Neue Bauernregeln:"Wir wollen niemand diffamieren, uns liegt nur viel an Pflanz' und Tieren"

Barbara Hendricks

Kann sich auf die Kritik einen Reim machen: Barbara Hendricks (SPD)

(Foto: dpa)

Umweltministerin Hendricks reagiert per Reim auf die Kritik an ihrer Öko-Kampagne. Auch der Bauernverband packt die Verse aus.

Der Umweltschutz zählt zu den größten Streitpunkten in der deutschen Agrarpolitik. Dass Umweltministerium und Interessensvertreter der Landwirtschaft aneinander geraten, ist also nicht neu. Anders ist in diesem Fall aber die Form, in der die Debatte geführt wird. Im Hip Hop ist der sogenannte Diss eine Kunst für sich, in Agrarfragen ist er tendenziell unbekannt. Bislang zumindest.

Unter dem Titel "Gut zur Umwelt. Gesund für alle" lanciert Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine spaßig gemeinte Informationskampagne. Sie hat das Ziel, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Ihre elf neuen Bauernregeln sollen auf Plakaten in mehr als 70 deutschen Städten verbreitet werden. Für Sprüche wie "Gibt's nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur" wurde die Ministerin heftig kritisiert. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) forderte seine Kabinettskollegin schriftlich zu einer öffentlichen Entschuldigung auf. Die Kampagne stelle einen gesamten Berufsstand undifferenziert an den Pranger, kritisierte er.

Auch der Bauernverband wirft der Umweltministerin Unsachlichkeit vor und fordert ihren Rücktritt. "Diese einfachen Sprüche und Pseudo-Wahrheiten sind ein Schlag in das Gesicht von Tausenden verantwortungsvoll arbeitenden Bäuerinnen und Bauern", ließ Bauernpräsident Walter Heidl mitteilen. Bauern würden von einem Bundesministerium und mithilfe von Steuergeldern als Umweltverschmutzer oder Tierquäler hingestellt. "Die Kampagne muss sofort gestoppt werden", sagte Heidl.

Der Bauernverband stellte am Wochenende seine eigenen Reime auf seiner Facebook-Seite. Dort heißt es zum Beispiel etwas ungelenk: "Schließt der Bauer Hof und Stall, brachten die Umweltauflagen ihn zu Fall." Oder: "Macht Frau Hendricks Umweltregeln, gibt's ein großes Bauernlegen."

Umweltministerin Hendricks weist die Kritik an ihrer Kampagne unterdessen zurück. Man wolle lediglich im Rahmen einer gesellschaftlichen Debatte "auf spielerische und humorvolle Art" auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Wer ihr vorwerfe, einen ganzen Berufsstand zu diffamieren, habe die Bauernregeln nicht oder absichtlich falsch verstanden, sagte Hendricks der Bild am Sonntag. Und sie ergänzte einen weiteren Reim: "Wir wollen niemand diffamieren, uns liegt nur viel an Pflanz' und Tieren."

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