Zölle:Das Beispiel Solarstrom

Europas Erzeuger haben einen Scheinsieg errungen.

Von Michael Bauchmüller

Irgendwann wird vielleicht auch Donald Trump noch die Nachteile des Protektionismus kennenlernen. Importzölle mögen der heimischen Industrie nutzen. Doch was diese zu höheren Preisen verkaufen kann, dafür muss die Kundschaft fortan tiefer in die Tasche greifen. So mag die Konkurrenz aus China und sonstwo zwar schwächer werden. Den Schaden aber haben die heimischen Verbraucher. Nur werden sie nie gefragt, ehe ein Zoll erhoben wird. Solch einen Scheinsieg haben die Europäer mit ihren Zöllen auf Solarmodule aus China auch eingefahren. Hiesigen Solarfirmen brachten sie zwar eine Verschnaufpause. Doch allen, die aus Sonne Strom erzeugen wollten, bescherten sie unnötig hohe Preise. Der Energiewende hat dieser Zoll damit mehr geschadet als genutzt. Daran ändert auch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Dienstag nichts, der alle Klagen chinesischer Firmen zurückwies.

Nun will Brüssel die Zölle noch ein letztes Mal um 18 Monate verlängern. Damit beginnt jener Teil der Operation Außenschutz, mit dem sich womöglich dereinst auch die Nachfolger Trumps werden beschäftigen müssen: die Rückkehr an den rauen Weltmarkt. Denn so bequem es sich unter Zollschutz wirtschaften lässt, so unangenehm wird es, wenn er irgendwann endet. Wieder müssen deutsche Solarfirmen aufpassen, dass sie nicht Opfer ihrer eigenen Lobbyerfolge werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: