Stilkritik:Ottifanten-Marke

Stilkritik: Foto: Deutsche Post

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Die Deutsche Post hat am Mittwoch eine "Ottifanten-Briefmarke" herausgebracht, sie heißt offiziell "Otto: Bunter Gruß vom Ottifanten", ist "nassklebend" und hat den Wert von 70 Cent, was für einen Standardbrief ausreicht.

Von Titus Arnu

Die Deutsche Post hat am Mittwoch eine "Ottifanten-Briefmarke" herausgebracht, sie heißt offiziell "Otto: Bunter Gruß vom Ottifanten", ist "nassklebend" und hat den Wert von 70 Cent, was für einen Standardbrief ausreicht. So vieles auf einmal aus einer anderen Zeit: nassklebende Briefmarken. Der Name "Otto". Bunte Grüße. Und was war noch mal ein Standardbrief?

Ein Brief, liebe Kinder (falls ihr aus Versehen gerade Zeitung lest), das ist eine Art handgeschriebene Whatsapp-Nachricht, ein Stück Papier, das man in einen Umschlag steckt, auf den man einen bunten Aufkleber im Wert von 70 Cent pappen muss. Dann schmeißt man das Papierzeug in einen Kasten, damit ein sogenannter "Postbote" schon wenige Tage später "bunte Grüße" an den Adressaten aushändigen kann. Hört sich seltsam an, ist aber so. In Deutschland entscheidet das Bundesfinanzministerium, welche Motive auf Briefmarken gedruckt werden: historische Ereignisse, bedeutende Persönlichkeiten, runde Jubiläen und "bedeutsame gesellschaftspolitische Themenfelder" sollen gewürdigt werden. Die ersten handgezeichneten Ottifanten waren 1975 auf sogenannten "Langspielplatten" des sogenannten "Blödelbarden" Otto Waalkes zu sehen - kein rundes Jubiläum. Es handelt sich also ganz klar um ein bedeutsames gesellschaftspolitisches Thema. Die nassklebende Botschaft: Comic-Elefanten, Blödelbarden und handgeschriebene Privatbriefe gehören angeblich zu den aussterbenden Arten, so wie Papierzeitungen, Pfeifenraucher und Füllfederhalter, sind aber quicklebendig. Das kann man schon mal feiern. Mit bunten Grüßen.

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