", sagt Pinkofsky. Er macht große Augen und große Gesten, wenn er redet. Die Kinder bewegen sich nicht, schauen auf die Leinwand. "Wir treffen uns", fährt Pinkofsky fort, "wir treffen uns. Es klingelt. Ich mache auf". Er dreht sich zur Leinwand. "Und wer steht daaa?"

Herr Kuhs.

Ein riesiges proportionen-verzogenes Selfie von Thomas Kuhs ploppt auf den Bildschirm. Die Kinder johlen, schreien, lachen. "Hey Leute, ihr seid gerade alle verarscht worden", ruft Pinkofsky in die Runde, "das war gar nicht die Susi, das war der Herr Kuhs." Nach einer kurzen Sprechpause sagt er weiter: "Was lernen wir daraus?"

Nochmal sammelt er mit den Schülern alle Verhaltensregeln. Jede richtige Antwort gibt ein Bonbon. Die Süßigkeiten fliegen durch die Halle, die Schüler kennen die Lösungen. In der abschließenden Fragerunde erzählt ein Schüler eine Anekdote aus seinen Whatsapp-Erfahrungen. "Hmm", sagt Pinkofsky da, "klingt merkwürdig, wie heißt du denn?" Der Junge stockt kurz, dann erwidert er entschlossen: "Pah. Das sage ich Ihnen doch nicht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: