Museum:Scientology-Verdacht: Haus der Kunst trennt sich von Personalverwalter

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  • Der bayerische Verfassungsschutz ermittelt im Haus der Kunst.
  • Der Verdacht: Der Personalverwalter des Museums soll Scientology nahestehen.
  • Aus diesem Grund hat sich das Haus der Kunst von dem Mann getrennt.
  • Eine Versammlung für alle Mitarbeiter des Museums soll nun schon an diesem Donnersag stattfinden.

Von Susanne Hermanski

Das Haus der Kunst hat sich von seinem Personalverwalter getrennt, der unter dem Verdacht steht, Scientology nahezustehen. Am Mittwochabend erging eine Meldung von Okwui Enwezor, dem Direktor des Hauses, an alle Festangestellten, in der er mitteilte, man habe "die Rechtsbeziehung" mit dem Mann "beendet". Weiter schreibt Enwezor: "Wir haben diese Entscheidung in Absprache mit unseren juristischen Beratern getroffen. Darüber hinaus sind wir daran, dessen Arbeitsbereich zu reorganisieren, dessen Funktionen zu stärken und weiter zu professionalisieren, um die Arbeit und das Wohl aller Beschäftigten zu fördern."

Nähere Informationen zu der Reorganisation würden den Mitarbeitern in Kürze bekannt gegeben. "Sicherlich werden Sie Fragen haben und eine Gelegenheit suchen, Ihren Sorgen Ausdruck zu geben", schreibt Enwezor weiter. "Ich möchte Ihnen versichern, dass Ihre Stimmen Gehör finden werden."

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Ein bekennender Scientologe soll die Personalverwaltung des Museums leiten - und ist selbst nicht einmal dort angestellt. "Uns ist mehr als bewusst, wie ernst die Lage ist", sagt der zuständige Minister.

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Darüber hinaus teilt Enwezor in dem Schreiben mit, dass er die Mitarbeiterversammlung, zu der er für Montag, 6. März, eingeladen hatte, "unter dem Eindruck der jüngsten Entwicklungen" auf diesen Donnerstag, 2. März, vorverlegen möchte. "Ich werde Ihnen den zukünftigen Weg erläutern, den wir nach dieser aufgeregten Presseberichterstattung beschreiten werden."

Die Versammlung wird die erste von der Führung des Hauses initiierte Vollversammlung der Mitarbeiter sein, seit Enwezor das Haus der Kunst im Jahr 2011 übernommen hat, betont ein langjähriger Angestellter. In der ursprünglichen Einladung betonte Enwezor, dass alle, "inklusive der Aufsichten", aufgefordert seien zu kommen. Eine Gruppe von ihnen hatte für den Personalverwalter, der im Zentrum des Verfassungsschutzinteresses steht, bereits nach den ersten Berichten eine Solidaritätskundgebung vor dem Hauptportal der Museums abgehalten.

Am Dienstag hatten Personen aus demselben Kreis tagsüber noch versucht, Unterschriften in der Belegschaft des Hauses der Kunst für den Betroffenen zu sammeln. Andere Mitarbeiter der Aufsicht distanzierten sich jedoch bereits "ausdrücklich von denen, die sich medienwirksam vor dem Haus der Kunst präsentiert haben, um für den externen Dienstleister Partei zu ergreifen", so heißt es in einem Schreiben an die Süddeutsche Zeitung.

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Der Druck auf das Museum hatte zuletzt von innen ebenso wie von außen zugenommen. Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) hatte bestätigt, dass der Verfassungsschutz eingeschaltet worden sei und überprüfe, inwieweit Scientology im Haus der Kunst aktiv sei.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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