Geldanlage:Religiöse Rendite

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Der Anbieter der Bibel-Fonds würde das womöglich so übersetzen: Wenn Sie bislang keinen Erfolg an der Börse hatten, hilft Ihnen nun Gott.

(Foto: Andrew Burton/AFP)

Neue US-Fonds investieren nur in Firmen, die aus ihrer Sicht Bibel-konform arbeiten. "Homosexueller Lifestyle" gehört nicht dazu.

Von Lukas Zdrzalek

Am Anfang schuf der liebe Gott Himmel und Erde, am sechsten Tag bekanntlich die Menschen - und jetzt kommen, im Jahr 2017 nach Christi Geburt, die Bibel-Anlagefonds. Und es ist nur folgerichtig, dass die Lehren des Herrgotts investierbar werden. Was ist schon noch heilig.

Die amerikanische Firma Inspire Investing, frei übersetzt etwa "beseelte Geldanlage", hat die zwei außergewöhnlichen ETF-Fonds aufgelegt, die nach konservativen biblischen Werten anlegen. Das bedeutet: Die Fonds stecken kein Geld in die Alkohol- und die Glücksspielbranche, nicht in die Pornoindustrie. Außerdem sind Unternehmen verboten, die mit Abtreibungen Geld verdienen und einen "homosexuellen Lifestyle" propagieren, wie es die Firma ausdrückt.

Das hat natürlich nichts damit zu tun, dass Inspire Investing und seine Kunden Schwule und Lesben ablehnen würden. Im Gegenteil: "Wir lieben unsere Nachbarn in der Homosexuellenszene", sagt Robert Netzly, Chef der Fonds-Firma. Es gehe vielmehr darum, Unternehmen auszuschließen, die einen "aktivistischen Ansatz" verfolgen und ihr "Geld für eine liberale Agenda" ausgeben.

Die Fonds dürfen dagegen in Konzerne investieren, die ein "segensreiches Geschäft" betreiben. Darunter fällt etwa die Firma Xylem, die innovative Bewässerungsanlagen herstellt und so "Bauern in Entwicklungsländern hilft", ihre Erträge zu steigern. Weitere erlaubte Unternehmen sind der US-Sportartikelhersteller Under Armour mit seinen "großartigen Arbeitsbedingungen" und der Medizinkonzern Vertex Pharmaceuticals, der bahnbrechend im Kampf gegen Krebs wirke, sagt Chef Netzly.

Religiös Anlegen ist teuer

Das Anleger-Paradies hat zwei Tücken. Die erste ist, dass es sich um passive Fonds handelt. Diese sogenannten ETFs kommen, anders als aktive Fonds, ohne einen Fondsmanager aus, der entscheidet, welche Aktien er kauft. Vielmehr investieren passive Fonds automatisch nach festgelegten Regeln, was im Vergleich zu aktiven Fonds Kosten spart. Das Problem ist nur: Das Risiko ist tendenziell höher. Die Anleger machen einen Kursabsturz in Gänze mit, weil kein Fondsmanager einschreiten und Papiere verkaufen kann, bevor die Aktien weiter fallen.

Der zweite Haken: Die Bibel-Fonds sind für passive Produkte vergleichsweise teuer. Pro Jahr verlangt die Firma Gebühren von mehr als 0,6 Prozent der Anlagesumme. Zum Vergleich: Bei einem herkömmlichen passiven Fonds, der den Index Dax nachbildet, entstehen Sparern nur 0,1 Prozent Kosten. Der vermeintlich richtige Geldanlage- und Lebensweg ist also gut sechs Mal so teuer wie das Leben als gemeiner Sünder.

Wie wussten schon die Gläubigen über den mittelalterlichen Ablasshandel der Kirche zu sagen: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!"

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