Millionen-Gehalt:14 Millionen Euro Gehalt - der bestbezahlte Banker Deutschlands

Frankfurt am Main: FINANZTAG der SZ / Tag 2

Wolf Schumacher sagt: "Wer als Unternehmensführer davor zurückschreckt, sich zu exponieren, der wird dem Anforderungsprofil seiner Position nicht gerecht."

(Foto: Johannes Simon)
  • Erst vor wenigen Tagen hatte die europäische Bankenbehörde EBA ihren Großverdiener-Report vorgelegt.
  • Der bestverdienende Banker des Jahres 2015 tauchte anonymisiert auf. Nun ist klar: Es handelt sich um den ehemaligen Chef einer Wiesbadener Immobilienbank.

Von Heinz-Roger Dohms

Vor ein paar Jahren wurde der Banker Wolf Schumacher in einem Interview mit einer Anekdote konfrontiert. Ob es denn stimme, dass aus seinem Auto der Hardrock-Klassiker "Highway to Hell" dringe, wenn er auf dem Parkplatz der Finanzaufsicht vorfahre. Nein, nein, sagte Schumacher, damals noch Chef der Wiesbadener Aareal-Bank. Zwar sei er "ein großer Anhänger von Rockmusik", aber lieber Stones als AC/DC. Außerdem lege er, wenn er zur Aufsicht fahre, eher etwas Ruhiges ein. "'Passion' von Rod Stewart zum Beispiel."

Seit Herbst 2015 ist Wolf Schumacher nicht mehr Chef der Aareal-Bank. Den Weg zur Aufsicht kann er sich mittlerweile also sparen. Trotzdem wäre interessant zu wissen, was der 58-Jährige wohl heute einlegen würde, müsste er die unter Bankern eher unbeliebten Regelbesuche bei den Finanzaufsehern absolvieren. Vielleicht doch AC/DC? Um ein bisschen in Stimmung zu kommen? Schließlich sind es die Aufseher, deren Dokumentationswut dazu geführt hat, dass die Zahl 13,9 gerade besondere Aufmerksamkeit erfährt. 13,9 Millionen Euro, so steht es in einem alten Geschäftsbericht, hat Schumacher 2015 verdient - so viel wie kein anderer Banker in Deutschland.

Dass hinter dem Bestverdiener Schumacher steckt, war zunächst unklar. Erst vor wenigen Tagen hatte die europäische Bankenbehörde EBA ihren Großverdiener-Report vorgelegt. Daraus ging streng anonymisiert hervor, dass ein Banker 2015 fast 14 Millionen Euro eingeheimst hat - und damit weit mehr als jeder andere in der deutschen Finanzbranche. Nachdem das in der Zeitung stand, meldete sich ein Headhunter und riet, im Jahresabschluss der Aareal nachzuschlagen. Und tatsächlich, da stand es: "Gewährte Vergütungen, Dr. Wolf Schumacher": 13.911.703,62 Euro.

Ausgerechnet bei der scheinbar braven Wiesbadener Immobilienbank, die in der Börse im Mittelwerteindex M-Dax notiert, hat man sich also die Taschen vollgemacht. Wobei - kann man das so sagen?

Schumacher hat sich nach seinem Abgang als Chef, dem gerüchteweise ein Streit mit dem Aufsichtsrat vorausging, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Dennoch darf man davon ausgehen, dass einer wie er, der immer stolz auf seine klare Haltung war, das Salär mit Verve verteidigen würde. Er war etwa der Ansicht: "Wer als Unternehmensführer davor zurückschreckt, sich zu exponieren, der wird dem Anforderungsprofil seiner Position nicht gerecht." Er hat zwar ebenfalls nach der Finanzkrise "die ungezügelte Gier Einzelner" angeprangert. Zugleich ließ er aber nie einen Zweifel daran, dass ihm die "stetig steigende Lust am staatlichen Eingriff" ebenso zuwiderlief wie die, wie er es nannte, "um sich greifende Sozialromantik". Er behauptete, dass "soziale Sicherung heute offenbar höher im Kurs steht als wirtschaftlicher Erfolg" und bezeichnete dies als "tiefer liegendes Problem".

Was auch zur Geschichte gehört: Die 13,9 Millionen Euro speisen sich wesentlich aus einem einmalig gewährten "Versorgungsaufwand" von 4,6 Millionen Euro und der Abfindung von 7,1 Millionen. In den Jahren zuvor hatte Schumacher zwischen zweieinhalb und vier Millionen Euro verdient - gemessen am unbestrittenen Erfolg seiner Amtszeit eine übliche Entlohnung. Andererseits: Als der Bund in der Finanzkrise Banken mit Steuergeld rettete, war sich Schumacher trotz seines ordoliberalen Credos nicht zu fein, Hilfen für die Aareal-Bank anzunehmen. Darf man als Chef wenige Jahre darauf fast 14 Millionen Euro einstreichen? Wolf Schumacher hat stets betont, dass die Aareal das Staatsgeld ordentlich zurückgezahlt hat. Und zwar verzinst zu neun Prozent jährlich. Er findet: "Für den Steuerzahler war das ein sauberes Geschäft."

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