Fördermittel:Geld für akademische Lehrjahre

Fördermittel: Wenn man sich keinen Kopf mehr über die Finanzierung des Studiums machen muss, startet man besser in die herausfordernde Manager-Ausbildung.

Wenn man sich keinen Kopf mehr über die Finanzierung des Studiums machen muss, startet man besser in die herausfordernde Manager-Ausbildung.

(Foto: Michaela Begsteige/mauritius images)

Um ihr Studium zu finanzieren, benötigen viele Menschen die Hilfe Dritter. Manche wenden sich an den Chef, andere an Bildungsfonds oder den Staat. Außerdem gibt es Stipendien.

Von Jochen Bettzieche

Ein MBA-Studium stellt nicht nur Anforderungen an die Lernbereitschaft der Studenten. Es strapaziert den Geldbeutel. Reichen das Angesparte und die Finanzen der Eltern nicht aus, benötigen die angehenden Master andere Finanzierungsquellen wie Stipendien oder Darlehen. Was zu einem passt, muss jeder individuell ermitteln. Insbesondere bei Stipendien gilt aber auch, dass derjenige, der das Geld vergibt, entscheidet, wer es nach welchen Maßgaben erhält.

Einen großen Teil der Kosten machen die Studiengebühren aus. Europaweit betragen sie gemäß der Studie MBA-Trends 2015/16 des Staufenbiel-Instituts in Köln im Durchschnitt 33 000 Euro, 13 Prozent der Schulen verlangen mehr als 50 000 Euro. Eigene Ersparnisse und die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber machen es möglich. "Beide sind die mit Abstand wichtigsten Quellen zur Finanzierung", fanden die Wissenschaftler heraus.

Deutlich dahinter kommen Stipendien und staatliche Unterstützung. Lediglich ein Viertel der Studierenden erhält Geld von der Familie oder aus Kreditverträgen.

Wer sich sozial engagiert, hat mitunter gute Chancen auf ein Stipendium

Ob der Arbeitgeber tatsächlich das Studium finanziert, ist nicht nur Verhandlungssache. Viel hängt von der eigenen Position ab. "Es geht sowohl um die persönliche Weiterentwicklung des Mitarbeiters als auch um die dienstliche Notwendigkeit", sagt beispielsweise Armin Niedermeier, Sprecher bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Ob und in welchem Umfang eine Weiterbildungsmaßnahme finanziell oder durch Freistellung unterstützt wird, regelt die hauseigene Konzernrichtlinie.

Unter speziellen Voraussetzungen können MBA-Aspiranten nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Bafög beziehen. Bei Bafög handelt es sich um staatliche Mittel, die als eine Kombination aus Zuschuss und zinslosem Darlehen gewährt werden. Wer Bafög beantragt, darf maximal ein Vermögen von 7500 Euro haben, plus Aufschläge für Ehegatten und Kinder. "Hat der Antragsteller die Studiengebühren angespart, können diese von der Anrechnung ausgenommen werden, wenn die Notwendigkeit und Höhe der entsprechenden Aufwendungen nachgewiesen werden", erklärt Christina Brüning, Sprecherin beim BMBF in Berlin.

Wer mehr eigenes Geld mitbringt und dennoch zusätzliche Mittel benötigt, kann es bei der KfW versuchen. Diese hat vor zehn Jahren das Programm KfW-Studienkredit aufgelegt, das allerdings nicht für die Studiengebühren gedacht ist. "Ein Kredit kann für während des Studiums anfallende Lebenshaltungskosten beantragt werden", sagt KfW-Sprecherin Marie Wöller. Bis zu 650 Euro sind das pro Monat. Für den Executive MBA gibt es diesen Kredit allerdings nicht. Für Bafög und KfW-Programm muss der Student an einer deutschen Lehranstalt eingeschrieben sein. Wer ins Ausland möchte, kann sich beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) um ein Stipendium bemühen. Eine Auswahlkommission entscheidet, wer ein Stipendium erhält. Im Erfolgsfall gibt es hier einen Teil der Studiengebühren sowie eine monatliche Rate für die Lebenshaltungskosten.

Die Studienstiftung des Deutschen Volkes hingegen winkt ab. "Im Rahmen unserer regulären Studienförderung mit BMBF-Mitteln fördern wir in der Regel keine MBA-Studierenden, da es sich bei diesen Studiengängen ja meist um sogenannte Weiterbildungsstudiengänge handelt", stellt Svenja Üing, Sprecherin der Stiftung klar. Sie verweist stattdessen auf zwei Sonderprogramme, das ERP-Stipendienprogramm und die Haniel-Stiftung.

Die Konkurrenz unter den Aspiranten ist allerdings groß. Das ERP-Stipendienprogramm fördert ein- bis zweijährige Studien an amerikanischen Eliteuniversitäten. Pro Jahr werden bis zu fünfzehn Plätze vergeben. Ein exzellenter Studienabschluss ist Voraussetzung. Gesellschaftliches oder politisches Engagement ebenso.

Bei der Haniel-Stiftung in Duisburg bewerben sich jedes Jahr circa 200 Studenten auf die sechs bis sieben Plätze. Einen Teil der Studiengebühren sowie einen Zuschuss zu den monatlichen Lebenshaltungskosten erhalten sie im Erfolgsfall. Ungefähr 40 schaffen es in die Auswahlgespräche. Und die sind wichtig, erläutert Geschäftsführer Rupert Antes: "Wir wollen nicht diejenigen fördern, die einfach nur den Titel wollen, um nachher mehr Geld zu verdienen, sondern die Stipendiaten sollen der Gesellschaft auch etwas zurückgeben." Gute Noten sind zwar hilfreich, aber das Entscheidungsgremium achtet auch darauf, was die Antragsteller nebenher in ihrem Leben machen: Sport, Musik, Theater, ein Ehrenamt. Wichtig ist, warum jemand einen MBA machen will. Ein höheres Gehalt ist für die Stiftung keine Motivation. Den Executive MBA fördert die Haniel-Stiftung ausdrücklich nicht.

Wer den MBA oder Executive MBA anstrebt, sehr gute Leistungen bringt, allerdings nebenher keine besonderen Aktivitäten pflegt, findet eher bei den Business Schools selbst finanzielle Unterstützung. Diese berücksichtigen soziales Engagement zwar auch bei der Vergabe ihrer Fördermittel, setzen aber stärker auf Noten und Tests. "Eine wichtige Rolle spielt das Ergebnis im Graduate Management Admission Test", erklärt Veronika Stowasser, Sprecherin der European Business School (EBS) in Wiesbaden. Je nachdem, um welches Stipendium es sich handelt, erlässt die EBS den Teilnehmern 25, 50 oder 75 Prozent der Studiengebühren, in besonderen Fällen sogar 100 Prozent. Speziell für Frauen vergibt die EBS das Women-in-Leadership-Stipendium. Bei Executive MBAs sieht es anders aus: Diese sind Teilzeit-Programme; die Teilnehmer sind in der Regel während des Studiums berufstätig und werden oft von ihren Arbeitgebern finanziell unterstützt. Die EBS hat die Finanzhilfen für den Executive MBA daher niedriger angesetzt als die für den MBA.

Bei der Frankfurt School of Business and Finance (FS) hilft es schon, sich früh einzuschreiben. Das spart bis zu 5000 Euro der Studiengebühren. Stipendien vergibt die FS bis zu einer Höhe von 15 000 Euro an "leistungskräftige Bewerber", sagt Jennifer Pollak, Sprecherin der FS. Eine interne Kommission entscheidet, wer dazu gehört. Die Chancen stehen gar nicht schlecht. "Insgesamt erhielten im Jahrgang 2016 mehr als die Hälfte der etwa 45 Studierenden ein Teil-Stipendium", berichtet Pollak.

Einen anderen Ansatz verfolgt man mit dem hauseigenen Bildungsfonds. Teilnehmer zahlen keine Studiengebühren. "Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden nach Eintritt in das Berufsleben und nach Erreichen eines Mindesteinkommens von 30 000 Euro zehn Jahre lang einen festgelegten Prozentsatz von ihrem Einkommen in einen Fonds zu zahlen", erläutert Pollak. Der Betrag ist nach oben gedeckelt auf das Doppelte der Gebühren plus Inflationsausgleich.

Investoren stecken ihr Geld in Bildungsfonds und erhalten im Gegenzug Renditen

Beim Executive MBA bietet die FS laut Pollak Stipendien für besonders leistungsstarke EMBA-Studierende an, "die zur Vielfalt im Klassenraum beitragen". Darunter verstehe die Bildungseinrichtung vor allem Frauen, Bewerber aus dem Mittelstand und internationale Studierende sowie Kandidaten mit herausragenden Leistungen im Bewerbungsverfahren.

Ähnlich wie der Bildungsfonds der FS funktioniert der Studienfonds der Deutschen Bildung in Frankfurt, aber unabhängig von der besuchten Hochschule. Dahinter stecken Investoren, die für ihren Kapitaleinsatz eine Rendite erhalten. Die Studenten schließen mit dem Fonds einen einkommensabhängigen Rückzahlungsvertrag ab. Dabei haben sie die Wahl, ob sie für wenige Jahre einen hohen Anteil von bis zu zehn Prozent ihres Gehalts oder für entsprechend längere Zeit einen Anteil von mindestens drei Prozent ihres Gehalt zahlen wollen; außerdem gibt es noch einen Mittelweg. Von den derzeit 2500 Geförderten streben 188 einen MBA an. Grundsätzlich ist die Quote der akzeptierten Bewerber bei Masterstudiengängen höher als beim Bachelor, erklärt Vorstandsmitglied Ulf Becker: "Wir können besser entscheiden, ob der Bewerber sein Studium zielgerichtet zu Ende bringt."

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