Fürstenfeldbruck:Besuch aus dem All

Offizierschule der Luftwaffe

Thomas Reiter, ehemaliger Raumfahrer, umringt von Offiziersanwärtern

(Foto: Eduard Wagner/Offizierschule der Luftwaffe)

Der Astronaut Thomas Reiter ist Mentor des aktuellen Lehrgangs für Offiziersanwärter

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Schwerelos schwebt Thomas Reiter durch die Internationale Raumstation ISS, erklärt währenddessen einige ihrer Module und stellt "im Vorbeifliegen" seine Teamkollegen vor. Ein Raunen geht durch den Ludger-Hölker-Saal im Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst, als die Offiziersanwärter die Filmsequenzen sehen. Reiter, Europas erfahrenster Astronaut, ist zu Gast an der Offizierschule der Luftwaffe, er ist Mentor des 114. Offiziersanwärterlehrgangs und hat die Bilder mitgebracht. Seit 1996 begleiten Mentoren die Lehrgänge, ausgesucht dafür werden Personen mit "besonderer Lebensleistung", die den jungen Soldaten als Vorbilder dienen sollen.

Reiter hat ja auch eine militärische Ausbildung hinter sich, unter anderem in Fürstenfeldbruck. Vor 38 Jahren saß er selbst im Ludger-Hölker-Saal und absolvierte seinen Offizierslehrgang, viel später, 2009, wurde er zum Brigadegeneral befördert. Ein anderer Brigadegeneral, Michael Traut, Kommandeur der Offizierschule, begleitet den 58 Jahre alten ehemaligen Raumfahrer zu den Offiziersanwärtern. Reiter zeigt ihnen Bilder von der ISS, aus dem Weltraum und den Blick auf die Erde. 16 Mal umkreist die ISS in 24 Stunden die Erde, das sind 16 Mal Sonnenaufgang und 16 Mal Sonnenuntergang - allein das sei Ansporn genug, in die Astronautenausbildung einzusteigen.

Dabei begann Reiters Start als Raumfahrer erst mal mit einer Enttäuschung, seine Bewerbung für ein nationales Auswahlverfahren für eine Wissenschaftsmission an Bord des US-amerikanischen Space Shuttles war nicht erfolgreich. Erst später klappte es, unter 22 000 europäischen Interessenten für eine Astronautengruppe der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ausgesucht zu werden. "Laufbahnen sind nicht immer gerade und direkt", sagt Reiter deshalb zu den jungen Offizierschülern, "aber man kommt auch auf Umwegen zum Ziel".

Dieses Ziel erreichte er zunächst 1995 als einer von vier Raumfahrern, die die ESA für ein Kooperationsprojekt mit Russland ausgewählt hatte. Mit der russischen Raumfähre Sojus fliegt Reiter zur russischen Raumstation Mir. An Bord der Sojus ist Raum ein knappes Gut, Thomas Reiter zeigt den künftigen Offizieren seinen Schlafplatz: ein Schlafsack auf einer Art Liegestuhl, eingezwängt zwischen wissenschaftlichen Geräten und Versuchsaufbauten. 41 Experimente nimmt er anschließend auf der Mir vor, absolviert dort die ersten beiden Außenbordeinsätze eines deutschen Raumfahrers und kehrt nach 179 Tagen im All zurück.

2006 bringt ihn dann die US-Raumfähre Discovery für insgesamt 171 Tage zur ISS. Reiter erinnert daran, wie er zusammen mit seinem US-Kollegen auch diese Station für sechs Stunden verlässt und Reparaturen und Wartungsarbeiten ausführt. Immer wenn es möglich ist, genießt er dabei den Blick, der sich ihm aus dem Weltall auf die Erde bietet: "Wenn dann die Kontinente vorbeiziehen, muss man sich selbst erst mal kneifen, ob das nicht ein Traum ist."

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