Umstrittene Fan-Datei:FC-Bayern-Fans wollen wissen, ob Daten über sie gespeichert sind

Lesezeit: 1 min

Die Polizei sammelt in zwei Dateien Daten über Fans der Münchner Fußball-Klubs. (Foto: AFP)
  • In zwei Datenbanken speichert die Polizei Informationen zu Fans der Fußballvereine FC Bayern, TSV 1860 und der Spielvereinigung Unterhaching.
  • Der "Club Nr. 12", eine Vereinigung aktiver Bayern-Fans, will nun eine Sammelanfrage bei der Polizei organisieren.
  • Dazu können sich Fans am Samstag vor dem Spiel gegen den HSV melden.

Von Thomas Schmidt

Fans des FC Bayern München wollen sich mit einer Aktion gegen das Datensammeln der Polizei zur Wehr setzen. Wie berichtet, speichert das Münchner Präsidium etwa 1700 Namen von Fußballfans bayerischer Vereine. Die meisten von ihnen wissen vermutlich nicht, dass sie von der Polizei erfasst wurden.

Deswegen plant der "Club Nr. 12", eine Vereinigung aktiver Bayern-Fans, eine Sammelanfrage zu organisieren. Vor dem Spiel gegen den Hamburger Sport-Verein an diesem Samstag werde man jedem interessierten Fan die Möglichkeit bieten, Auskunft über möglicherweise von der Polizei gespeicherte persönliche Daten zu erlangen, teilt Wolfgang Martin vom Club Nr. 12 mit.

Sicherheit
:Welche Daten die Münchner Polizei über Fußballfans sammelt

Registriert werden nicht nur Personen, die bei Fußballspielen Straftaten verübt haben. Kritiker sprechen von einem "willkürlichen Umgang" mit dem Datenschutz.

Von Martin Bernstein und Thomas Schmidt

Fan-Vertreter und Datenschützer sehen die Datensammlung der Polizei kritisch. Erfasst werden nicht nur Namen, sondern auch Angaben zu Religion, Fremdsprachenkenntnissen, DNA oder zu "besonderen Fähigkeiten". Registriert werden dabei nicht nur Straftäter, sondern auch Personen, die mit einem Vergehen in Verbindung gebracht werden, beispielsweise weil sie nur in der Nähe standen, als eine Straftat verübt wurde.

So könne es einem völlig unschuldigen Fan passieren, dass er überraschend am Flughafen aufgehalten werde, erklärt Martin. "Dir wird die Ausreise verweigert, denn unter deinem Namen taucht im Computer der Hinweis auf, dass du ein polizeibekannter Fußballgewalttäter bist. Dein Pech ist, dass im Nachbarland deines Reiseziels in diesem Sommer ein internationales Turnier stattfindet, weshalb man dich lieber nicht in dessen Nähe haben möchte."

Der Fan-Vertreter Martin kritisiert, dass es "noch nicht mal der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen eine Person bedarf, um in die Datei aufgenommen zu werden". Die Rechtshilfe des Club Nr. 12 möchte deswegen in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt München und Vertretern der AG Fananwälte mehr Transparenz herstellen und möglichst viele Fans dazu bewegen, bei der Polizei eine entsprechende Anfrage zu stellen. Wer will, kann sich am Spieltag von 12 bis 14 Uhr am Streetwork-Bus am Fuß der Esplanade eintragen. Es wird darum gebeten, eine Ausweiskopie mitzubringen.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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