S-Bahn:Runge glaubt nicht an Ausbau der S 4

Protest

Im Oktober 2015 hat die Bürgerinitiative "S4-Ausbau jetzt" eine Kundgebung am Puchheimer Bahnhof organisiert (am Pult: Bürgermeister Seidl).

(Foto: Günther Reger)

Grünen-Kreisrat wirft der Regierung Irreführung vor. Durch die zweite Röhre verschlechtere sich teils sogar der Takt

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Fahrplan der S 4 wird sich nach dem Bau der zweiten Stammstrecke verschlechtern und der Ausbau zwischen Pasing und Eichenau ist wegen dieses Mammutprojekts in den kommenden Jahrzehnten gar nicht zu bezahlen. Das meint Grünen- Kreisrat Martin Runge. Seine Kritik ist nicht neu, aber er stützt sich jetzt auf das aktuelle Betriebskonzept sowie die Finanzierung, die er ausgewertet hat. Intern sei der Ausbau der S 4 längst abgehakt. Das ist ein "abgekartetes Spiel", sagt Runge, der voraussichtlich als OB-Kandidat in Bruck antreten wird.

Anhand des S-Bahn-Startkonzepts für den Betrieb nach Eröffnung des zweiten Tunnels erklärt Runge, dass anstelle des aktuellen 20-Minuten-Takts untertags ein 15-Minuten-Takt bis Buchenau vorgesehen ist. Allerdings als sogenannter "Stolpertakt", mit unregelmäßigen Fahrzeiten. Außerdem verkehren zwei Express-S-Bahnen, bei denen es sich um Regionalzüge handelt, die einfach umdeklariert wurden. Am Abend wird der Takt ausgedünnt: Eichenau, Puchheim und Bruck werden nur noch jede halbe Stunde angefahren statt wie bisher alle 20 Minuten. Der Abschnitt zwischen Buchenau und Geltendorf wird ganztätig nur noch im 30-Minuten-Takt bedient. Jetzt sind es im Berufsverkehr 20 Minuten.

Als "Luftnummer" und "Schurkenstück" rügt der Grünen-Politiker das Finanzierungskonzept für den Tunnel: Der Freistaat bezahlt im Voraus, der Bund stottert seinen Anteil aus dem Topf des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) ab. Das dauere 20 bis 30 Jahre, so Runge. Erst dann stünde wieder Geld zur Verfügung. Der Bundesanteil für den Tunnel liegt bei 1,4 Milliarden Euro, mit Risikozuschlag sind es 400 Millionen mehr. Aus dem GVFG-Topf fließen aber für alle bayerischen Projekte gerade mal 55 Millionen pro Jahr. Runges Fazit: "Die Finanzierung des Ausbaus der S 4 ist damit unmöglich." Gleiches gelte für einen Ausbau der S 4 vor Pasing, wo auf mehreren Hundert Metern stadteinwärts nur ein Gleis für S-Bahnen, Regional- und Fernverkehr zur Verfügung stehe. An diesem Engpass kommt es immer wieder zu Staus, die nicht nur die Pendler aus dem Landkreis treffen, sondern ins gesamte S-Bahnsystem hineinwirken.

Allerdings glaubt Runge sowieso nicht mehr, dass der Ausbau der S 4 ernsthaft ins Auge gefasst wird. Er erinnert daran, dass die Staatsregierung 1991 die damalige Bundesbahn beauftragt hatte, einen Zehn-Minuten-Takt zu planen. Seitdem sei der Ausbau immer wieder angekündigt und verschoben worden. 2001 hätten der Freistaat und die Stadt München den Bau des zweiten Tunnels vereinbart. Danach habe es geheißen, der Ausbau der S 4 sei gleichrangig. 2010 hätten die Staatsregierung sowie CSU, SPD und FDP im Landtag festgelegt, dass die S 4 nachrangig zu behandeln sei und nur noch bis Eichenau ausgebaut werden soll.

Ein Jahr zuvor habe er an einem Treffen im Wirtschaftsministerium teilgenommen, bei dem Planer erklärten, ein 15-Minuten-Takt sei auf der S 4 auch ohne Ausbau möglich. Genau das werde nun im neuen Betriebskonzept festgeschrieben. "Die Bürgermeister und Abgeordneten in der Region müssten eigentlich längst aufbegehren", sagt Runge.

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