Oberschleißheim:Der Bahnhof soll oben bleiben

Oberschleißheim: Der Oberschleißheimer S-Bahnhof soll nach dem Willen der Gemeinderäte nicht unter die Erde verlegt werden.

Der Oberschleißheimer S-Bahnhof soll nach dem Willen der Gemeinderäte nicht unter die Erde verlegt werden.

(Foto: Catherina Hess)

Nach den aktuellen Planungen würde mit der Absenkung der Gleise auch die S-Bahnstation verlegt und unter die Erde verbannt. Die Gemeinderäte lassen jetzt Alternativen prüfen.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Auch wenn eine Tieferlegung der Bahn durch Oberschleißheim ein Sehnsuchtsziel im Rathaus bleibt - alle Bedingungen für das Jahrhundertprojekt will der Gemeinderat auch nicht ohne weiteres schlucken. Nach massiver Kritik an Details der aktuellen Planvariante will das Rathaus nun auf eigene Faust zwei weitere Alternativen untersuchen lassen. Angelpunkt der neuen Denkansätze ist die Situierung des Bahnhofs, an der sich aktuell die Hauptkritik entzündet hatte.

Integraler Bestandteil der aktuell verhandelten Variante ist es, bei der Tieferlegung der Gleise in einen offenen Trog auch den bestehenden S-Bahnhof in den Trog zu verlegen und zwar auf Höhe der Dachauer Straße. So soll der künftige Uni-Campus der Tierärztlichen Fakultät im Süden des Ortes besser angebunden werden - eine Planungsvariante, mit der erreicht wurde, dass auch die Münchner Universität und mit ihr der Freistaat Bayern hinter dem Projekt stehen.

Die Bürgerinitiative will einen zweiten Bahnhof

Für das Oberschleißheimer Ortsgefüge aber wird diese Verlegung mindestens als unnütz angesehen, wenn nicht als negativ. Zwei Alternativen wurden am Dienstag im Verkehrsausschuss des Gemeinderats ins Spiel gebracht. Die Bürgerinitiative "Bahn im Tunnel" hat eine Lösung erarbeitet, den Bahnhof nicht unter die Erde zu legen, sondern den Trog mit einem zusätzlichen oberirdischen S-Bahnhalt im Süden des Ortes zu verbinden, was deutlich günstiger käme. Der Uni-Campus wäre damit genauso gut erschlossen wie mit der Bahnhofsverlegung und der Ort nicht schlechter als bisher.

Unter dem momentanen Zwang, den Bahnhof unterirdisch an die Dachauer Straße zu setzen, seien "zu viele Dinge in die Planung hineingebaut, die nicht vernünftig sind", sagt Casimir Katz von der Bürgerinitiative, "das krankt einfach". So sei die Planung "nur teurer, aber nicht besser" geworden. Ein zweiter Bahnhof würde den Trog deutlich entzerren und so optimale technische Lösungen ermöglichen.

Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FWG) verwies hingegen darauf, dass seine internen Vorverhandlungen mit den Projektbeteiligten ergeben hätten, dass ohne diese Bahnverlegung keine Realisierungschance für den Trog bestehe. Freistaat und Bahn AG seien nur mit diesem Zusatzargument zu motivieren. Er brachte daher als Kompromissvariante ein, die Pläne im Grundsatz zu belassen, aber den unterirdischen Bahnhof weiter nach Norden zu verschieben, also näher an den bestehenden Bahnhalt.

Die beste Lösung - aber keine gute

Einstimmig empfahl der Ausschuss eine Ergänzung der Machbarkeitsstudie für den Bahntrog um diese beiden Varianten. Im Herbst hatte der Gemeinderat noch einstimmig und mit großem Hurra der Planvariante aus dieser Studie zugestimmt. Erst anschließend setzten massive Bedenken ein, die jetzt zu dieser nachträglichen Debatte geführt hatten. Für die Grünen nannte Markus Büchler die Planung aus der Studie "städtebaulich ein Desaster". Florian Spirkl (SPD) befand, dass die Lösung "von den untersuchten Varianten die beste" gewesen sei - "aber keine gute". In der Debatte habe man jetzt schon zwei bessere Lösungen gefunden.

Kuchlbauer forderte eindringlich, bei allen Wünschen des Gemeinderats immer auch die Interessen von Uni und Bahn mitzunehmen: "Eine reine Tieferlegung der Gleise ohne Bahnhofsverlegung bekommen wir nicht." Aber für den Gemeinderat müssten die Interessen des Ortes im Vordergrund stehen, sagte Peter Benthues (CSU): "Wenn wir uns einreden, keine Chance zu haben, haben wir schon verloren." Die momentane "gewisse Bereitschaft" bei Bahn, Freistaat und Landkreis für eine Troglösung solle man doch optimal ausgestalten.

Ausdrücklich ausklammern wollte der Bürgermeister in der Argumentation den Straßenverkehr. Die Grünen hatten nachdrücklich davor gewarnt, dass die Situation durch die Troglösung eskalieren könnte. Würde durch die Tieferlegung der Bahn die Bahnschranke in der Bundesstraße 471 entfallen, würde "der Korken aus dem Flaschenhals" der rings um Oberschleißheim optimal ausgebauten Straße entfernt, mahnte Büchler, und der Durchgangsverkehr dann wohl drastisch zunehmen. Kuchlbauer hielt dagegen, eine Verkehrslösung für die B 471 müsse in jeder denkbaren Variante neu kreiert werden, so dass die Trogdebatte davon nicht beeinflusst werden solle.

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