Offener Brief:Studentischer Vizepräsident

Bayerns Studenten wollen in der Hochschulleitung mitreden. Deshalb fordern sie eine Gesetzesänderung - und bekommen dabei Unterstützung aus anderen Bundesländern.

Von Anne Kostrzewa

Bayerns Studenten wollen mitreden - und zwar dort, wo es um sie und ihre Belange geht: in der Hochschulleitung, wo sie neben Professoren, Mitarbeitern und dem Kanzler auch ihre Sichtweise einbringen wollen. Bei diesem Vorhaben bekommen die Studenten im Freistaat nun Unterstützung aus anderen Bundesländern. In einem offenen Brief appellieren Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Baden-Württemberg an den Wissenschaftsausschuss im Landtag. Sie fordern, das Bayerische Hochschulgesetz zu ändern, dahin gehend, dass auch im Freistaat Studenten in der Hochschulleitung vertreten sein dürfen.

Unterzeichnet ist der Brief von den studentischen Vizepräsidenten der Fachhochschule Potsdam, der Zeppelin Universität Friedrichshafen und der Hochschule (HS) Eberswalde sowie dem studentischen Prorektor der Uni Rostock - allesamt Studenten, die in ihrem Bundesland bereits als gewählte Vertreter in der Hochschulleitung ihrer Unis sitzen dürfen. In ihrem offenen Brief erläutern sie den Landtagsabgeordneten, welche Vorteile sie aus eigener Erfahrung in diesem Konstrukt sehen.

"Nach unserer Erfahrung läuft die Zusammenarbeit sehr kollegial und auf gleicher Augenhöhe ab", schreiben sie. Ihre Aufgabe sei es, zwischen Hochschulleitung und Studentenschaft zu vermitteln, sich aber auch dafür einzusetzen, dass studentische Projekte Gehör finden. Natürlich sei das ein zeitlicher Mehraufwand, aber einer, der sich für alle Seiten auszahle.

"Diese Möglichkeit wünschen wir uns auch in Bayern", sagt Constantin Pittruff. Er studiert an der HS München und ist designierter Sprecher der bayernweiten Studentenvertretung, der Landes-Asten-Konferenz. Ihm ist wichtig: "Es geht uns nicht darum, alle Hochschulen dazu zu verpflichten. Wir wollen lediglich die rechtliche Grundlage dafür schaffen, dass sie es können, wenn Interesse besteht."

Tatsächlich haben bereits erste Unis, darunter die Katholische Uni Eichstätt-Ingolstadt, ihr Interesse bekundet, Studenten in die HS-Leitung zu holen. Einzig: Sie dürfen es nicht. Das Bayerische Hochschulgesetz räumt den Unis zwar in diversen Punkten Autonomie ein - oftmals dort, wo nach Ansicht der Opposition mehr Steuerung durch die Staatsregierung hilfreich wäre. Studenten in der HS-Leitung mitreden zu lassen, kommt für das Wissenschaftsministerium aber nicht in Frage. "Die Hochschulleitungen in Bayern haben sich als leistungsstark bewährt", teilt ein Sprecher schriftlich mit. "Es besteht kein Anlass an dieser Konstruktion Änderungen vorzunehmen."

Constantin Pittruff schüttelt bei dieser Argumentation den Kopf. "Jede Hochschule soll selbst entscheiden dürfen, ob sie Studenten mitreden lässt, sie braucht dazu aber eine rechtliche Grundlage", sagt er. Das Nein der Staatsregierung klinge für ihn, "als vertraue sie den Hochschulen nicht, selbst zu entscheiden, was für sie der richtige Weg ist".

SPD, Grüne und Freie Wähler haben die Studenten schon auf ihrer Seite. Die SPD hat bereits im Februar dieses Jahres einen entsprechenden Gesetzentwurf eingereicht. Auch in Sachsen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen räumt das Landeshochschulgesetz die Möglichkeit studentischer Vizepräsidenten ein.

Dass deutschlandweit nur vier Studenten einen solchen Posten innehaben, ist für Pittruff und seine Kollegen der Studentenvertretung kein Gegenargument. "Das zeigt uns vielmehr, dass es grundsätzlich bei einigen Hochschulen Interesse gibt." Er glaubt: "Hätten wir in Bayern die rechtliche Möglichkeit, wären es bald deutlich mehr als vier."

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