Bundespräsidentenwahl:Diese Kandidaten treten gegen Steinmeier an

Bundespräsidenten-Kandidat Christoph Butterwegge

Der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge ist der Kandidat der Linken für das Amt des Bundespräsidenten.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Ein Armutsforscher, ein TV-Richter, ein Islamkritiker und der Vater eines Spaßpolitikers: Die Bewerber um das Amt des Bundespräsidenten könnten unterschiedlicher kaum sein.

Von Moritz Matzner und Benjamin Moscovici

Die Wahl von Frank-Walter Steinmeier (SPD) zum Bundespräsidenten gilt als sicher. Immerhin ist der ehemalige Bundesaußenminister gemeinsamer Kandidat der CDU/CSU, SPD und FDP, die gemeinsam fast 1000 der insgesamt 1260 Wahlfrauen und -männer der Bundesversammlung stellen. Dennoch treten vier weitere Kandidaten gegen Steinmeier an: ein Kommunalpolitiker mit TV-Erfahrung und drei Ruheständler, von denen zwei eine völlig gegensätzliche politische Agenda verfolgen - und der dritte einfach nur zum Spaß dabei ist.

Christoph Butterwegge (Die Linke)

Butterwegge gilt als Deutschlands bekanntester Armutsforscher. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich nicht nur mit Armut und sozialer Ungleichheit, sondern auch mit Rechtsextremismus, Rassismus, Gewaltprävention und Migrationspolitik. Seit Herbst 2016 ist der ehemalige Professor der Universität Köln im Ruhestand, im November nominierte ihn die Linke für die Bundespräsidentenwahl.

Butterwegge trat 1970 als Abiturient in die SPD ein, wurde aber schon fünf Jahre später wegen seiner Kritik am damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt ausgeschlossen. 1987 wurde er wieder in die Partei aufgenommen. 2005 trat er selber aus - aus Protest gegen die große Koalition der SPD mit der Union. Später äußerte sich Butterwege positiv über die Linke, trat ihr aber nie bei.

Butterwegge war schon 2012 als Kandidat der Linken für das Amt des Bundespräsidenten im Gespräch. Damals entschied sich die Partei aber für die Nazijägerin Beate Klarsfeld.

Alexander Hold (Freie Wähler)

Alexander Hold

Alexander Hold ist der Kandidat der Freien Wähler für das Amt des Bundespräsidenten.

(Foto: dpa)

Hubert Aiwanger, der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, sagte kürzlich: "Würde der Bundespräsident direkt vom Volk gewählt, Alexander Hold hätte die besten Chancen!" Eine gewagte These, die sich wohl vom großen Bekanntheitsgrad ihres Kandidaten für den Posten des Bundespräsidenten herleitet. Hold, ein im Allgäu tätiger Richter, führte von 2001 bis 2012 durch die beliebte Sat1-Sendung "Richter Alexander Hold". Gleichzeitig begab er sich in die Kommunalpolitik.

Für Hold fühlen sich "viele Bürger von der Politik nicht mehr verstanden und auch nicht mehr angemessen vertreten". Er attestiert der Politik mangelnde Unabhängigkeit und bei der Wahl des Bundespräsidenten "fehlenden Mumm, sich auf einen Wettstreit einzulassen". Aiwanger pflichtet bei: "Von der großen Politik sind viele Menschen in unserem Land enttäuscht, zur Kommunalpolitik aber haben sie Vertrauen", sagte er bei Holds Vorstellung. Es sind Aussagen, die dank der medienwirksamen Inszenierung Holds nun ein größeres Publikum erreichen. Bei der Bundespräsidentenwahl ist er dennoch chancenlos.

Ein rechter Hardliner und ein Spaßkandidat

Albrecht Glaser (AfD)

Albrecht Glaser

Albrecht Glaser ist der Kandidat der AfD zur Wahl des Bundespräsidenten.

(Foto: dpa)

Von 1970 bis 2012 war Albrecht Glaser Mitglied der CDU. Danach wechselte der Jurist und Burschenschaftler als eines der Gründungsmitglieder zur AfD. Im Spektrum seiner Partei gehört der 74-Jährige zu den Hardlinern am rechten Rand. Über den Islam sagte er im Mai 2016, es gebe keinen Unterschied zwischen Muslimen und Islamisten. Aus seiner Sicht sei der Islam immer eine politische Ideologie, zu deren Anspruch es gehöre, dass die ganze Welt islamisch sein müsse.

Innerhalb der AfD ist Glaser durchaus umstritten. Allerdings weniger wegen seiner politische Haltung als vielmehr wegen seiner Vergangenheit als Stadtkämmerer in Frankfurt am Main. Er hatte um die Jahrtausendwende am Stadtparlament vorbei riskante Anlagegeschäfte getätigt und die Stadt damit um hohe zweistellige Millionenbeträge gebracht. Seine Partei hätte lieber ihren Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland ins Rennen geschickt. Aber der sagte aus Altersgründen ab.

Engelbert Sonneborn (Piraten & Die Partei)

Engelbert Sonneborn kandidiert als Bundespräsident

Engelbert Sonneborn (r., mit Sohn Martin) kandidiert als Bundespräsident für die Piraten und Die Partei.

(Foto: dpa)

Warum Engelbert Sonneborn für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert? Weil er "Manieren alter Schule und einen schwarzen Anzug" habe, sagt sein Sohn Martin, der für die Satirepartei Die Partei im Europaparlament sitzt. Mit dem Slogan "Mein Vater - Euer Vater" schickte Sonnenborn junior Sonnenborn senior erst vor einer Woche als gemeinsamen Kandidaten seiner "Partei" und der Piraten in die Wahl der Bundesversammlung. Wenn es gut läuft für Sonneborn, kann er mit elf Stimmen rechnen: So viele Wahlfrauen und -männer schicken die Piraten zur Wahl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: