BMW, Siemens und Schäffler bei Trump:Deutsche Manager auf heikler Mission bei Trump

BMW, Siemens und Schäffler bei Trump: Die Chefs von Siemens, BMW und Schaeffler: Joe Kaeser, Harald Krüger und Klaus Rosenfeld

Die Chefs von Siemens, BMW und Schaeffler: Joe Kaeser, Harald Krüger und Klaus Rosenfeld

(Foto: Reuters/Schellnegger/dpa)

Die Chefs von Siemens, Schäffler und BMW reisen mit Kanzlerin Merkel zum US-Präsidenten - und wollen ihm beweisen, dass ihre Unternehmen auch in den USA ein Job-Motor sind.

Von Thomas Fromm

Der Albtraum der Manager sieht so aus: US-Präsident Donald Trump kommt in den Besprechungsraum, hört sich kurz an, was sie zu sagen haben - und geht wieder. Weil er sich nicht mehr Zeit nehmen will. Weil er Gespräche über Freihandel ohnehin für Zeitverschwendung hält. Weil er längst beschlossen hat, ausländische Konzerne wie BMW oder Siemens mit Strafzöllen und Sondersteuern zu belegen. Was man sich also von dem Treffen mit dem Präsidenten erwartet? Schulterzucken in der Industrie. Dass man so gar nicht weiß, was einem bevorsteht, das gibt es selten in Wirtschaft und Politik. Wie verhandeln mit einem Mann, der davon überzeugt ist, dass die Wirtschaftsmacht USA über den Tisch gezogen wird, und zwar ganz besonders vom Exportmeister Deutschland?

Es ist eine delikate diplomatische Mission, und die Chefs von BMW, Siemens und des Autozulieferers Schaeffler, Harald Krüger, Joe Kaeser und Klaus Rosenfeld, haben sich einen Plan für ihre Runde mit Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel zurechtgelegt. Die Begegnung von Politik und Wirtschaft steht unter der geplanten Überschrift "Duale Berufsausbildung", und dass auch junge Auszubildende mit am Tisch sitzen, zeigt: Es soll menscheln. Ob dieser Plan aber so bleiben kann, ist fraglich. Denn nun soll das Vier-Augen-Gespräch von Merkel und Trump wohl erst am Freitag in Washington stattfinden.

In Zeiten von scharfer Anti-Globalisierungs-Rhetorik aus Washington ist eine solche Dramaturgie vielleicht überraschend, aber sie hat ihren eigenen Charme. Erstens braucht Trump so oder so ein besseres Ausbildungssystem, um schneller mehr qualifizierte Jobs in den USA zu schaffen. Und zweitens: Auch wenn man auf Themen wie Strafzölle und Exportüberschüsse zu sprechen kommt - es ist wohl einfacher, über Sinn und Unsinn von Handelskriegen zu streiten, wenn man vorher für eine harmonisch-konstruktive Gesprächsatmosphäre gesorgt hat. Da an dem Treffen nach letztem Stand nicht nur die deutschen Manager und die Chefs der US-Konzerne Dow Chemical, IBM und Salesforce.com teilnehmen sollen, sondern auch Trumps gefürchteter Chefstratege und ultrarechter Einflüsterer Stephen Bannon, dürfte am Ende vieles vom Atmosphärischen abhängen. "Es besteht die große Hoffnung, über ein positiv belegtes Thema wie Ausbildung für junge Menschen Anschluss zu finden", heißt es aus Industriekreisen.

BMW, Siemens, Schaeffler: Dass ausgerechnet die Lenker dieser drei Unternehmen nun als Wirtschaftsdelegation in die USA reisen, ist kein Zufall. Alle drei spielen auf dem amerikanischen Kontinent eine wichtige Rolle, und sie sollen Berlins Antwort auf Trumps Twitter-Tiraden sein. Dieser hatte unter anderem BMW mit Strafzöllen gedroht, sollte der Konzern Autos von Mexiko aus in die USA verkaufen wollen.

Fakten statt Fake News und Twitter-Diplomatie: BMW will dem Präsidenten erklären, dass man für geschätzte 70 000 Arbeitsplätze in den USA steht, direkt und indirekt. 9000 Jobs gibt es allein im BMW-Werk in Spartanburg in South Carolina, dazu kommen Tausende lokale Jobs in Zulieferbetrieben - wie zum Beispiel in den US-Betrieben des Komponentenlieferanten Schaeffler aus Herzogenaurach. Für den Münchner Technologiekonzern Siemens arbeiten in den USA mehr als 60 000 Mitarbeiter in 40 Werken; nach dem Kauf des US-Softwarespezialisten Mentor Graphics will man auf 70 000 kommen. Insgesamt sichern deutsche Unternehmen 750 000 Arbeitsplätze in den USA. Diese Zahl brachte die Kanzlerin persönlich noch vor ihrer Abreise ins Spiel.

BMW ist zudem der größte Auto-Exporteur der USA und damit für Lieferungen in Länder außerhalb der USA wichtiger als einheimische Wettbewerber wie General Motors. 70 Prozent der Autos, die dort gebaut werden, bleiben nicht in den USA, sondern werden exportiert. Spartanburg, das ist das inzwischen größte BMW-Werk überhaupt. Größer als München, größer als die BMW-Hallen im bayerischen Dingolfing. 450 000 Autos! Was also, fragen sich die deutschen Manager, soll nun das Gerede über "America first"? Schließlich investiere man längst da, wo Trump die Konzerne aus dem Ausland haben will: in den USA.

"Wir sind im Grunde ein sehr etablierter Bestandteil der Vereinigten Staaten", sagte Siemens-Chef Kaeser vor Wochen. Und BMW-Chef Krüger hält trotz Trumps Kritik an seinen Plänen für ein Werk in Mexiko fest. Zwei Manager, die einem Unternehmer, Milliardär und Präsidenten erklären sollen, wie globale Wirtschaft funktioniert. Aber man wird ja auch über das Thema Ausbildung reden.

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