Russlandreise:Seehofer muss in Russland zwei widersprüchliche Rollen ausfüllen

Seehofer besucht Russland

In der kommenden Woche wird CSU-Chef Seehofer erneut nach Russland reisen.

(Foto: dpa)

Der Ministerpräsident könnte damit nicht nur den Frieden zwischen CDU und CSU beschädigen.

Kommentar von Lisa Schnell

Sein Besuch beim russischen Präsidenten wird für Horst Seehofer eine Gratwanderung. Der bayerische Ministerpräsident muss in Moskau zwei Rollen ausfüllen, die nicht zueinander passen. So reist er mit einer großen Wirtschaftsdelegation, die von ihm erwartet, sich für Bayern starkzumachen. Das hat Seehofer bei seinem letzten Besuch Anfang 2016 getan.

Damals forderte er ein baldiges Ende der Sanktionen zwischen Russland und der EU. Den Konflikt in der Ost-Ukraine nannte er "Schießereien". Kaum ein kritisches Wort trübte Seehofers Eintreten für bayerische Interessen. Dass er so die harte Linie gegen Russland von Kanzlerin Angela Merkel konterkarierte, war ihm egal. Es kam Seehofer sogar gelegen als Machtdemonstration gegenüber der Kanzlerin.

Jetzt aber hat er Merkel mit zur Kanzlerkandidatin ausgerufen und betont die neue Einigkeit der Union. Um den innenpolitischen Dissens von CDU und CSU bei der Obergrenze für Flüchtlinge zu umgehen, hebt Seehofer Merkels Qualitäten als Außenpolitikerin hervor. Der CSU-Chef kann aber nicht einerseits Merkels internationales Geschick loben und ihr andererseits in Moskau außenpolitisch in den Rücken fallen. Übt er wieder kaum Kritik an Russland, ist das doppelt schädlich. Seehofer würde damit den Frieden zwischen CDU und CSU beschädigen, aber vor allem die Position Deutschlands gegenüber Russland schwächen.

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